Fabian Bohn
Ratgeber zu Augenentzündungen
Rötung, Tränen, Sehstörungen: Augenentzündungen haben ein vielfältiges Erscheinungsbild mit diversen Ursachen. Unbehandelt entwickeln einige Formen schwere Folgen mit dauerhaften Schäden bis hin zur Erblindung. Wissenswertes zu den unterschiedlichen Augenentzündungen, wie sie entstehen, woran sie erkannt und wie sie behandelt werden.
Kurzfassung
- Augenentzündungen können verschiedene Bereiche des Auges betreffen.
- Zu den häufigsten Augenerkrankungen zählen Bindehautentzündungen.
- Nicht jede Augenentzündung äußert sich als akuter Notfall mit spürbaren Beschwerden.
- Unbehandelt können manche Formen zur Erblindung führen.
- Bei Augenentzündungen ist ein Arztbesuch notwendig.
- Eine Selbsttherapie ist in beschränktem Maße nur bei einer Bindehautentzündung angezeigt.
- Viele Augenentzündungen lassen sich mit der richtigen Prävention verhindern.
Definition
Das Auge ist ein komplex aufgebautes Sinnesorgan. Von den Lidern bis zum Sehnerv sind zahlreiche zum Teil feinste Gewebestrukturen an der Funktion des Auges beteiligt. Fast alle Bereiche des Auges können sich entzünden. Bei einer Augenentzündung handelt es sich um eine lokale Immunreaktion, der Körper versucht einen schädigenden Reiz zu entschärfen. Dieser kann unterschiedliche Ursachen haben.
Die entstehende Entzündungsreaktion kann je nach Lage des Entzündungsherdes weitere Symptome hervorrufen. Bleibt eine passende Behandlung aus, droht der teilweise oder komplette Verlust der Sehfähigkeit.
Ursachen
An einer Augenentzündung sind lokale Reaktionen des Immunsystems beteiligt, dafür kommen unterschiedliche Reize in Betracht. Von primären Auslösern spricht man, wenn der Reiz direkt zur Entzündung führt. Sekundäre Entzündungen entwickeln sich basierend auf anderen Erkrankungen.
Die Übersicht zeigt die häufigsten Ursachen und Formen einer Augenentzündung:
Ursache | Formen | Beispiele |
---|---|---|
Infektion | Bakterien |
|
Viren |
| |
Pilze |
| |
Parasiten |
| |
Intoxikation | Kontakt mit Aerosolen |
|
Gifte |
| |
Allergien/ Nebenwirkungen | Biologische Antigene |
|
Medikamente |
| |
Kosmetika |
| |
Irritationen | Physikalisch / mechanisch |
|
Chemisch |
| |
Thermisch |
| |
Photochemisch |
| |
Erkrankungen | Fortgeleitete Entzündung |
|
Endogene (innerliche) Ursachen |
|
Aufgrund der geringen Größe des Auges breiten sich Augenentzündungen leicht vom Ursprungsherd in tieferliegende Gewebestrukturen aus. Menschen mit Vorkrankungen, Stoffwechselstörungen oder Autoimmunerkrankungen haben ein höheres Risiko für Augenentzündungen.
Formen
Am besten lassen sich die vielen Formen der Augenentzündungen anhand der Lage unterscheiden.
Äußeres Auge
Augenentzündung | Betroffenes Gewebe |
Blepharitis | Lidrand |
Dakryozystitis | Tränensack |
Gerstenkorn (Hordoleum) | Zeis- oder Moll-Drüsen beim äußeren Gerstenkorn Meibom-Drüsen beim inneren Gerstenkorn |
Hagelkorn (Chalazion) | Meibom-Drüsen |
Vorderer Augenabschnitt (sichtbarer Teil des Auges)
Augenentzündung | Betroffenes Gewebe |
Konjunktivitis | Bindehaut |
Keratitis | Hornhaut |
Keratokonjunktivitis | Bindehaut und Hornhaut |
Uveitis | Augenhaut |
Skleritis | Hülle des Augapfels |
Iritis | Regenbogenhaut |
Die bekanntesten, häufigsten und im Vergleich zu den anderen harmlosen Augenentzündungen sind die bakteriellen und viralen Bindehautentzündungen.
