Fabian Bohn
Andrea S. Klahre
Genitalwarzen-Ratgeber
Kurzfassung
- Genitalwarzen, auch Feigwarzen oder Kondylome genannt, sind gutartige Gewebewucherungen im Intimbereich.
- Ausgelöst werden Genitalwarzen durch das humane Papillomvirus (HPV), zu 90 Prozent von den sogenannten Niedrigrisiko-Typen HPV 6 und 11.
- Niedrigrisiko-Typen erhöhen nicht das Risiko für bestimmte Krebsformen.
- Am häufigsten übertragen werden die Viren durch Haut- oder Schleimhautkontakte, vor allem beim Geschlechtsverkehr.
- Zwischen der Infektion und den ersten Symptomen können Wochen oder Monate liegen.
- Feigwarzen können Beschwerden auslösen, häufig bleiben sie aber symptomlos.
- Es gibt verschiedene Möglichkeiten zur Behandlung.
- Safer Sex schützt nicht vollständig, verringert die Ansteckungsgefahr jedoch deutlich.
- Bester Schutz ist eine HPV-Impfung, der Impfzyklus aus zwei oder drei Immunisierungen sollte vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgen.
Steckbrief Genitalwarzen
Klein, kompakt und hinterlistig: Viele humane Papillomviren (HPV) siedeln dort, wo es ihrem menschlichen Wirt am peinlichsten ist – im Genitalbereich. Rund 20 von über 200 bekannten Typen fühlen sich in den intimen Körperregionen am wohlsten, einige verursachen harmlose Genitalwarzen, andere – sogenannte Hochrisiko-Typen (high-risk-HPV) – sind an der Entstehung von Krebs beteiligt: Gebärmutterhalskrebs, Peniskrebs, Analkrebs oder Krebs im Mund-Rachen-Raum.
Genitalwarzen (Condylomata acuminata), auch Feigwarzen oder Kondylome genannt, sind gutartige Hautwucherungen im Genital- und Analbereich. Ausgelöst werden sie durch humane Papillomviren (HPV) aus der Niedrigrisiko-Gruppe (low-risk-HPV), meistens HPV 6 und 11.
Genitalwarzen gehören neben Chlamydien und Herpes-Simplex-Viren Typ 1 und 2 (Genitalherpes) zu den weltweit häufigsten Geschlechtskrankheiten. Frauen und Männer sind gleich häufig betroffen, zwischen 20 und 35 Jahren überdurchschnittlich häufig.
Bei Genitalwarzen handelt es sich um flache, einzeln oder oder in Gruppen angeordnete Knötchen (Papeln), die meist schwer zu erkennen sind. Wenn sie weiter wachsen, können sie eine hahnenkamm- oder blumenkohlartige Form mit rötlicher, grau-bräunlicher oder weißlicher Farbe annehmen. Kondylome bilden sich an den Schamlippen, in der Scheide und am Penis, aber auch in Harnröhre, Analkanal, Enddarm, im Gesicht; selten im Mund. Häufig treten sie wie in einem Beet in größerer Anzahl auf.
Übertragung und Risikofaktoren
Die Übertragung erfolgt von Mensch zu Mensch
- durch Haut-Haut-, Schleimhaut-Haut-, Schleimhaut-Schleimhaut-Kontakt, vor allem beim Geschlechtsverkehr
- über kontaminierte Gegenstände wir Sexspielzeug, gemeinsam benutzte Handtücher
- während gemeinsamen Badens
- über winzige Verletzungen, z. B. nach einer Intimrasur
- während der Geburt von der Mutter auf das Kind
Das Infektionsrisiko erhöht sich durch
- erste sexuelle Kontakte: Vaginal-, Oral-, Analverkehr
- ungeschützten Geschlechtsverkehr, wenngleich Kondome nur einen begrenzten Schutz bieten, da HPV nicht über Körperflüssigkeiten übertragen werden, sondern primär durch Haut- und Schleimhautkontakt
- bestehende Geschlechtskrankheiten wie HIV, Chlamydien oder Genitalherpes
- pathologischen Befund bei der Früherkennungsuntersuchung für Gebärmutterhalskrebs (Pap-Test)
- regelmäßig zu viel Alkohol und Zigaretten
- häufig wechselnde Seuxalpartner
- schwächelndes Immunsystem
- bestehende Verletzungen/Entzündungen im Genitalbereich
- Drogenmissbrauch
Fünf Jahre nach dem „ersten Mal” sind rund 90 Prozent der sexuell Aktiven mit mindestens einem HPV-Typ infiziert.
