Ratgeber bei Halskratzen
Die Atemwege sind ständig „in Betrieb“ – beim atmen und sprechen, kauen und schlucken, gähnen und schlafen. Kein Wunder, dass der Rachenraum ein Einfallstor für zahlreiche Erkrankungen darstellt. Unabhängig von der Jahreszeit kennt wohl jeder das unangenehme Gefühl, wenn der Hals irritiert und gereizt ist und irgendwie „kratzt”. Wann handelt es sich bei einem rauen Rachen mit Räusperreflexen um die Vorstufe eines banalen grippalen Infekts oder um eine Überempfindlichkeit gegen Umweltstoffe und wann steckt eine ernthafte Erkrankung dahinter?
Kurzfassung
- Der Begriff „Halskratzen” ist zwar selbsterklärend, wird aber meist mit einer Reihe von Beschwerden begleitet und kann viele Ursachen haben.
- Zu den häufigen Verursachern für Halskratzen gehören Viren, Bakterien und Allergene, diese lösen eine Entzündug der Rachenschleimhaut aus, eine Pharyngitis.
- Mit unkomplizierten Infekten und akuten Überempfindlichkeitsreaktionen wird das Immunsystem gut fertig – egal, ob sie durch Viren, Bakterien oder potenzielle Allergene ausgelöst werden. Die Symptome verschwinden meist binnen weniger Tage ohne Komplikationen von selbst.
- Ein anhaltende Trockenheitsgefühl im Rachen mit Räusperreflexen und Schleimabsonderungen, Schluckbeschwerden, Schmerzen, Rötungen oder gar Vereiterungen deuten auf chronische Krankheitsverläufe und auf chronische Reize im Zusammenhang mit Umweltgiften und Allergenen hin.
- Sollte der Rachen länger als zwei Wochen kratzig und rauh sein, empfiehlt sich ein Termin beim Hals-Nasen-Ohrenarzt oder Allergologen.
- Hundertprozentigen Schutz gegen Halskratzen gibt es nicht, aber zwei wichtige Stichworte sind Speichelbildung und gute Raumluft.
Steckbrief Atemwege
Das Symptom „Halskratzen” ist zwar selbsterklärend, in aller Regel aber mit weiteren Beschwerden verbunden, meist mit einer Entzündung der Nasenschleimhaut (Rhinitis). Häufig wird auch zuwenig Speichel produziert.
Bei Beschwerden des Atemtrakts (Respirationstrakts) wird grundsätzlich unterschieden zwischen
- Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege
- akuten und chronischen Verläufen
Die oberen Atemwege sind: Nase und Nasennebenhöhlen, Rachenraum.
Die unteren Atemwege sind: Kehlkopf, Luftröhre, Bronchien, Lunge
Begleitende Symptome
Eine nur gereizte und Rachenschleimhaut muss zunächst nicht beunruhigen. Dennoch wird sie als unangenehm empfunden und kann
- das Gefühl auslösen, als befände sich ein Fremdkörper oder Staub im Rachenraum
- das Schlucken erschweren
- den Geschmack beeinflussen
- die Stimmlage bis hin zur Stimmlosigkeit verändern
- das Atmen erschweren
Nicht zuletzt kann sich saisonabhängig eine Erkältung ankündigen.
Grippaler Infekt
Die alte Bauernregel gilt unverändert: Drei Tage kommt er, drei Tage bleibt er, drei geht er – der grippale Infekt beziehungsweise eine banale Erkältung. Während der Wintermonate bleibt kaum jemand verschont. Mit einem trockenen, kratzenden Hals fängt es an, hinzu kommen Heiserkeit, Schmerzen beim Sprechen, Schnupfen und Husten, Verschleimungen, manchmal Ohrenschmerzen.
Was meist als „Grippe“ bezeichnet wird, ist keine echte Influenza. Die Verursacher sind fast immer verhältnismäßig harmlose Rhino- oder Adenoviren, übertragen durch Tröpfchen- und Schmierinfektion.