Je tiefer der Entzündungsherd im Auge liegt, desto größer ist die Gefahr langfristiger Schäden mit Verlust der Sehkraft bis hin zur Erblindung. Es gilt: Rechtzeitig erkannt sind alle Formen gut behandelbar.
Hinterer Augenabschnitt und Sehnerv
Augenentzündung | Betroffenes Gewebe |
Retinitis | Netzhaut |
Neuritis Nervi Optici | Sehnerv |
Zum Augenhintergrund gehören außer Netzhaut und Sehnerv die Makula (gelber Fleck, der Bereich des schärfsten Sehens) und der Glaskörper. Entzündungen am Sehnerv oder an der Netzhaut haben häufig endogene Ursachen und sind schwierig zu behandeln. Das Risiko für eine dauerhafte Schädigung ist hoch.
Vorsorgeuntersuchungen einmal im Jahr sind wichtig, um diese Veränderungen frühzeitig zu erkennen.
Symptome
Die Symptome richten sich nach der Ursache. Dennoch machen sie sich in verschiedenen Ausprägungen bei vielen Augenentzündungen bemerkbar:
- Rötung: deutliche Rotfärbung durch Einblutungen, insbesondere im Augenweiß bei bakterieller Entzündung; bei viraler Entzündung ist die Farbe eher rosa
- Juckreiz: im Bereich der Lider
- Schwellung: geschwollene Lider – zum Teil erbsengroß – bis in das umliegende Gewebe, manchmal mit Einblutungen
- Tränenfluss: mehr oder minder starkes Tränen der Augen, mit Bildung eines Sekrets von farblos bis grünlich-gelb durch bakterielle Eiterbildung, gegebenenfalls mit Krustenbildung und eitrigen Abszessen
- Fremdkörpergefühl: Wahrnehmung, ein kratzendes Sandkorn, kleines Insekt oder eine Wimper zwischen Augenoberfläche und Lid zu haben, auch wenn sich tatsächlich nichts dort befindet
- Sehstörungen: verschwommene Sicht bis zur vollständigen Erblindung
- Lichtempfindlichkeit (Photosensitivität): unangenehme Wahrnehmung des Lichts
- Schmerzen: oberflächliches Brennen bis zu tiefsitzenden Schmerzen
Nicht jede Augenentzündung äußert sich als akuter Notfall mit spürbaren Beschwerden. Es gibt vor allem im Augenhintergrund schleichend verlaufende Entzündungen. Einige der tiefliegenden endogenen Augenentzündungen verlaufen asymptomatisch und werden oft erst entdeckt, wenn bereits ein irreparabler Schaden eingetreten ist und das Gesichtsfeld deutliche Einschränkungen aufweist. Bei der Netzhautentzündung (Retinitis) kann es nach relativ kurzer Zeit zur Nachtblindheit kommen.
Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) empfiehlt, neue oder anhaltende Augenprobleme grundsätzlich augenärztlich untersuchen zu lassen, um Infektionen mit Bakterien oder Viren auszuschließen.
Diagnose
Geben die Symptome einen klaren Hinweis auf eine Augenentzündung, ist eine umfassende Diagnostik notwendig.
- Anamnese: Grundlage der Diagnose ist ein ausführliches Gespräch über die Symptome, deren Auftreten, zeitliche Abläufe und mögliche Kontakte mit Auslösern. In diesem Rahmen werden auch Vorerkrankungen, Medikamente und sogar Reiseaktivitäten angesprochen. Durch Klimaerwärmung, Migration und weltweite Mobilität treten in Deutschland neue entzündliche Augenerkrankungen auf, ausgelöst durch Mücken und Fliegen als Träger tückischer Viren und Bakterien.
- Optische Untersuchung: In einem zweiten Schritt vergrößert der Augenarzt/die Augenärztin das vordere Auge mithilfe eines speziellen Mikroskops – einer Spaltlampe. Diese erzeugt einen spaltförmigen Lichtstrahl, der das Auge durchleuchtet und Veränderungen erkennbar macht. Vorher werden die Pupillen mit Augentropfen vergrößert. Schäden an der transparenten Hornhaut (Cornea) können mit einem fluoreszierenden Medikament sichtbar gemacht werden. Ein Augenspiegel (Ophthalmoskop) ist das Standardgerät in der Augenheilkunde, um die Netzhautstruktur des Augenhintergrunds zu untersuchen. Auch hier werden häufig pupillenvergrößernde Augentropfen gegeben. Mit der Methode lassen sich krankhafte Veränderungen der Netzhaut (Retina), der Aderhaut und des Sehnervs erkennen. Liefert die Untersuchung Hinweise auf Veränderungen, kann eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) der Augen zur weiteren Abklärung durchgeführt werden.
