Fabian Bohn
Muttermal-Ratgeber
Kurzfassung
- Ein Muttermal ist die umgangssprachliche Bezeichnung für eine gutartige Hautfehlbildung, die in der Fachsprache Nävus oder Naevus (Plural: Nävi, Naevi) genannt wird.
- Der Begriff steht für einen pigmentierten Hautfleck, der flach oder erhaben sein und verschiedene Formen und Farben haben kann.
- Am häufigsten sind pigmenterierte, das heißt braune Male.
- Muttermale können angeboren sein oder sich erst im Laufe des Lebens entwickeln.
- Unter Umständen kann sich aus einem Muttermal ein bösartiger Hautkrebs (Melanom) entwickeln. Ursächlich ist in aller Regel starke UV-Strahlung.
- Wichtig ist die Abgrenzung zum schwarzen Hautkrebs, hierfür ist die sogenannte ABCDE-Regel wichtig.
- Ob ein Hautmal normal ist oder nicht, lässt sich schwierig selbst beurteilen. Daher ersetzt die eigene Begutachtung einen Besuch beim Spezialisten nicht.
- Bei verdächtigen Veränderungen bezüglich Größe, Farbe, Beschaffenheit oder anderen Auffälligkeiten sollte ein Hautarzt aufgesucht werden.
- Ein Hautkrebs-Screening dient der Früherkennung und kann von gesetzlich Versichterten ab dem 35. Lebensjahr alle zwei Jahre kostenfrei in Anspruch genommen werden.
- Muttermale sollen immer vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt werden.
Was ist ein Muttermal?
Ein Muttermal ist die Bezeichnung für ein „Mehr an Gewebe”, das aus Hautzellen entsteht, die mit Pigmentzellen (Melanozyten) verwandt sind. Eine solche Hautveränderung wird umgangssprachlich auch als Leberfleck bezeichnet, Mediziner sprechen von Nävus oder Naevus (Plural: Nävi, Naevi). Ein Muttermal ist per Definition
- ein pigmentierter Fleck auf der Haut bzw. ein gutartiger Tumor
- flach oder erhaben
- meist braun bis dunkelbraun
- um die fünf Millimeter groß
- unterschiedlich in der Form, aber immer klar abgegrenzt zur übrigen Haut
- überall am Körper möglich
- harmlos und verursacht keine Beschwerden
Falls die Male auch Gefäßanteile enthalten, können sie je nach Gefäßart rot bis violett schimmern. Es können auch dickere Haare daraus wachsen.
Muttermale können angeboren sein oder sich im Laufe des Lebens entwickeln. Anzahl und Art sind meist durch genetische Veranlagung vorgegeben. Die genaue Ursache angeborener Pigmentmale ist nicht bekannt, einige Faktoren spielen aber eine Rolle, das gilt vor allem für die Veranlagung zum Hauttyp I „Helle Haut, helle Augen oder Haare” und für Hormonveränderungen während der Schwangerschaft. Muttermale, die im Erwachsenenalter entstehen und/oder sich verändern, sind in aller Regel auf den Einfluss der Sonne zurückzuführen.
Mehr als zwei Drittel der Muttermale werden sich wahrscheinlich zu keinem Zeitpunkt des Lebens in einen bösartigen Hautkrebs verwandeln. Für den Rest besteht ein potenzielles Entartungsrisiko – vor allem, wenn die Male regelmäßig starker UV-Strahlung ausgesetzt sind. Es spielt keine Rolle, wie lange extensive Sonnenbäder zurückliegen oder wie häufig die Haut bestrahlt wurde: Die Haut vergisst nichts.
Auffällig oder nicht?
Dass gutartige und maligne Hautveränderungen auch in Zukunft ein zentrales Thema in der Dermatologie sein werden, zeigen die stetig steigenden Erkrankungsraten in den Hautkrebs-Sprechstunden. Trotz aller medizinischen Fortschritte sind die unterschiedlichen Hautkrebsarten zusammengenommen die häufigste Krebserkrankung.
Gerade bei Menschen mit vielen Pigmentflecken kommt es darauf an, das „hässliche Entlein“ so früh wie möglich zu finden: Es verändert sich auffällig in Form, Farbe, Größe oder Höhe; kann jucken, nässen, bluten, anschwellen, schmerzen oder eine Kruste bilden. Hier hilft für den ersten Eindruck die sogenannte ABCDE-Regel, mit deren Hilfe Sie Ihre Haut einmal im Monat begutachten sollten.