Symptome
Kondylome verursachen keine typischen Symptome und bis zu 30 Prozent bilden sich von selbst zurück. Und:
- Die meisten Infektionen verlaufen symptomlos, sichtbare Feigwarzen haben nur ein bis zwei Prozent der sexuell Aktiven.
- Zwischen Infektion und ersten Feigwarzen können Wochen und Monate liegen.
- In seltenen Fällen machen sie sich mit mehr oder minder intensivem Juckreiz, Brennen, Nässen, Schmerzen, leichten Blutungen bemerkbar. Große Warzengruppen können aufbrechen und heftig bluten.
- Manche Frauen berichten von riechendem Ausfluss.
Bei Warzen im Genital- oder Analbereich von Kindern erfordert es die Fürsorgepflicht, möglichen Hinweisen zu sexuellem Missbrauch nachzugehen.
Diagnose
Obwohl meist keine Symptome auftreten, sollten Genitalwarzen von einem Gynäkologen, Urologen oder Dermatologen untersucht werden, da sich vor allem bei Risikogruppen bösartige Krankheitsprozesse entwickeln können, zum Beispiel Gebärmutterhals- oder Peniskrebs. Das diagnostische Vorgehen sieht so aus:
Anamnese: Im ersten Gespräch werden Fragen gestellt, die Risikofaktoren, die Einnahme von Medikamenten, das Sexleben und den allgemeinen Lebensstil betreffen. Beantworten Sie die Fragen bitte ehrlich, auch wenn es Ihnen unangenehm ist.
Blickdiagnose: Aufgrund des gegebenenfalls typischen Erscheinungsbildes steht die Diagnose meist schnell, da die Feigwarzen bei der Untersuchung der Geschlechtsorgane und des Afters meist mit bloßem Auge zu identifizieren sind. Bei Feigwarzen im Analbereich müssen andere Erkrankungen des Rektums wie Hämorrhoiden und Geschlechtskrankheiten wie chronische Proktitis oder Rektalgonorrhoe ausgeschlossen werden.
Verschiedene Untersuchungen: Beim Mann werden Untersuchungen von Eichel, Harnröhrenausgang und gegebenenfalls Harnröhre, Analkanal (Proktoskopie) und Enddarm-Schleimhaut (Rektoskopie) vorgenommen; bei Frauen von Schamlippen, Vagina und ebenfalls Analkanal sowie Enddarm-Schleimhaut. Außerdem nimmt der Frauenarzt einen Abstrich von der Schleimhaut am Muttermund und Gebärmutterhals.
Weitere Methoden: Ein PCR-Test bestimmt die Virus-DNA; andere Verfahren können den genauen HPV-Typ über Biomarker ermitteln – und damit auch ein potenziell erhöhtes Krebsrisiko.
Wenn Genitalwarzen festgestellt werden, sollte auch der Sexualpartner untersucht werden.
Therapie
Ziel jeder Behandlung ist es, Genitalwarzen zu entfernen und die Symptome zu lindern. Denn keine der verfügbaren Methoden eliminiert die HP-Viren aus dem Körper.
Welches Verfahren das für Sie geeignete ist, richtet sich nach
- der Lage, Größe und Anzahl der Warzen
- Ihrem Risikoprofil
- der Art und dem Erfolg vorangegangener Behandlungen
- Ihren Wünschen und dem Durchhaltewillen (Compliance)
Je früher die Therapie einsetzt, je effektiver ist sie. Die Behandlung soll beide Partner berücksichtigen, damit kein Ping-Pong-Effekt entsteht.
