Fieber, Kopfschmerzen und Schwindelgefühle, dazu starke Ohrenschmerzen: Eine akute Mittelohrentzündung ist deutlich spürbar. Vor allem im Kleinkindalter tritt diese Virusinfektion häufig auf, aber auch Erwachsene sind betroffen. Weniger schmerzhaft ist die chronische Mittelohrentzündung, die große gesundheitliche Risiken birgt. Wie Sie beide Erkrankungen erkennen, wann Sie bei einer Mittelohrentzündung eine Krankschreibung bekommen und welche Maßnahmen zur Behandlung zu ergreifen sind, erfahren Sie hier.
Mittelohrentzündung
Kurzfassung
- Eine Mittelohrentzündung ist eine schmerzhafte virale oder bakterielle Entzündung der Schleimhäute des Mittelohrs und kommt sehr häufig bei Kindern vor.
- Symptome sind starke Ohrenschmerzen, Fieber und Übelkeit sowie Ausfluss von Sekret aus dem Ohr und Gleichgewichtsstörungen.
- Die Beschwerden sind vom Facharzt sehr gut behandelbar und heilen in der Regel innerhalb weniger Tage aus, dennoch kann es zu Komplikationen kommen.
- Bei einer Mittelohrentzündung ist eine Krankschreibung sinnvoll.
- Neben der akuten Mittelohrentzündung tritt seltener auch die chronische Variante auf, die zu Hörschäden führen kann und deren Ursachen dringend operativ ausgeschaltet werden sollten.
Was ist eine Mittelohrentzündung?
Eine Mittelohrentzündung ist eine ein- oder beidseitige Entzündung der Schleimhaut des Mittelohrs, die bei richtiger Behandlung nach einigen Tagen meist folgenlos abheilt.
Unterschieden wird zwischen
- Otitis media acuta (akute Mittelohrentzündung) und
- Otitis media chronica (chronische Mittelohrentzündung).
Akute Mittelohrentzündung: Symptome
Eine Mittelohrentzündung zeichnet sich durch deutlich spürbare Symptome aus:
- Starke stechende oder pulsierende Ohrenschmerzen
- Pochende Ohrgeräusche und Hörminderung
- Fieber, Erkältungsbeschwerden, Übelkeit oder Erbrechen und ein insgesamt schlechtes Allgemeinbefinden
- Gleichgewichtsstörungen
- Teilweise Ausfluss von Sekret aus dem Ohr, wenn das Trommelfell platzt
- Bei Babys und Kleinkindern oft der Griff ans Ohr, Fieber, Trinkunlust oder vermehrtes Schreien
Ursachen der akuten Mittelohrentzündung
Die akute Mittelohrentzündung zählt zu den häufigsten Erkrankungen im Kindesalter. Bis zum 7. Lebensjahr leidet statistisch gesehen jedes Kind einmal unter Ohrenbeschwerden, da die Ohrtrompete kürzer und anfälliger für Entzündungen ist. Im Erwachsenenalter tritt die Mittelohrentzündung seltener auf. Auslöser können drei verschiedene Ursachen sein:
- Bakterien- oder Virusinfektion infolge von Schnupfen oder Halsschmerzen. Durch den Infekt ist die Schleimhaut der oberen Luftwege im Nasen-Rachen-Raum geschwollen, die Belüftung des Mittelohrs verschlechtert sich und Keime können sich ausbreiten.
- Infektion über die Blutbahn im Rahmen von Masern oder Scharlach, was heutzutage jedoch kaum noch auftritt
- Eindringende Erreger bei einer Trommelfell-Verletzung
Untersuchung, Behandlung und Krankschreibung bei einer akuten Mittelohrentzündung
Weisen Schmerzen oder Symptome auf eine akute Mittelohrentzündung hin, sollten Sie in jedem Fall einen Facharzt konsultieren. Neben dem Zustand des Trommelfells untersucht der HNO-Arzt Nase, Nasen-Rachen-Raum und Nebenhöhlen. Bei wiederholten Beschwerden ist ein Hörtest angezeigt mit Messung der Schwingungsfähigkeit des Trommelfells und Mittelohrdrucks.
Behandlung
Unkomplizierte Krankheitsverläufe heilen in den meisten Fällen innerhalb weniger Tage von alleine ab, in der Regel ist bei einer Mittelohrentzündung eine Krankschreibung von einer Woche ausreichend.
Die ärztlich überwachte Therapie umfasst mehrere Maßnahmen:
Behandlung / Maßnahme | Behandelnder | Wirkung |
---|---|---|
Bettruhe, entzündungshemmende und fiebersenkende Schmerzmittel | Patient nach Absprache mit dem Arzt | Erhöhung des Selbstheilungsprozesses, Schmerzlinderung |
Abschwellende Nasentropfen und –sprays | Patient, nicht länger als eine Woche | Belüftung des Mittelohrs bei Entzündungen infolge von Schnupfen und Erkältung |
Ausspülen des Gehörgangs mit warmem Wasser und Austupfen mit Watte | HNO-Arzt | Linderung bei Ohrfluss |
Ohrentropfen | Patient nach Verschreibung durch den Arzt | Unterstützung des Heilungsprozesses bei verletztem Trommelfell |
Wärmebehandlung mit Rotlicht, Traubenkernkissen, Säckchen mit abgekochten Zwiebeln | Patient | Linderung bei Schmerzen |
Antibiotika/Breitbandantibiotikum | Patient nach Verschreibung durch den Arzt | Bekämpfung der Keime bei bakteriell verursachter Mittelohrentzündung, jedoch nur bei Komplikationen oder bei Kindern unter 6 Monaten |
Trommelfellschnitt | HNO-Arzt | leichtes Anritzen des Trommelfells, um den Erguss abzusaugen, da die sich stauende Schleimhautflüssigkeit zu starken Schmerzen führen kann |
Schon beim Verdacht auf Mittelohrentzündung sollte kein Wasser in die Ohren gelangen. Sie sollten in den ersten Tagen auf Duschen und Baden sowie Schwimmen verzichten.