- Abstrich: Entzündungen am äußeren Auge wie Blepharitis, Konjunktivitis oder Keratitis können sicher erkannt und diagnostiziert werden. Bestehen Hinweise auf eine infektiöse Augenentzündung im vorderen Augenabschnitt, wird ein Abstrich gemacht, um die genauen Erreger zu bestimmen.
- Funduskamera: Zur gründlichen Betrachtung und Beurteilung der hinteren Augenstrukturen – Netzhaut einschließlich der Papille und der versorgenden Blutgefäße – kommt eine Netzhautkamera zum Einsatz. Damit werden hochauflösende Fotos angefertigt, um mögliche Entzündungsherde zu erkennen. Fundusbilder zeigen den Augenhintergrund orange-rötlich.
- Sehtest: Falls die Ursachen für spezielle oder tieferliegende Entzündungen und Einschränkungen nicht eindeutig zu klären sind, kann ein Test der Sehkraft Aufschluss geben.
- Weitere Untersuchungen: Die Hornhaut des Auges gibt Auskunft über Schäden am gesamten Nervensystem. Bei Verdacht auf bestimmte Entzündungsvorgänge kann ein neurologischer Check, eine Allergietestung, eine internistische Untersuchung notwendig werden.
Asymptomatische Entzündungen werden im Rahmen von Vorsorge-untersuchungen erkannt.
Behandlungen
Art und Umfang der Behandlung hängen von der genauen Diagnose ab. Viele Präparate werden direkt am Ort des Geschehens eingesetzt.
Tränenersatzmittel und Augentropfen
Beim Trockenen Auge können rezeptfreie Tränenersatzflüssigkeiten ohne Konservierungsstoffe für eine ausreichende Befeuchtung des Auges sorgen. Nicht immer reicht ein einfacher Tränenersatz aus. Es können auch spezielle Augentropfen notwendig sein, die den Tränenfilm stabilisieren und das Auge feucht halten.
Bei einer Pollenallergie ist eine Basistherapie mit Tränenersatzmitteln und antiallergischen Wirkstoffen (Antihistaminika) sinnvoll. Die Tränenersatzmittel spülen Pollen rasch aus den Augen, Antihistaminika verhindern die Ausschüttung von Histamin.
Konservierungsstoffe in Tränenersatzflüssigkeiten und Augentropfen verhindern, dass mit dem Präparat Krankheitserreger ins Auge gelangen. Über lange Zeit und häufig angewendet, können sie jedoch zu einer chronischen Entzündung der Augenoberfläche führen, mit typischen Beschwerden des Trockenen Auges (Sicca-Syndrom): Juckreiz, Brennen, Rötungen, Lichtempfindlichkeit, verschwommenes Sehen und Probleme beim Arbeiten am Bildschirm. Ein bestehendes Trockenes Auge kann sich verschlechtern. Der Wechsel auf konservierungsmittelfreie Augentropfen ist sinnvoll.
Antibiotika
Für bakterielle Augeninfektionen kommen Antibiotika in Form von Salben und Tropfen zum Einsatz – am besten nach drei Tagen Wartezeit, da Bakterien zunehmend unempfindlich auf Antibiotika reagieren. Experten der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) raten zur Zurückhaltung.
Die Präparate werden wahlweise mehrfach täglich in die Lidfalte eingetropft oder als Salbenstrang hineingelegt. Die orale Einnahme eines Antibiotikums kann bei tiefsitzenden Infektionen notwendig werden, damit der Wirkstoff die Entzündung erreicht. Bei der infektiösen Augenentzündung ist eine Krankschreibung ratsam.
Viele Augenerkrankungen lassen sich auch in der Schwangerschaft und Stillzeit mit einem Antibiotikum in Salbenform ohne Nachteile für das Kind behandeln.
