Fabian Bohn
Stephanie Morcinek
Arzt Julian Serly
Gelenkschmerzen
Kurzfassung
- Gelenkschmerzen treten allgemein sehr häufig auf.
- Die Ursachen für Gelenkschmerzen können sehr vielfältig sein.
- Am häufigsten sind die Kniegelenke betroffen.
- Meistens treten Gelenkschmerzen aufgrund von Abnutzungserscheinungen (Arthrose) auf.
- Die Therapie ist abhängig von der Ursache der Schmerzen.
Allgemein
Gelenkschmerzen treten häufig auf. Etwa 45 Prozent der Menschen über 45 Jahren sind davon betroffen. Die Schmerzen können sehr unterschiedlich ausfallen und müssen in verschiedene Kategorien eingeteilt werden.
Einteilung nach dem Beginn der Schmerzen:
- Akut: Starke Schmerzen treten plötzlich auf.
- Subakut: Schmerzen setzen innerhalb von Tagen ein und die Intensität der Schmerzen baut sich langsam auf.
- Chronisch: Schmerzen erstrecken sich über Wochen oder Monate.
Einteilung nach Anzahl der betroffenen Gelenke:
- Monoartikulär: Nur ein Gelenk ist betroffen.
- Oligoartikulär: Zwei bis vier Gelenke sind betroffen.
- Polyartikulär: Mehr als vier Gelenke sind betroffen.
Außerdem unterscheidet man zwischen Nachtschmerz (hier tritt der Schmerz nur nachts auf), Ruheschmerz (hier tritt der Schmerz auf, wenn die Gelenke nicht bewegt werden) und Morgensteifigkeit der Gelenke, wobei die Gelenke nach dem Aufwachen schmerzen und die Bewegung eingeschränkt ist.
Ursachen und Symptome
Erkrankungen oder krankhafte Veränderung sind nicht immer der Grund für Gelenkschmerzen. Akute Verletzungen, Fehlhaltungen oder “Gelenkempfindlichkeit” können ebenfalls Ursachen von Gelenkschmerzen sein.
Krankheit | Ursache | Symptome | Häufig betroffene Gelenke |
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Arthrose (Verschleiß) | Knorpelschicht der Gelenkflächen zunehmend zerstört (z.B. durch Überbelastung oder Fehlstellung) |
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Bursitis (Schleimbeutelentzündung) | Entzündliche oder mechanische Reizung (z.B. Sportverletzung) |
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Bakterielle Arthritis (bakterielle Entzündung) | Bakterien, die über das Blut oder direkt ins Gelenk gelangen z.B. Borreliose (Lyme-Arthritis) |
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Begleitende Gelenkentzündung nach/bei Infektionen |
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Morbus Reiter | Seltene rheumatische Erkrankung |
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Psoriasis-Arthritis | Gelenkentzündung bei Schuppenflechte |
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Morbus Bechterew | Chronisch-rheumatische Entzündung |
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Gicht (akuter Gichtanfall) | Ablagerung überschüssiger Harnsäurekristalle in den Gelenken aufgrund erhöhter Harnsäurekonzentration im Blut |
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Rheumatoide Arthritis | Chronische, entzündliche Gelenkerkrankung, die Gelenke zerstört |
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Rheumatisches Fieber | Von Bakterien (Streptokokken) ausgelöste Entzündung (häufig bei Kindern nach einer Nasen-Rachen-Infektion) |
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Gelenkentzündung mit Sarkoidose (Löfgren-Syndrom) | Seltene entzündliche Erkrankung mit unklarer Ursache |
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Systemischer Lupus erythematodes | Seltene Autoimmunerkrankung |
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Gelenkblutung bei Gerinnungsstörung | Unstillbare Blutungen bei Hämophilie nach Verletzungen oder spontan ohne erkennbare Ursache |
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Wann zum Arzt?
Sie sollten unbedingt eine Ärztin/einen Arzt aufsuchen, wenn eines der folgenden Symptome länger als drei Tage anhält, sich verschlimmert oder auf andere Gelenke übergeht:
- Eingeschränkte Beweglichkeit des schmerzenden Gelenks
- Fieber
- Gerötete Haut über dem schmerzenden Gelenk
- Schwellung des Gelenks
Was macht die Ärztin/der Arzt?
Um eine Diagnose zu stellen, geht die Ärztin/der Arzt verschiedene Untersuchungsschritte durch.