Asymmetrie | Pigmentmale gelten als auffällig, die nicht gleichmäßig rund, oval oder länglich sind. |
Begrenzung | Die Ränder des Muttermals sollten scharf und regelmäßig sein, nicht ausgefranst, uneben oder rauh. |
Colour (engl. für Farbe) | Ein Muttermal ist einfarbig. Hautmale mit (bösartigen) Zellveränderungen schattieren ungleichmäßig zwischen rotbraun bis schwarz. Ein malignes Melanom hat oft einen Fleck, der mit rosafarbenen, grauen oder schwarzen Punkten durchsetzt ist. Außerdem kann sich eine Kruste bilden. |
Durchmesser | Ein entartetes Hautmal hat eine Durchmesser größer als fünf Millimeter. Vorsicht ist auch geboten, wenn ein Nävus schnell wächst. |
Erhabenheit | Das Pigmentmal wächst mehr als einen Millimeter unregelmäßig/schuppig aus der Hautoberfläche. |
Letztlich aber ist es schwierig, ein Muttermal selbst zu beurteilen, zumal sich auch ein malignes Melanom bilden kann, wenn die Flecken kleiner sind als fünf Millimeter. Außerdem haben manche Melanome gar keine Farbe, da ihnen das dunkle Pigment (Melanin) fehlt, das den meisten Muttermalen und Melanomen die Farbe gibt. Diese Melanome sind rosa, rötlich, violett, hautfarben oder farblos.
Folglich ersetzt die eigene Begutachtung einen Besuch beim Hautarzt nicht – und sollte spätestens stattfinden, wenn Sie unsicher sind.
Jeder heute diagnostizierte Hautkrebs ist vor 20 bis 30 Jahren entstanden. |
Atypische Muttermale
Auffällige oder atypische Muttermale (dysplastische Nävi) weisen unregelmäßige Merkmale auf, zum Beispiel in der Pigmentverteilung. Obwohl ein atypisches Muttermal gutartig ist, sollten Sie wachsam sein, da sich das Risiko für Hautkrebs erhöht – auch wenn dies eher selten geschieht. Mehr als zwei Drittel der Melanome entstehen nicht aus Muttermalen, sondern auf gesunder Haut.
Atypische Muttermale sollten mindestens einmal im Jahr gründlich kontrolliert werden, damit ein Melanom so früh wie möglich erkannt und behandelt werden kann. Sinnvoll sind solche Verlaufskontrollen beim Dermatologen für alle, die
- dem Hauttyp I angehören: helle Haut, Augen oder Haare haben
- Sonnenbrände in den ersten zehn bis 12 Lebenjahren hatten
- bereits ein Melanom hatten
- ein Melanom in der Familiengeschichte haben
- mehr als 100 Muttermale haben
- erworbene Muttermale haben
- hormonbedingt während der Schwangerschaft Muttermale entwickelt haben
Diagnostik
Im Zweifelsfall wird der Hautarzt auffällige Nävi mit einem Auflichtmikroskop inspizieren und mit einer Spezialkamera fotografieren.
Inzwischen macht es Künstliche Intelligenz (KI) möglich, die bildliche Unterscheidung zwischen Muttermal und Melanom automatisiert vorzunehmen, um ein Melanom sicher zu erkennen. Denn 70 Prozent der Muttermale entwickeln keine eindeutigen Kriterien für eine klare Diagnose, weshalb Bildvergleiche nötig sind, um bei Veränderungen eine Entscheidung treffen zu können.
Es handelt sich bei die KI zwar um ein reines Assistenzsystem, das dem Arzt beratend zur Seite gestellt werden kann und immer auf dessen Interpretation angewiesen bleibt. Doch die KI ist auf dem Level von trainierten Medizinern und kann künftig Expertenniveau erreichen – so die Vision.
Wenn Verwandlungsgefahr in einen schwarzen Hautkrebs (malignes Melanom) besteht, wird atypischen Muttermalen eine Gewebeprobe (Biopsie) entnommen. Das Gewebe wird mikroskopisch untersucht und es wird umgehend operiert, wenn es in naher Zukunft entarten könnte oder wenn es bereits entartet ist.
Auffällige Muttermale entfernen
Das operative Entfernen von auffälligen Muttermalen findet ambulant unter örtlicher Betäubung und hochsterilen Bedingungen statt: Mit einem Skalpell werden sie aus der Haut geschnitten, die kleine Wunde wird vernäht.
Das entfernte Gewebe wird in einem histologischen Speziallabor analysiert. Je nach Ergebnis erfolgen nächste Schritte und gegebenenfalls weitere Behandlungsmaßnahmen.
Störende Muttermale entfernen
Nun kann es passieren, dass Muttermale zwar nicht gefährlich sind, aber ästhetisch stören oder ungünstig lokalisiert sind – zum Beispiel unter einer weiblichen Brust – und dort regelmäßigen Reizungen durch Kleidung und Schwitzen ausgesetzt sind. Falls dies bei Ihnen der Fall sein sollte, sprechen Sie Ihren Arzt einfach darauf an.
Hautkrebs-Screening
Der beste Hautkrebs ist der, der nicht entsteht, lautet eine Binsenweisheit. Mehr noch: Frühzeitig entdeckt können Tumoren risikoärmer entfernt werden.
