
Genitalherpes-Ratgeber
Kurzfassung
- Genitalherpes (Herpes genitalis) gehört zu den häufigsten sexuell übertragenen Krankheiten (Sexually Transmitted Diseases, STD).
- Die Ansteckung mit den meist verantwortlichen Herpes-simplex-Viren vom Typ 2 (HSV-2) erfolgt fast ausschließlich bei ungeschütztem Sex durch infizierte Körperflüssigkeiten.
- Das Virus bleibt: Einmal erworben, nistet es sich lebenslang in Nervenzellen ein.
- Frauen sind häufiger betroffen als Männer, da ihre Schleimhäute empfindlicher sind.
- Ein Großteil der Betroffenen weiß nichts von der Infektion, da sowohl die Erstinfektion als auch Krankheitsausbrüche meist symptomlos oder nur schwach ausgeprägt verlaufen.
- Bei 10 bis 30 Prozent der Infizierten ist der erste Ausbruch mit starken Beschwerden verbunden, weitere Ausbrüche verlaufen milder.
- Bei starken Beschwerden ist ein Arzt die richtige Adresse: ein Gynäkologe, Urologe oder Androloge.
- Bei den ersten Anzeichen für einen Ausbruch gilt: kein Sex, bitte. Das Risiko die Partnerin/den Partner anzustecken, ist in der akuten Phase am größten.
- Mit virushemmenden Tabletten kann Genitalherpes gezielt behandelt werden.
- Präventiv ist es das Beste, die allgemeinen Safer-Sex-Regeln einzuhalten.
Definition Herpesviren
Herpesviren sind allgegenwärtig – und eine große Familie. Zu den Humanen Herpesviren (HVV) gehören die Herpes-simplex-Viren Typ 1 und 2 (HSV-1, HSV-2), das Epstein-Barr-Virus, das Varizella-Zoster-Virus, das Zytomegalievirus, das Humane Herpesvirus 6A, 6B und 7 und das Kaposi Sarkom-assoziierte Herpesvirus.
Krankheiten, die diese Herpesviren auslösen, sind neben Lippen- oder Genitalherpes auch das Pfeiffersche Drüsenfieber, Windpocken und Gürtelrose oder Krebserkrankungen. Deren Symptome sind inzwischen zwar meist gut behandelbar, außer Gefecht setzen lassen sich Herpesviren jedoch nicht. Einmal erworben, nisten sie sich lebenslang in Nervenzellen ein.

HSV-2
Mit dem Herpes-simplex-Virus Typ 2 (HSV-2) sind nach Angaben des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) 10 bis 15 Prozent der deutschen Bevölkerung infiziert. Die meisten wissen es nicht, da die Infektion asymptomatisch und damit folgenlos bleibt. Dennoch sind sie potenzielle Virenausscheider. Die Infektion gehört zu den sexuell übertragbaren Krankheiten (Sexually Transmitted Diseases, STD).
Von den Betroffenen erkranken 10 bis 30 Prozent an Genitalherpes (Herpes genitalis), Frauen häufiger als Männer, da ihre Schleimhäute sensibler sind. Menschen mit Genitalherpes haben ein höheres Risiko, sich mit anderen STD-Erregern anzustecken, zum Beispiel mit HIV (Humanes Immundefizienz-Virus).
Übertragung
Mit Genitalherpes infizieren Sie sich vorrangig bei ungeschütztem Vaginal-, Oral- und Analsex sowie über gemeinsam genutztes Sexspielzeug, und hier jeweils durch infizierte Körperflüssigkeiten. Für die Geschlechtskrankheit verantwortlich ist
- primär das Herpes-simplex-Virus Typ 2 (HSV-2),
- zunehmend auch das Herpes-simplex-Virus Typ 1 (HSV-1), das normalerweise Lippenherpes (Herpes labialis) hervorruft.
Vor allem wegen oraler Sexpraktiken wird inzwischen wohl jeder siebte Genitalherpes durch HSV-1 ausgelöst. Umgekehrt kann HSV-2 ebenfalls Lippenherpes auslösen.
Schwangere mit einer genitalen HSV-Infektion können während der Entbindung das Virus durch direkten Haut- und Schleinhautkontakt an das Neugeborene weitergeben. Die Gefahr einer Mutter-Kind-Übertragung ist bei einer Infektion mit HSV-2 geringer als bei einer mit HSV-1; insgesamt aber ist sie selten.
Risikogruppen
Das Infektionsrisiko steigt mit der Anzahl der Sexualpartner. Zu den Risikogruppen gehören:
- sexuell aktive Menschen mit häufigem Partnerwechsel
- Homosexuelle
- Prostituierte
- alle, die ungeschützten GV mit einem infizierten Partner/einer infizierten Partnerin haben
- experimentierfreudige, leichtfertige Jugendliche
- alle, die bereits an einer anderen STD, einer Autoimmunerkrankung oder an einer erworbenen Immunschwächekrankheit wie HIV leiden
Erstinfektion
Das Virus dringt über winzige Haut- und Schleimhautschädigungen in den Körper ein, infiziert die Hautzellen und vermehrt sich an Ort und Stelle. Die Erstinfektion bleibt häufig unbemerkt, selten kommt es binnen 4 bis 7 Tagen zu geringfügigen Symptomen, die nach rund 3 Wochen von selbst abklingen. Allerdings liegen Ansteckung und Ausbruch zeitlich nicht zwingend eng beieinander: Es können auch Monate oder gar Jahre dazwischen liegen.