Virostatika
Bei viralen Augeninfektionen werden Lösungen, Suspensionen, Gele oder Salben ins Auge verabreicht. Diese hemmen die Virusvermehrung, die Entzündungen und lindern die Symptome. Jedes antivirale Medikament wirkt auf verschiedene Enzyme, die das Virus benötigt, um seine Erbinformationen zu vervielfältigen und sich so zu vermehren.
Glukokortikoide
Glukokortikoide, umgangssprachlich häufig Cortison genannt, gehören in Deutschland zu den am häufigsten verordneten Medikamenten bei Autoimmunerkrankungen, Allergien, Entzündungen. Doch hinter dem Begriff Glukokortikoide verbergen sich verschiedene Substanzen, die auch in ihrer Wirkkraft und Wirkdauer unterschiedlich sind. Grundsätzlich aber haben alle ein Ziel: Entzündungen lindern.
Im Einzelfall ist der Einsatz von Cortison unverzichtbar, auch in der Augenheilkunde. Bei schweren Entzündungen unterdrücken entsprechende Augentropen die Entzündung und geben dem Gewebe Zeit zum Heilen. Unter Umständen muss die Pupille mit einem pupillenerweiternden Medikament (Mydriatikum) weit gestellt werden, um Spätschäden zu verhindern.
Zu bedenken ist bei der Anwendung von Cortison-Präparaten, dass der Augendruck ansteigen kann und die körpereigene Abwehr herabgesetzt wird. Folglich wird die Einnahme nur nach intensiver augenärztliche Diagnostik verordnet, soll genau nach Vorschrift und nicht länger als notwendig erfolgen.
Ein nicht aufgebrauchtes Cortisonpräparat soll nicht mehr verwendet werden, wenn ähnliche Symptome auftreten wie bei der letzten Entzündung, für die das Arzneimittel verschrieben wurde.
Antihistaminika
Geeignete Medikamente gibt es rezeptfrei in der Apotheke als Augentropfen, Nasensprays oder als Lösungen zum Inhalieren. Dennoch sollten Betroffene immer mit ihrem Arzt besprechen, welche Mittel für sie am besten geeignet sind, anstatt auf eigene Faust in die Apotheke zu gehen. Wichtig ist es, rechtzeitig mit der Behandlung zu beginnen, auch um die Gefahr einer allergischen Bindehautentzündung zu minimieren. Die macht sich so bemerkbar: Die Augen röten sich, jucken, brennen und tränen stark, obwohl sie sich gleichzeitig trocken anfühlen.
Am besten werden Antihistaminika vier Wochen mehrmals täglich angewendet, damit sie ihre volle Wirkung entfalten. Noch besser: Die Anwendung beginnt bereits vor der Allergiesaison und wird bis zum Ende durchgängig fortgesetzt.
Für den akuten Anfall eignen sich Antihistaminika als Augentropfen, um eine Linderung zu erreichen. Gefäßverengende und abschwellende Augentropfen sollten vermieden werden. Diese lindern die Beschwerden nur kurzzeitig und schädigen zudem die Bindehaut. Sobald das Medikament abgesetzt wird, kehren die Symptome verstärkt zurück. Auf Kontaktlinsen sollten Allergiker während der Pollenzeit nach Möglichkeit verzichten. Eine eng anliegende Sonnenbrille schützt zusätzlich davor, dass Pollen in die Augen gelangen.
Biologika und Biosimilars
Seit gut zehn Jahren stehen zur Behandlung schwerer chronischer Augenentzündungen auch Biologika und Biosimilars zur Verfügung. Bei zwei Dritteln der Patienten mit Uveitis oder Skleritis schlagen die Medikamente erfolgreich an: Die Entzündung kann eingedämmt und eine Sehverschlechterung aufgehalten werden. Auch für Kinder können die Substanzen eine sinnvolle Alternative zu Cortison sein.
Biologika sind gentechnisch hergestellte Substanzen, die gezielt Botenstoffe in einer Entzündung blockieren, sie stammen ursprünglich aus der Rheumatologie. Biosimilars sind preiswerte Nachahmerprodukte. Biologika oder Biosimilars werden intravenös oder als Spritze ins Fettgewebe in Intervallen von zweimal wöchentlich bis monatlich verabreicht.
