Ein Blutschwamm oder Erdbeerfleck – Mediziner sprechen vom Hämangiom – ist eine gutartige Wucherung von Blutgefäßen und betrifft vor allem Neugeborene. Auch bei Erwachsenen können sich plötzlich intensiv rote Flecken oder Knötchen am Oberkörper und Rumpf bilden. Meist sind Blutschwämmchen harmlos und verschwinden nach einiger Zeit von selbst. Manchmal aber gibt es ärztlichen Handlungsbedarf.
Kurzfassung
- Ein Blutschwämmchen oder Hämangiom ist ein gutartiger Gefäßtumor.
- Hämangiome können sich in jedem Alter bilden, besonders häufig betroffen sind Säuglinge (3 bis 5 Prozent), noch häufiger Frühgeborene (bis zu 22 Prozent) – und immer vor allem Mädchen.
- Hämangiome können überall am Körper vorkommen, meist sind sie äußerlich im Kopf- und Halsbereich lokalisiert, manchmal auch an Organen wie der Leber.
- Ein Blutschwamm kann unterschiedlich schnell wachsen und sich von selbst zurückbilden.
- Kleine Hämangiome verschwinden restlos, bei größeren Exemplaren bleiben häufig sichtbare Hautveränderungen zurück, zum Beispiel Narben, Gefäßerweiterungen, Farbveränderungen.
- Je nach Größe und Ausdehnung stehen verschiedene Behandlungen zur Verfügung.
- Unkomplizierte Blutschwämmchen müssen nicht therapiert, sollten aber regelmäßig kontrolliert werden.
Definition
Das Wort Hämangiom setzt sich aus dem griechischen „aima“ (Blut) und „aggeion“ (Gefäß) zusammen. Ein Hämangiom oder Blutschwämmchen ist eine gutartige Wucherung von Blutgefäßen, die überall am Körper auftreten kann. Drei bis fünf Prozentder Säuglinge entwickeln ein sogenanntes infantiles Hämangiom in den ersten Tagen oder Wochen nach der Geburt, das dann in einem Zeitraum von sechs bis neun Monaten wächst. Mädchen sind dreimal so häufig betroffen wie Jungen.
Es gibt seltene Sonderformen, die bereits bei der Geburt vollständig ausgebildet sind, man nennt sie kongenitale Hämangiome.
Bei Erwachsenen zeigen sich tardive oder senile Hämangiome etwa ab dem dreißigsten Lebensjahr. Auch im Erwachsenenalter sind Frauen häufiger betroffen als Männer.
Ursachen und Verlauf
Infantiles Hämangiom
Wie infantile Hämangiome entstehen, ist noch nicht ganz geklärt. Neben einer genetischen Veranlagung werden mehrere Hypothesen diskutiert. Es wird unter anderem vermutet, dass bestimmte Zellen aus dem Knochenmark oder der Plazenta durch Sauerstoffmangel im betroffenen Gewebe rasend schnell wachsen. Dies kann äußerlich, innerlich und sowohl äußerlich als auch innerlich passieren.
Das infantile Hämangiom durchläuft drei Phasen:
- Wachstumsphase: Ein weniger als ein Zentimeter großes, rundes bis ovales weiches Knötchen breitet sich unterschiedlich schnell aus. Unter der Haut wachsen Hämangiome meist länger als an der Hautoberfläche.
- Stillstandsphase: Nichts wächst und verändert sich mehr. Wie lange diese Phase andauert, ist von Kind zu Kind unterschiedlich.
- Rückbildungsphase: Auch die Rückbildung verläuft individuell, ist abhängig von der Größe und Lokalisation des Blutschwamms und meist bis zum neunten Lebensjahr abgeschlossen. Kleine Blutschwämme bilden sich in aller Regel restlos zurück, bei größeren Formen bleiben manchmal sichtbare Hautveränderungen, zum Beispiel Pigmentierungen, Farbveränderungen, Narben, zu viel Hautgewebe.
Tardives Hämangiom
Betroffene haben vermutlich eine genetische Veranlagung; mit der Folge, dass sich vor allem am Oberkörper ein zunächst ein bis vier Millimeter großer roter Fleck auf der Haut zeigt (Rubinfleck). Wenn sich im weiteren Verlauf die Blutgefäße erweitern, bildet sich ein weiches prall mit Blut gefülltes Knötchen, das eine dunkelrote Farbe annimmt. Selten wird es größer als vier Millimeter. Nach einer Stillstandsphase bildet es sich zurück.
Symptome und Komplikationen
Blutschwämme zeigen sich in zahlreichen Varianten. Einige Beispiele:
Kapilläres Hämangiom |
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Kavernom |
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Sklerosierendes Hämangiom |
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Haemangioma planotuberosum |
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Tardives oder seniles Hämangiom |
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Hämangiome der Leber |
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Hämangiome der Augenhöhle (Orbitahämangiom) |
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Blutschwämmchen verursachen keine Beschwerden. Auch mit Komplikationen ist nicht zu rechnen, sofern sie klein sind, am Rumpf oder an den Extremitäten liegen und nicht oder nur langsam wachsen.
Dagegen können schnell wachsende Hämangiome problematisch werden, vor allem dort, wo sich gegenüberliegende Körperflächen berühren. Folgen: Infektionen, Blutungen, Schmerzen.
Im Gesicht sind natürlich ästhetische Beeinträchtigungen zu erwähnen – und schlimmstenfalls Deformierungen (Lippen, Nase, Ohren, Augen) und Fehlstellungen (Kiefer, Zähne).