10 bis 30 Prozent der Infizierten haben beim ersten Ausbruch besonders schmerzhafte Beschwerden.
Wird der Körper bereits von anderen Herpesviren bewohnt, bildet sich Genitalherpes bei der Primärinfektion häufig weniger stark aus, da Antikörper nach einer bereits durchgestandenen anderen Erkrankung mit Herpesviren vorhanden sind.
Symptome
Wie gesagt, beträgt die Inkubationszeit bei einem ersten Ausbruch 4 bis 7 Tage; sie kann sich allerdings auf bis zu 14 Tage verlängern. Typische Symptome sind:
Symptom | Hinweise |
Jucken und Brennen im Genitalbereich | Die Hautirritationen machen sich bei Frauen im Bereich von Scheide, Schamlippen und Gebärmutterhals bemerkbar. Bei Männern sind meist Penis, Vorhaut und Hodensack betroffen |
Bläschen | An den genannten Körperstellen bilden sich beidseitig Bläschengruppen, die auch den äußeren Analbereich und die Oberschenkel befallen können. Die Bläschen reißen auf und nässen, bevor sie unbehandelt nach drei Wochen verschorfen und abheilen |
Begleitende Beschwerden | Neben dem charakteristischen Jucken und Brennen schmerzen die betroffenen Haut- und Schleimhautareale. Hinzu kommen bei der Erstinfektion weitere Beschwerden wie Fieber, Kopfschmerzen, allgemeine Erschöpfung und Muskelschmerzen, häufig sind auch die Lymphknoten in der Leistengegend geschwollen. |
Komplikationen | Im weiteren Verlauf können Frauen eine Pilzinfektion der Scheide, eine Blasenfunktionsstörung oder Entzündung des Gebärmutterhalses entwickeln. Bei Frauen und Männern, die Analverkehr praktizieren, kann sich die Enddarmschleimhaut (Proktitis) entzünden. |
Bilder von Genitalherpes



Ruhephase und Reaktivierung
Nach der Erstinfektion wandern die Viren entlang der sensorischen Nerven – diese übermitteln Reize wie Schmerz, Licht, Temperatur ans Zentrale Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) – in die zu Bündeln verknoteten Enden (Ganglien) bestimmter Nervenzellen in der Lendenwirbelsäule, legen dort ihre DNA ab, nisten sich dauerhaft ein und begeben sich in eine Art Dornröschenschlaf (Viruslatenz), sodass sie vom Immunsystem des Infizierten nicht erkannt und somit nicht attackiert werden können. HSV-Viren tricksen das Immunsystem nach allen Regeln der Kunst aus.
Aus dieser „Schlummerphase” kann das Virus erwachen, wenn die Ganglien – ihre Ruhestätte – durch äußere Faktoren provoziert werden. Dann wandert es zurück an den Ort des ersten Geschehens und wird hyperaktiv: repliziert beziehungsweise vermehrt sich hemmungslos.
Auslöser
Durch bestimmte Schlüsselreize wird das Immunsystem von Zeit zu Zeit geschwächt, was das Virus erneut aktivieren kann, zum Beispiel:
- körperlicher und seelischer Stress
- bei Frauen Hormonveränderungen im Rahmen der Menstruation
- Fieber
- Intensive Sonnen-/UV-Strahlung
Das Gute im Schlechten: Falls sich Symptome entwickeln, sind jene der meisten HSV-2-Rezidive deutlich milder und kürzer (10 Tage), einseitig und ohne begleitende Beschwerden. Auch genitale HSV-1-Infektionen verlaufen schwächer.
Diagnose
Auch wenn Genitalherpes nicht gerade zu den Krankheiten gehört, mit denen Betroffene gern zum Arzt gehen: Insgesamt sind die Symptome so vielfältig und atypisch und die möglichen Komplikationen so heftig, dass die Diagnose vor allem beim ersten Ausbruch am besten von einem Arzt gestellt wird – das sind eine Gynäkologin/ein Gynäkologe bei Frauen, ein Urologe oder Androloge bei Männern.
Zum Nachweis von HSV-2 und HSV-1 wird ein Abstrich der betroffenen Haut- und Schleinhautbereiche vorgenommen und das Virus-Genom mit einem sogenannten PCR-Test identifiziert. Diesen Antigen-Test kennen Sie inzwischen zum Nachweis des Coronavirus SARS-CoV-2. PCR steht für Polymerase-Kettenreaktion.