Skleritis und Uveitis machen etwa fünf bis zehn Prozent der Erblindungen in Deutschland aus. Die Therapie ist teuer: Die Kosten für Biologika betragen etwa 21.000 Euro pro Jahr, für Biosimilars rund 13.500 Euro.
Selbsttherapie
Eine Selbsttherapie ist in beschränktem Maße nur bei Bindehautentzündungen angezeigt.
Bakterielle oder virale Bindehautentzündung
Bei über 60 Prozent der Betroffenen heilt diese binnen fünf Tagen von allein wieder ab. Antibiotische Augentropfen können helfen, die Krankheitsdauer bei einer bakteriellen Konjunktivitis zu verkürzen. Studien zeigen jedoch, dass sich damit problemlos drei Tage warten lässt.
In dieser Zeit werden die Beschwerden mit Tränenersatzflüssigkeit („künstliche Tränen“) und morgendlichen Augenkompressen gelindert. Zu dem Zweck wird am besten ein Wattepad in abgekochtes, lauwarmes Wasser getränkt, die Lidränder und Wimpern werden vorsichtig von außen nach innen ausgewischt. Wattepad anschließend entsorgen. So kommt etwa die Hälfte der Patienten ganz ohne Antibiotika aus. Macht sich nach drei Tagen keine Besserung bemerkbar, kann ein Augenarzt immer noch ein Antibiotikum verordnen. Diese Frist sollte eingehalten werden, damit der richtige Zeitpunkt für eine Therapie nicht verpasst wird.
Prävention
Viele Augenentzündungen lassen sich verhindern, zum Beispiel so:
Hygiene
Es ist wichtig, die Hände häufig und gründlich zu waschen, besonders vorm Berühren der Augen. Handtücher und Co. nutzen nur Sie, die Hände bleiben weitgehend dem Gesicht fern. Und: Make-Up abends bitte sorgfältig entfernen.
Äußere Einflüsse
Vermeiden Sie Trigger wie extreme Zugluft, Rauch, Staub oder trockene Raumluft und tragen Sie eine Schutzbrille, wenn Sie mit Materialien arbeiten, bei denen es zu umherfliegenden Spänen oder Splittern kommen kann.
Schlafsand
Wer morgens aufwacht, bemerkt oft eine krümelige Substanz an den Lidrändern. Dieser sogenannte Schlafsand ist über Nacht getrocknete Tränenflüssigkeit, die zusammen mit Staubteilchen, Zell- und Sekretresten Krümel bildet. Für die Gesundheit des Auges ist es ratsam, den Schlafsand nicht mit den Händen wegzureiben, sondern mit Wasser wegzuwaschen. So werden keine Keime auf die empfindliche Augenoberfläche übertragen.
Kontaktlinsen
Ein nachlässiger Umgang mit Kontaktlinsen, mangelnde Pflege und die Reinigung nur mit Leitungswasser gelten als Hauptursachen für infektiöse Hornhauterkrankungen, eine der häufigsten Erblindungsursachen. Ist die Hornhaut getrübt, hilft oft nur eine Transplantation. Der Grund: Gefährliche Keime wie Akanthamöben, Viren oder Pilze können sich unbemerkt in das weiche Material der Kontaktlinse einnisten und dort vermehren. Bei etwa fünf Prozent der Betroffenen handelt es sich um eine Akanthamöben-Infektion. Die Einzeller kommen in der Erde, im Leitungswasser und in Klimaanlagen vor und sind gefräßig; die Parasiten fressen ein Loch in die Hornhaut. Deshalb: Träger von Kontaktlinsen reinigen und desinfizieren diese nach dem Tragen stets sorgfältig nur mit empfohlenen Reinigungsmitteln streng nach Gebrauchsanleitung. Gründliches Händewaschen beim Einsetzen und Entfernen der Linsen gehört selbstverständlich zum sachgemäßen Gebrauch.
Ebenso wichtig wie die Desinfektion der Linsen ist die Reinigung des Behälters. Auch hierbei ist Leitungswasser tabu. Am besten ist es, den Behälter mit der Lösung auszuspülen und an der Luft trocknen zu lassen. In regelmäßigen Abständen sollte er zusätzlich mit einer Kochsalzlösung gereinigt und spätestens nach drei Monaten gegen einen neuen Behälter ausgetauscht werden.