Arztgespräch (Anamnese): Die Ärztin/der Arzt fragt genau nach, wann und wo die Schmerzen auftreten und ob noch weitere Beschwerden vorliegen. Wichtig ist dabei, die Schmerzen so konkret wie möglich zu beschreiben. Häufig fragt die Ärztin/der Arzt nach einer Einteilung der Schmerzen auf der Schmerzskala. Hierbei sollen Patientinnen und Patienten die Stärke der Schmerzen mit den Zahlen 1 (wenig Schmerzen) bis 10 (sehr starke Schmerzen) beschreiben.
Abtasten (Palpation): Um die genaue Lokalisation der Schmerzen herauszufinden, tastet die Ärztin/der Arzt betroffene Gelenke ab. Dabei kann festgestellt werden, ob die Schmerzen tatsächlich von dem genannten Gelenk ausgehen oder ob evtl. die benachbarten Knochen bzw. benachbartes Gewebe als Ursache in Frage kommen. Trotzdem sind in dem meisten Fällen noch weitere Untersuchungen wie z.B. Röntgen oder Ultraschall nötig, um eine finale Diagnose zu stellen.
Weitere Untersuchungen:
- Orthopädische Untersuchungen bei Verdacht auf Arthrose, Gicht, Schleimbeutelentzündung oder rheumatisches Fieber
- Dermatologische Untersuchungen bei Verdacht auf Psoriasis-Arthritis oder Sarkoidose
- Blutuntersuchungen um mögliche bakterielle Auslöser (z.B. Borreliose), eine gestörte Blutgerinnung, Rheumafaktoren oder andere Entzündungsparameter zu identifizieren
- Ultraschall-Untersuchung bei Verdacht auf Schleimbeutelentzündung, Gicht oder systemischen Lupus erythematodes
- Röntgen bei Verdacht auf Arthrose, rheumatoide Arthritis oder Morbus Bechterew
- Gelenkpunktion bei Verdacht auf eine bakterielle Gelenkentzündung (Entnahme einer Probe der Gelenkflüssigkeit)
Die Therapie der Gelenkschmerzen ist immer abhängig von der Ursache und Diagnose. In den meisten Fällen wird die zugrunde liegende Erkrankung behandelt. Falls dies nicht möglich ist, kann eine Therapie durch Schmerzmittel oder eine operative Behandlung nötig sein.
Was Sie selber tun können
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Gelenkschmerzen vorzubeugen oder sie zu vermindern. Schon kleine Veränderung im Alltag können helfen:
- Reduktion und Vermeidung von Übergewicht
- Einseitige Belastungen vermeiden, z. B. durch das Tragen von Rucksäcken statt Schulter- oder Handtaschen
- Schonendes Ausdauertraining (Schwimmen, Radfahren)
- Moderates Krafttraining, um Muskeln und Gelenkknorpel zu stärken
- Feuchte und kühlende Umschläge oder Wärmeanwendung
- Fingerübung (bei Arthrose in den Fingern)
- Vermeiden und Reduzieren von psychischem Stress
Außerdem ist es wichtig, dass Patientinnen und Patienten mit Gelenkschmerzen ein Gleichgewicht zwischen Aktivität und Ruhe- und Erholungsphasen finden. Beides ist für die Gelenke und die allgemeine Gesundheit essentiell wichtig.
So kann TeleClinic helfen
Ärztinnen und Ärzte helfen Ihnen schnell und unkompliziert bei der richtigen medizinischen Einschätzung Ihrer akuten, subakuten oder chronischen Gelenkschmerzen. Die große Bandbreite der Erkrankungen, die zu Gelenkschmerzen führen können, lässt sich bei guter Zusammenarbeit mit Ihnen als Patient*in gut telemedizinisch eingrenzen und erläutern. Der Sie behandelnde Arzt bzw. die behandelnde Ärztin wird individuell entscheiden, welche Therapie für Sie die richtige ist und am schnellsten zur Schmerzlinderung führt. Sollten spezifische Untersuchungen und Therapien außerhalb der Telemedizin notwendig sein kann Ihnen die Ärztin/der Arzt diese ebenso aufzeigen und anstoßen.
Quellen
- https://www.netdoktor.de/symptome/gelenkschmerzen/
- https://www.apotheken-umschau.de/gelenkschmerzen
- https://gelenk-klinik.de/gelenke/gelenkschmerzen.html#lifestyle
- Zuletzt aktualisiert: 11. März 2024
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