Eine Untersuchung des Blutes auf Antikörper hilft bei
- der Unterscheidung einer Erst- von einer Re-Infektion
- Patienten mit wiederkehrendem Genitalherpes
- dem Partner/der Partnerin der Patienten
- Sexualpartnern allgemein, um deren Übertragungsrisiko einzuschätzen
- asymptomatischen Schwangeren, bei deren Partner ein Genitalherpes bekannt ist
- risikobehafteten Sexualpraktiken
- HIV-Patienten
- Patienten mit weiteren STD
Da Antikörper nach einer frischen HSV-Infektion erst nach 2 bis 12 Wochen nachweisbar sind, wird ein erster negativer PCR-Test nach 12 Wochen wiederholt.
Behandlung
Es gibt bislang keine wirksame Therapie, um den Körper von Herpesviren zu befreien. Gleichwohl bestehen Behandlungsmöglichkeiten für den akuten Ausbruch von Genitalherpes:
- Virushemmende Tabletten: Standardmäßig werden beim Erstausbruch die Wirkstoffe Aciclovir, Famciclovir oder Valaciclovir verordnet. Der Schweregrad wird gesenkt, die Krankheitsdauer verkürzt. Einnahme je nach Wirkstoff: 5 bis 10 Tage.
- Wiederkehrende Infektionen: Können mit einer Kurzzeittherapie behandelt werden. Einnahme je nach Wirkstoff: 1 bis 5 Tage.
- Dauertherapie: Bei mehr als sechs bis acht Rezidiven pro Jahr wird eine kontinuierliche Prophylaxe mit einem der Wirkstoffe empfohlen. Dauer: 1 Jahr.
- Unterstützende Maßnahmen: Sitzbäder mit Eichenrindenextrakt oder jodhaltigen Lösungen fördern die Heilungsprozesse der Haut. Cremes und Salben mit virushemmenden Wirkstoffen helfen nicht.
Wichtig für einen optimalen Erfolg beim Erstausbruch ist ein Behandlungsbeginn binnen 72 Stunden. Und bei den ersten Anzeichen eines jeden Ausbruchs gilt: kein Sex, bitte. Das Risiko, die Partnerin/den Partner anzustecken, ist in der akuten Phase am größten – und besteht noch zwei bis drei Wochen später.
Es gibt bislang keine wirksame Therapie, um den Körper von Herpesviren zu befreien.
Prävention
Zur Vorbeugung von Genitalherpes gibt es bisher keine Impfung. Gerade, weil manche Menschen vollkommen symptomfrei bleiben und sich einer Übertragungsgefahr nicht bewusst sind, besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko. Umso wichtiger ist es somit, sich beim Intimverkehr mit wechselnden Sexualpartnern zu schützen. Auf Nummer Sicher gehen Sie mit den allgemeinen Safer-Sex-Regeln:
- Verwenden Sie beim Vaginal- Oral-, Analverkehr konsequent ein Kondom. Das Risiko einer HSV-Übertragung auf einen nicht infizierten Partner lässt sich um bis zu 96 Prozent reduzieren.
- Sperma und Blut des jeweils anderen Sexualpartners sollten nicht in den Mund gelangen, da Viren über winzige Schleimhautläsionen in den Körper gelangen können.
- Wenden Sie sich an einen Gynäkologen, Urologen oder Andrologen, um die Ursache von genitalem Jucken, Brennen und Bläschen abklären zu lassen.
- Übernehmen Sie Verantwortung und informieren Sie einen neuen Partner/eine neue Partnerin, wenn Sie HSV-Virusträger sind und es wissen.
Fragen und Antworten
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Wichtig: Treten starke Beschwerden bei Ihnen und erste Beschwerden bei Ihrem Partner/Ihrer Partnerin auf, wird ein Arztbesuch zwingend.
So kann TeleClinic helfen
Genitalherpes ist ein Thema, über das viele Betroffene nicht ohne Scham sprechen können. In einem Online-Facharztgespräch erhalten Sie eine erste diskrete und vertrauliche Beratung und ein passendes Medikament. Ihr Rezept erhalten Sie nach dem Arztgespräch direkt per App. Sie können es sich neutral verpackt nach Hause liefern lassen. Wichtig: Treten starke Beschwerden bei Ihnen und erste Beschwerden bei Ihrem Partner/Ihrer Partnerin auf, wird ein Arztbesuch zwingend.
Quellen
- https://www.aerzteblatt.de/archiv/173430/Klinik-Diagnostik-und-Therapie-sexuell-uebertragbarer-Infektionen
- https://www.apotheken-umschau.de/herpes-genitalis
- https://www.aerzteblatt.de/archiv/19056/Der-Herpes-genitalis
- https://cme.mgo-fachverlage.de/education/469
- https://aok-bv.de/presse/medienservice/ratgeber/index_24173.html
- https://www.minimed.at/medizinische-themen/haut/herpes-genitalis

Celina von der Linden
- Zuletzt aktualisiert: 6. März 2025
Dieser TeleClinic-Ratgeber wurde nach höchstem wissenschaftlichen Standard von unseren Medizinredakteuren verfasst. Die Artikel sollen Ihnen lediglich Erstinformation zu diversen Themen bieten und können keine ärztliche Diagnose ersetzen. Gerne beraten Sie erfahrene Ärzte weiterführend in einem Online-Arztgespräch.