Schießlich: Verzichten Sie beim Schwimmen auf Kontaktlinsen, die können sich am Auge festsaugen, es kann zu schmerzhaften Abschürfungen an der Hornhaut kommen.
Schwimmbrille
Tragen Sie beim Schwimmen in einem Frei- oder Hallenbad eine gut sitzende Schwimmbrille. Durch eine Reaktion von Chlor mit Urin, Schweiß, Schmutz und Schmutzpartikeln im Badewasser entstehen chemische Verbindungen, die den schützenden Tränenfilm der Augen reizen. Mehr noch: Der Kram kann in Hornhaut und Bindehaut des Auges eindringen und dort Entzündungen auslösen. Bakterien verursachen 80 Prozent aller infektiösen Hornhauterkrankungen am Auge. Normalerweise klingen die Symptome nach wenigen Stunden ab. Augentropfen mit Tränenersatzflüssigkeit lindern das Brennen. Halten die Beschwerden länger als 24 Stunden an, suchen Sie einen Augenarzt auf, um eine Infektion auszuschließen.
Augen feucht halten
Der Tränenfilm reinigt, ernährt die Augenoberfläche und schützt sie vor Krankheitserregern. Produziert die Tränendrüse weniger Flüssigkeit, kann die Augenoberfläche eher austrocknen. Dagegen helfen bewusst häufiges Blinzeln, regelmäßiges lüften, ein Spaziergang an der frischen Luft und ausreichende Flüssigkeitsaufnahme. Zusätzlich helfen Augentropfen, die Augen zu beruhigen und feucht zu halten. Diese sollten jedoch keine Konservierungsstoffe enthalten.
Meibom-Drüsen pflegen
Während der Wechseljahre verändert sich das Gleichgewicht der Hormone im weiblichen Körper – mit bekannten Folgen für die Fruchtbarkeit, den Stoffwechsel, den Schlaf und die Psyche. Weniger bekannt ist, dass auch die Augen auf die sinkenden Hormonspiegel reagieren: Nahezu zwei Drittel aller Frauen haben in und nach den Wechseljahren mit trockenen Augen zu kämpfen. Für die Entstehung oder Verschlechterung eines Trockenen Auges (Sicca-Syndrom) ist vor allem der fehlende Androgeneinfluss bedeutsam: Die Meibom-Drüsen – Talgdrüsen im Lidrand, die den öligen Anteil des Tränenfilms produzieren – sind weniger aktiv. Frauen mit ausgeprägten oder anhaltenden Beschwerden sollten augenärztlichen Rat einholen und die individuellen Ursachen ebenso wie die Zusammensetzung des Tränenfilms untersuchen lassen.
Liegt eine Störung der Meibomdrüsen vor, hilft konsequente Lidkantenpflege mit feucht-warmen Kompressen oder mit einer (für Privatpatienten verordnungsfähigen) Augenmaske aus Baumwolle, gefüllt mit Traubenkernen: Zunächst einmal täglich – später einmal wöchentlich – wird diese abends erwärmt und für zehn Minuten auf die Augen gelegt. Bei beiden Anwendungen werden anschließend Unter- und Oberlid mit dem sauberen Zeigefinger sanft gedrückt, um verdickten Talg aus den inzwischen gekrümmten Meibom-Drüsen zu lösen. So können diese im Lauf der Zeit ihre ursprünglich längliche Form wieder annehmen. Wenn die Meibom-Drüsen sich öffnen und den verflüssigten Talg freigeben, ist dies durch ein leichtes Platzgeschräusch hörbar.
Sport treiben & bewusst ernähren
Da ein geschwächtes Immunsystem einer der wesentlichen Risikofaktoren für Entzündungen ist, tut auch den Augen alles gut, was die Immunabwehr stärkt. Dazu gehört regelmäßige körperliche Aktivität und eine ausgewogene Ernährung mit hohem Anteil an Omega-3-Fettsäuren.
Medikamente wechseln
Besprechen Sie mit Ihrem Arzt einen Wechsel der verwendeten Arzneimittel, die bei Ihnen Augenentzündungen begünstigen.