Entsprechend führt der Hautarzt zur Früherkennung oder bei Verdacht auf Hautkrebs das sogenannte Hautkrebs-Screening durch:
Blickdiagnose
Per Blickdiagnose wird die Haut am gesamten Körper wird untersucht – einschließlich Augen, Lider, Mundschleimhäute, Zahnfleisch und Zehenzwischenräume. Die Untersuchung ist unkompliziert und schmerzfrei, Ihr Hautarzt benötigt keine Instrumente, sondern nur eine helle Lampe, ein paar Spatel und sein geschultes Auge. Das Ganze dauert rund 15 Minuten.
Video-Dermatoskopie
Eingesetzt wird eine spezielle Auflichtlampe mit eingebautem Mikroskop, Pigmentmale werden in hoher Auflösung auf einem Bildschirm dargestellt. Details werden sichtbar, die mit bloßem Auge kaum zu erkennen sind.
Bilddokumentation
Der Hautarzt fotografiert alle Muttermale, zusätzlich werden auffällige Nävi mit einer speziellen Kameratechnik in hochauflösender Vergrößerung aufgenommen und im Computer gespeichert.
Sollte eine verdächtige Hautveränderung die Entnahme einer Hautprobe (Biopsie) zum Nachweis von Krebszellen erfordern, ist die kleine Operation zumeist schon die ganze Therapie – vorausgesetzt, die Veränderung wurde frühzeitig erkannt. Die Nachsorge erfolgt ebenfalls durch den Hautarzt.
Gesetzliche Krankenkassen bezahlen das Hautkrebs-Screening per Blickdiagnose alle zwei Jahre. Patienten mit erhöhtem Hautkrebsrisiko können für die weiteren Untersuchungen und für kürzere Intervalle individuelle Vereinbarungen mit ihrer Versicherung treffen. Die meisten privaten Versicherer übernehmen einmal pro Jahr die Kosten für das komplette Screening, also auch für die Video-Dermatoskopie und Bilddokumentation. Im Verdachtsfall übernehmen gesetzliche und private Versicherer die Kosten für eine Biopsie. |
Prävention
Muttermale sind Teil der Haut, die es schonend zu behandeln gilt. Das bedeutet:
- Schutz der Haut vor direkter Sonneneinstrahlung.
- Schutz der Haut vor indirekter Sonne, also auch, wenn es bewölkt ist.
- Auf guten Sonnenschutz mit adäquatem Lichtschutzfaktor (50) achten und dick auftragen (2 mg/cm2); gegebenenfalls Kleidung tragen.
- Sonnencreme 30 Minuten vor der Sonnenexposition auftragen und nach zwei Stunden erneuern.
- Sonnencreme nach dem Schwimmen immer erneut auftragen.
- An Muttermalen nicht kratzen oder diese gar selbst entfernen.
- Auf sorgfältige Selbstkontrolle achten und monatlich die ABCDE-Regel anwenden.
- Regelmäßig – mindestens einmal im Jahr – die Haut/Muttermale von Kopf bis Fuß vom Dermatologen untersuchen lassen.
- Bei Veränderungen der Haut und/oder der Muttermale in Farbe, Größe, Form, Textur oder Höhe, bei Juckreiz, Blutungen, Krustenbildung, Nässen oder Schwellungen umgehend einen Termin beim Hautarzt vereinbaren.
- Während der Schwangerschaft entstehende Muttermale genau beobachten und kontrollieren lassen.
So kann TeleClinic helfen
Unabhängig vom gesetzlich geregelten Hautkrebs-Screening alle zwei Jahre, kann ein erfahrener Dermatologe auch telemedizinisch ein harmloses Muttermal von einem entarteten unterscheiden. Per Foto-Diagnose können Sie bis zu fünf Muttermale gleichzeitig begutachten lassen.
Quellen
- https://www.aerzteblatt.de/archiv/7007/Wer-ist-gefaehrdet-was-verraet-Melanome
- https://derma.de/fortbildung/kalender/uebersicht/detail/news/gesunde-braeune-gibt-es-nicht-besserer-sonnenschutz-vor-allem-fuer-kinder-dermato-onkologie-mit-weit/?L=0&tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=23ec347d3528679b06428419141a3388
- https://www.unserehaut.de/de/
- https://medicalforum.ch/de/detail/doi/smf.2017.03026
- https://www.praktischarzt.de/untersuchungen/hautkrebsscreening/
- Zuletzt aktualisiert: 27. Dezember 2023
Dieser TeleClinic-Ratgeber wurde nach höchstem wissenschaftlichen Standard von unseren Medizinredakteuren verfasst. Die Artikel sollen Ihnen lediglich Erstinformation zu diversen Themen bieten und können keine ärztliche Diagnose ersetzen. Gerne beraten Sie erfahrene Ärzte weiterführend in einem Online-Arztgespräch.