Ein Arztbesuch ist nicht nötig. Eine Erkältung klingt von selbst durch Bettruhe mit Heißgetränken – ideal ist grüner Tee (Bio) mit Honig –, Gurgellösungen, Lutschtabletten und einem Schal um den Hals wieder ab.
Erkältungs-Komplikationen
Aufgrund des in dem Zustand geschwächten Immunsystems können zusätzliche Entzündungen durch Bakterien eine bakterielle Zusatzinfektion (Superinfektion) verursachen. Es entwickeln sich Influenza-ähnliche Symptome mit
- schmerzhaften Schluckbeschwerden
- Atemnot
- Fieber über 39 Grad
- Glieder- und Kopfschmerzen
- geschwollenen Gaumenmandeln mit Belägen
- geschwollenen Lymphknoten
- Hautauschlag
Chronische bakterielle Entzündungen können dauerhafte Schäden verursachen. Zu den häufigsten Komplikationen gehören
- Entzündungen der Nasennebenhöhlen
- Mittelohrentzündungen
- Lungenentzündung
Covid-19?
Halskratzen, häufiges Niesen, Fieber, trockener Husten, eine geschwollene und belegte Zunge („Corona-Zunge”) gehören auch bei einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 zu den typischen Symptomen. Das Robert Koch-Institut nennt außerdem einen gestörten Geruchs- und/oder Geschmackssinn, Kurzatmigkeit und Kopfschmerzen, weist aber zugleich darauf hin, dass die Krankheitsverläufe unspezifisch und vielfältig sind und stark variieren.
Entsprechend handelt es sich nicht bei jedem Halskratzen um einen Fall für die Intensivstation. Dennoch ist in pandemischen Zeiten die Überlegung sinvoll: Gab es Kontakte mit möglichen Trägern des Virus?
Sofern Sie eine begründete Befürchtung haben, gehen Sie besser nicht zum Arzt oder in eine Notaufnahme, sondern wählen die bundesweit kostenfreie Hotline des ärztlichen Bereitschaftsdienstes 116 117 und vereinbaren einen kurzfristigen Testtermin – in eigenem Interesse und zum Schutz anderer.
Das gilt besonders, wenn Sie unter Asthma, Diabetes oder einer Herz-Kreislauferkrankung leiden.
Auslöser
Halskratzen und begleitende Beschwerden können im Zusammenhang mit unterschiedlichen mehr oder minder chronischen Reizen, Krankheitserregern, nicht primären Atemwegserkrankungen und als Nebenwirkung verschiedener Therapien auftreten. Häufig sind:
- Flüssigkeitsmangel
- Umweltstoffe und -gifte
- Aktives und passives Rauchen
- Warme (Raum-)Temperaturen und geringe Luftfeuchtigkeit
- Klimatisierte Räume
- Überlastung der Stimmbänder
- Schnarchen
- Viren, Bakterien, Pilzsporen
- Allergene
- Medikamente
- Strahlen-, Chemotherapie
- Karzinome
- Diabetes mellitus
- HIV/Aids
- Sodbrennen
- Stress
- Wechseljahre
Erkrankungen
Beispiele für Erkrankungen, die die oberen und unteren Atemwege in Mitleidenschaft ziehen:
Erkrankung | Ursache | Symptome | Behandlung |
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Rachen- und Mandelentzündung (Pharyngitis, Tonsillitis) | Viren wie Rhino-, Adeno-, Herpesviren, zusätzlich Bakterien wie Streptokokken, Pneumokokken |
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Kehlkopfentzündung (Laryngitis) | Haemophilus influenzae |
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Pfeiffersches Drüsenfieber | Epstein-Barr-Virus (aus der Gruppe der Herpesviren) |
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Scharlach | Gruppe-A-Streptokokken (Milchsäurebakterien) |
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Mumps | Infektion der oberen Atemwege durch das Mumps-Virus |
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Agranulozytose | Schwere Störungen der Blutbildung durch Medikamententherapie bei Typ-II-Allergie |
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Rachen- oder Kehlkopfkrebs | Karzinome im Bereich von Rachen (Pharynx) und Kehlkopf (Larynx) |
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Überempfindlichkeitsreaktionen/Allergien | Histamin, Hauptbotenstoff bei Überempfindlichkeits- bzw. allergischen Reaktionen, löst Entzündungsreaktionen mit geschwollenem Gewebe aus Reize durch Umweltgifte (z. B. Zigarettenrauch, Abgase) und Allergene (z. B. Pollen, Konservierungsstoffe in Kosmetika und Lebensmitteln, Tierhaare, Schimmelpilze, Hausstaubmilbenkot) |
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Wann zum Arzt?