Äußerliche Anwendungen
Lokale Therapien richten sich gegen die Hautwucherungen und deren Symptome:
Medikament | Anwender | Anmerkung | Nebenwirkungen |
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Podophyllotoxin 0,5%-Lösung Oder: Podophyllotoxin 0,15%-Creme | Patient |
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Imiquimod 5%-Creme | Patient |
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Sinecatechine 10%-Salbe | Patient |
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Trichloressigsäure 80-90% Lösung | Arzt |
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Vereisung
Bei der ambulanten Kryotherapie werden die Warzen mit flüssigem Stickstoff in Form eines Sprays oder Stäbchens vereist. Folge: Das Gewebe stirbt ab. Das Ganze kann einmal wöchentlich wiederholt werden. Allgemein ist die Methode kostengünstig und einfach durchführbar.
Die Heilungsraten liegen bei 44 bis 75 Prozent. Mögliche Nebenwirkungen sind Brennen und Schmerzen an den behandelten Stellen, außerdem können Pigmentstörungen und oberflächliche Narben entstehen.
Operative Entfernung
Bei großflächigem Warzenbefall gibt es verschiedene Möglichkeiten, die meist ambulant und unter örtlicher Betäubung oder Vollnarkose durchgeführt werden:
- Elektrokoagulation: Das Gewebe wird kurzzeitig mit elektrischem Strom erhitzt und zerstört.
- Lasertherapie: Die Warzen, alle Nebenwucherungen und umliegende, ebenfalls infizierte Hautbereiche werden gezielt abgetragen.
- Ausschabung (Kürettage) und Scherenschlag (Scherenresektion): Die Kondylome werden mit einem feinen Löffel oder einer chirurgischen Schere entfernt.
Nach der Therapie sollten Sie mindestens drei Monate Kondome verwenden, um das Risiko für Rezidive zu reduzieren.
Prävention
Die „glorreichen Vier” zum Vermeiden einer Feigwarzen-Infektion sind:
- HPV-Impfung: Seit Juni 2018 empfiehlt die Ständige Impfkommision (STIKO) die HPV-Impfung nicht länger nur für Mädchen und junge Frauen, sondern auch für Jungen und junge Männer von 9 bis 17 Jahren. Die Impfstoff-Prophylaxe mit dem Virus-like particle (VLP) L1-protein HPV6, 11, 16, 18 schützt vor einer Infektion mit den genannten Virentypen. Der Impfzyklus aus zwei oder drei Immunisierungen sollte vor der ersten sexuellen Aktivität abgeschlossen sein.
- Safer-Sex, also geschützter Geschlechtsverkehr mit Kondom bei Vaginal-, Anal- und Oralsex, ist wichtig, da das Infektionsrisiko erheblich verringert wird. Anders als bei anderen Geschlechtskrankheiten reduzieren Kondome das Risiko jedoch nicht zu 100 Prozent, da die Warzen häufig auch in Bereichen siedeln, die von Kondomen nicht geschützt werden. Außerdem werden HPV nicht über Körperflüssigkeiten übertragen, sondern durch Haut- und Schleimhautkontakt.
- Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen ermöglichen eine frühzeitige Diagnose und damit eine frühe Behandlung.
- Ein Bewusstsein für alle sexuell übertragbaren Krankheiten sollte generell vorhanden sein. Bei einem Infektionsverdacht sollten Sie daher unverzüglich einen Arzt aufsuchen.
So kann TeleClinic helfen
In einem Online-Arztgespräch berät Sie ein Arzt diskret und vertraulich zu Ihrem Anliegen und hilft Ihnen fürs Erste mit einer Creme, Salbe oder Lösung weiter. Die Behandlung richtet sich unter anderem nach der Anzahl, Größe und Lage der Warzen. Ihr Rezept erhalten Sie nach dem Arztgespräch direkt per App, Sie können sich das Medikament neutral verpackt nach Hause liefern lassen.
Quellen
- https://www.dstig.de/was-sind-stdsti/genitalwarzen.html
- https://cdn.aerzteblatt.de/pdf/115/43/a1948.pdf?ts=23%2E10%2E2018+09%3A04%3A05
- https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_HPV.html
- https://www.hirslanden.ch/content/dam/klinik-im-park/downloads/de/centers/chirurgisches-zentrum-zurich/publikationen/DP6_FB-Remmen.final.pdf
- Zuletzt aktualisiert: 11. März 2024
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