Eine Studie hat belegt, dass bei einer Antibiotikagabe eine 10-Tages-Therapie erfolgreicher ist als eine 5-Tages-Therapie.
Chronische Mittelohrentzündung: Symptome
Die folgenden Symptome können auftreten:
- Verminderte Hörfähigkeit auf einem Ohr
- Wiederholter Austritt von Sekret aus dem Ohr
- Schwindel und Gleichgewichtsstörungen
Ursachen einer chronischen Mittelohrentzündung
Eine Entzündung des Mittelsohrs kann durch Folgendes ausgelöst werden:
- Die Ohrtrompete sorgt für die Durchlüftung des Mittelohrs und gleicht Druckveränderungen aus. Bei Funktionsstörungen kann sich die Schleimhaut entzünden.
- Auch ein verletzungsbedingter Riss im Trommelfell kann Auslöser sein.
- Chronische Knocheneiterungen im Ohr und Geschwulste können den angrenzenden Knochen schädigen.
- Bei dauerhafter Belüftungsstörung zieht sich das Trommelfell mit Unterdruck in den Mittelohrraum ein und löst eine chronische Entzündung aus.
Wie wird eine chronische Otitis behandelt?
Eine chronische Erkrankung sollte in jedem Fall vom HNO-Arzt behandelt werden, um den Auslöser auszuschalten. Dies erfordert einen operativen Eingriff, da diese Form der Entzündung nicht von alleine ausheilt oder medikamentös therapierbar ist. Für die Operation einer Mittelohrentzündung bekommen Sie eine Krankschreibung.
Fragen und Antworten
Wie kann ich einer Mittelohrentzündung vorbeugen?
Zwar besteht bei Vorerkrankungen am Mittelohr eine erhöhte Gefahr erneuter Entzündungen, mit ein paar einfachen Maßnahmen lässt diese sich jedoch minimieren:
Maßnahme | Erwachsene | Kinder |
---|---|---|
Frühzeitiger Einsatz von Nasentropfen bei einer Erkältung | Nicht länger als eine Woche | Nach Absprache mit dem Kinderarzt |
Bei Erkältung nicht ins Schwimmbad, nicht mit feuchten Haaren in Zugluft oder Kälte | Bei bekannter Empfindlichkeit | Grundsätzlich |
Allgemeine Impfung gegen Pneumokokken | Senkt nachgewiesenermaßen die Rate der Erkrankungen im Kindesalter | |
Stillen | Stärkt das gesamte Immunsystem | |
Nicht Rauchen oder Passivrauchen | Ja | Ja |
Auf den häufigen Gebrauch von Schnuller oder Milchflasche im flachen Liegen verzichten | Ja | |
Ausreichend trinken | Ja | Ja |
Welche Komplikationen können bei einer Nicht-Behandlung auftreten?
Dank der heutigen Behandlungsmöglichkeiten kommt es bei Mittelohrentzündungen selten zu Komplikationen. Dennoch gibt es einige Risiken, bei denen eine ärztliche Versorgung wichtig ist:
- Bei einer Mastoiditis kommt es zu einer eitrigen Entzündung des knöchernen Warzenfortsatzes, die mit einer geröteten Schwellung hinter der Ohrmuschel, Druckschmerz und Sekretabfluss einhergeht.
- Wird der Nervus fascialis (siebter Hirnnerv) von der Entzündung angegriffen, kann es zu Gesichtslähmungen kommen. Eine umgehende antibiotische Behandlung ist vonnöten.
- Bei einer Labyrinthitis geht die Entzündung auf das Innenohr über mit der Gefahr einer Hirnhautentzündung (Meningitis).
- Eine eitrige Sekretbildung kann zur Hirnhautentzündung führen mit spontanem Fieber, Kopfschmerz, Verwirrtheit, Lichtempfindlichkeit und typischer Nackensteife.
- Abszesse im Schädelinneren und Thrombosen in den großen Sammelvenen des Gehirns sind möglich.
- Eine chronische Otitis kann unbehandelt zu Hörverlust führen.
Quellen
- https://www.apotheken.de/krankheiten/4231-mittelohrentzuendung-akute
- https://otovowen.de/mittelohrentzuendung.html?pft=1&gclid=EAIaIQobChMImIX3rra74gIVC6oYCh1fdAePEAAYASAAEgLYQvD_BwE
- https://www.gesundheitsinformation.de/was-koennen-eltern-bei-einer-mittelohrentzuendung.2233.de.html?part=behandlung-ko
- https://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=17&typ=16&aid=185980&s=Mittelohrentz%FCndung