Halskratzen ist das Leitsymptom einer Rachenentzündung (Pharyngitis). Sollte der Rachen länger als zwei Wochen gereizt und irritiert sein, empfiehlt sich ein Termin beim Hals-Nasen-Ohrenarzt oder Allergologen. Schnelle Hilfe ist in Verbindung mit gelblich-grünlichem oder gar blutigem Auswurf beim Husten erforderlich; ebenso bei Engegefühl im Hals, Schluckunfähigkeit oder Atemnot. Bei letzteren Symptomen könnte sich ein Mandel- oder Halsabszess gebildet haben.
Der Besuch beim Kinderarzt ist angesagt, wenn bei Kindern die Schmerzen nach zwei oder drei Tagen mit zuckerfreien Heißgetränken und Lutschtabletten nicht abklingen, der Hals gerötet ist, die Mandeln eitrig sind und starke Schluckbeschwerden vorliegen.
Prävention
Hundertprozentige Sicherheit gegen Halskratzen gibt es nicht, aber eine ausgewogene Ernährung und Bewegung an frischer Luft stärken das Immunsystem. So entstehen harmlose Halsentzündungen seltener und sind schneller beendet.
Zwei weitere wichtige Stichworte sind Speichelbildung und gute Raumluft. Achten Sie auf:
- täglich zwei Liter Flüssigkeit in Form von zuckerfreien Tees, Saftschorlen, Mineralwasser
- zuckerfreien Kaugummi
- nicht aktiv oder passiv rauchen
- gut gelüftete Innenräume
- abends mit Salzwasser oder pflanzlicher Lösung gurgeln
- keine scharfen Speisen
- potenzielle Allergene vermeiden
Fragen und Antworten
Was kann man gegen einen rauen Hals tun?
Beim Befund akute Pharyngitis können gegebenenfalls schmerzstillende Medikamente wie Ibuprofen, Paracetamol oder Acetylsalicylsäure (ASS) angewendet werden. Auch Lutschpastillen und Gurgellösungen mit entzündungshemmender Wirkung helfen.
Quellen
- https://www.aerzteblatt.de/archiv/186548/Akute-Atemwegsinfektionen-Welche-Therapieformen-nuetzen-welche-nicht
- https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/109159/2019-nCoV-offenbar-schon-bei-sehr-leichten-Symptomen-uebertragbar
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2016/daz-42-2016/halsschmerzen-loswerden
- https://www.zusammengegencorona.de/
- https://www.oekotest.de/gesundheit-medikamente/Coronavirus-erkennen-Das-sind-die-typischen-Anzeichen-von-Covid-19_11178_1.html
- https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-112016/hilfe-bei-kratzen-im-hals/
- https://flexikon.doccheck.com/de/Pharyngitis
Fabian Bohn
- Zuletzt aktualisiert: 27. Dezember 2023
Dieser TeleClinic-Ratgeber wurde nach höchstem wissenschaftlichen Standard von unseren Medizinredakteuren verfasst. Die Artikel sollen Ihnen lediglich Erstinformation zu diversen Themen bieten und können keine ärztliche Diagnose ersetzen. Gerne beraten Sie erfahrene Ärzte weiterführend in einem Online-Arztgespräch.