Diagnose
Wie alle Hautveränderungen sollten auch Blutschwämme von einem Pädiater oder Hautarzt begutachtet werden. Nur Experten können beurteilen, ob ein Hämangiom zugrunde liegt. Wichtig für eine Therapie oder beobachtendes Abwarten ist es, den Blutschwamm von anderen Gefäßtumoren abzugrenzen. Viele Universitäts- und Kinderkliniken haben eigene Sprechstunden für Hämangiome.
Ist die Hautveränderung schon bei der Geburt vorhanden, spricht das für ein kongenitales Hämangiom. Bei Verdacht auf ein infantiles Hämangiom schaut sich in der Geburtsklinik ein Kinderchirurg die entsprechende Stelle genau an und bespricht mit den Eltern dessen Entwicklung/Veränderung und das weitere Vorgehen.
Im Zweifelsfall kommen zusätzlich bildgebende Verfahren zum Einsatz, zum Beispiel Ultraschall oder eine Magnetresonanztomographie. Gelegentlich lässt sich trotz aller Untersuchungen nicht eindeutig sagen, was der Wucherung zugrundliegt, dann wird sie in regelmäßigen Intervallen kontrolliert.
Bei tardiven und kleinen Ausprägungen wird die Haut mit einem transparenten Druckspatel und einem Dermatoskop (Auflicht-Mikroskop) mechanisch abgetastet. Bei Unsicherheiten gibt die Laboruntersuchung einer Gewebeprobe weiteren Aufschluss.
Behandlung
In aller Regel sind Hämangiome harmlos und bilden sich von selbst zurück. In einigen Fällen ist es jedoch angeraten, das Blutschwämmchen zu behandeln, vor allem wenn es sich im Gesicht, Augen- und Mundbereich oder im Anal- oder Genitalbereich befindet.
Welche Therapie am sinnvollsten ist, muss individuell besprochen und entschieden werden; abhängig von der Ausdehnung und Lokalisation stehen mehrere Optionen zur Verfügung:
- Medikamentöse Behandlung mit dem Betablocker Propranolol gilt derzeit als Mittel der ersten Wahl. Die Therapie dauert sechs bis 12 Monate, die Ansprechrate beträgt rund 98 Prozent
- Kryotherapie bei -32 Grad mit einem speziellen Kältestift bei kleinen, flachen infantilen Hämangiomen mit maximal 1 cm Durchmesser
- Lasertherapie bei kleinen, flachen infantilen Hämangiomen und bei Rückbildungsresten
- Chirurgischer Eingriff nur bei Komplikationen, Rückbildungsresten oder wenn das Blutschwämmchen an einer Körperstelle liegt, die für andere Methoden nicht zugänglich ist
- Steroidhormone wie Glukokortikoide nur bei Therapieversagern oder in lebensbedrohlicher Situation
Solange keine mechanische Irritation, körperliche Beeinträchtigung oder ein gravierendes Problem vorliegt, gibt es keine medizinische Notwendigkeit zur Behandlung eines Blutschwämmchens mit einem der genannten Verfahren.
Hausmittel
Um die Rückbildung eines Blutschwamms zu unterstützen, können Honig, Tinkturen mit Zypressen-, Ringelblumen- und Hauswurzextrakten versucht werden. Doch Vorsicht: Je nach Veranlagung kann es zu allergischen Reaktionen kommen. Achten Sie möglichst darauf, Reizungen zu vermeiden. Hausmittel sind hier nur bedingt hilfreich.
Fragen & Antworten
Wie behandelt man Blutschwämmchen?
In den meisten Fällen sind Blutschwämmchen harmlos und bilden sich von selbst zurück. Welche Behandlung am sinnvollsten ist, muss individuell besprochen und entschieden werden; abhängig von der Ausdehnung und Lokalisation stehen diese Optionen zur Verfügung: Medikamentöse Behandlung, Kryotherapie, Lasertherapie oder chirurgischer Eingriff.
Wieso verfärben sich Altersblutschwämmchen schwarz?
Die tardiven Hämangiome sind verknäulte erweiterte Blutgefäße unter der Haut. Werden die andauernd gereizt, können darin Blutgerinnsel entstehen. In der Folge kann aus dem rubinroten ein dunkelrotes Knötchen werden. Die Verfärbung selbst ist zwar harmlos, im Zweifel sollten Sie dennoch Ihre Hautärztin/Ihren Hautarzt darauf ansprechen, um einen schwarzen Hautkrebs (malignes Melanom) auszuschließen.
Kann ein Blutschwämmchen aufplatzen?
Obwohl Hämangiome oft empfindlich aussehen, sind sie erstaunlich stabil. Ein Blutungsrisiko besteht bei äußeren Einwirkungen wie Schnitte, Schürfungen, Stößen. Auch wenn die Wunde meist nicht stark blutet, besteht doch Infektionsgefahr; sie sollte sorgfältig desinfiziert und versorgt werden.
Quellen
- https://www.aerzteblatt.de/archiv/30179/Fortgeschrittene-extrakranielle-Haemangiome-und-vaskulaere-Malformationen
- https://online-hautarzt.net/tardives-haemangiom/
- https://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=Seniles%20H%C3%A4mangiom
- https://www.chirurgie-portal.de/haut-dermatologie/dermatologische-erkrankungen/haemangiom/eigenbehandlung-rueckbildung-haemangiome.html
- https://www.kinderaerzte-im-netz.de/krankheiten/haemangiom-blutschwaemmchen/
- https://www.uniklinikum-jena.de/mkg/Patienteninformationen/Behandlungsspektrum/Hämangiome.html
- https://www.kinderkrankenhaus.net/medizinische-bereiche/fachabteilungen/kinderchirurgie/haemangiome.html
Andrea S. Klahre
- Zuletzt aktualisiert: 27. Dezember 2023
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