Jährlich zum Augenarzt
Patienten mit bestimmten Erkrankungen achten besonders auf ihre Augen. Das gilt unter anderem für Neurodermitis, Allergien, Gürtelrose, Trockenes Auge, Diabetes, Autoimmunerkrankungen.
UV-Licht
Sonnenstrahlung kann am Auge akute und chronische Schäden verursachen. Davor schützt eine geeignete Sonnenbrille – idealerweise ab einem mittleren UV-Index von 3. Das empfiehlt die S3-Leitlinie „Prävention von Hautkrebs“ der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF), Deutschen Krebsgesellschaft e.V. (DKG) und Deutschen Krebshilfe (DKH) von März 2o21. Eine Sonnenbrille sollte mit dem Zeichen „UV400“ gekennzeichnet sein und das Auge auch vor seitlich einfallender Strahlung schützen. Der UV-Index wird häufig in Wettervorhersagen angegeben, auch verschiedene Wetter-Apps bieten diese Information.
In der Norm DIN EN ISO 12312 sind die Eigenschaften von Sonnenbrillen beschrieben. Hier sind fünf verschiedene Blendungskategorien definiert. Im Alltag reicht eine Sonnenbrille der Kategorie 2 oder 3. Unter extremen Bedingungen wie in den Bergen und auf dem Meer werden Brillen der Kategorie 4 eingesetzt. Diese sind nicht für das Autofahren geeignet, da sie den Seheindruck zu stark abdunkeln.
Fragen und Antworten
Meine Lidränder sind oft entzündet. Was kann ich tun?
Lidrandentzündungen sind häufig chronisch. Das tägliche Reinigen dieser Ränder mit einem weichen, feuchten Baumwolltuch und einer sanften Reinigungslösung entfernt Sekretreste und öffnet die Poren. Diese Maßnahme kann als Hilfe in der Heilungsphase und zur Prophylaxe angewendet werden.
Ist meine Erkältung Ursache für meine entzündeten Augen?
Das ist gut möglich. Viele Patienten entwickeln bei einem starken Schnupfen auch Augenprobleme. In diesem Fall hilft ein abschwellendes Nasenspray mit Meersalzwasser, um die Tränenkanäle freizubekommen. Tritt keine Besserung ein, hilft der Augenarzt.
So kann TeleClinic helfen
Zu den häufigsten und meist harmlosesten Augenerkrankungen zählen Bindehautentzündungen. In einem Online-Arztgespräch per Video bequem von Zuhause erhalten Sie in wenigen Minuten eine individuelle Beratung und können mit dem passenden Medikament schnell Abhilfe schaffen. Ein Rezept schickt Ihnen der Augenarzt nach dem Gespräch direkt über die App, Sie können es in einer Apotheke in Ihrer Nähe einlösen oder sich das Mittel liefern lassen. Bei Bedarf erhalten Sie auch eine Krankschreibung.
Quellen
- https://www.aerzteblatt.de/archiv/6458/Immunpathologische-Erkrankungen-des-Auges
- https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/117042/Bei-Augenentzuendungen-auch-an-exotische-Krankheitserreger-denken
- https://www.dog.org/wp-content/uploads/2019/02/PM-DOG_2019_Biologika_September_F.pdf
- https://www.dog.org/wp-content/uploads/2012/02/PM_DOG_Antibiotikaresistenzen-Juni-2012-Print-F.pdf
- http://cms.augeninfo.de/index.php?id=373
- https://www.dog.org/wp-content/uploads/2021/02/PM-DOG-Trockenes-Auge-und-Wechseljahre_August_2021_F_11.08.2021.pdf
- https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Leitlinien/Hautkrebspraeventationsleitlinie_1.1/Version_2/LL_Prävention_von_Hautkrebs_Kurzversion_2.0.pdf
- Zuletzt aktualisiert: 11. März 2024
Dieser TeleClinic-Ratgeber wurde nach höchstem wissenschaftlichen Standard von unseren Medizinredakteuren verfasst. Die Artikel sollen Ihnen lediglich Erstinformation zu diversen Themen bieten und können keine ärztliche Diagnose ersetzen. Gerne beraten Sie erfahrene Ärzte weiterführend in einem Online-Arztgespräch.