Behandlung bei Nahrungsmittel-Unverträglichkeit

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Juckende Hautausschläge, Übelkeit, Blähungen, Bauchschmerzen nach dem Essen? Dahinter kann eine Nahrungsmittel-Unverträglichkeit stecken. In den letzten Jahren haben Intoleranzen und Allergien gegen Lebensmittel immer mehr Aufmerksamkeit sowohl in Fachkreisen als auch in der Gesellschaft und in den Medien erfahren, wobei oft unklar ist, was dahintersteckt. Welche Symptome auftreten können und welche Arten von Unverträglichkeiten es gibt, erfahren Sie hier.

Nahrungsmittel: Unverträglichkeiten und Allergien

Kurzfassung

  • Eine Nahrungsmittelunverträglichkeit ist der Oberbegriff für sämtliche Reaktionen des Körpers auf natürliche Inhaltsstoffe oder künstliche Zusatzstoffe in Nahrungsmitteln.
  • Bei einer Nahrungsmittelunverträglichkeit wird unterschieden zwischen einer Nahrungsmittelintoleranz ohne Beteiligung des Immunsystems und einer Nahrungsmittelallergie mit Beteiligung des Immunsystems.
  • Aufgrund ähnlicher Symptome werden Unverträglichkeiten häufig mit einer Allergie verwechselt.
  • Zu den Nahrungsmittelintoleranzen gehören zum Beispiel die Verwertungsstörungen von Fruchtzucker (Fruktose) und Milchzucker (Laktose) sowie sogenannte Pseudoallergien gegen natürliche Aromastoffe und diverse Zusatzstoffe.
  • Bei einer Nahrungsmittelallergie reagiert das Immunsystem auf bestimmte Eiweißstrukturen in Lebensmitteln, indem es eine erhöhte Anzahl an bestimmten Antikörpern bildet. Häufig stecken Allergene in Nüssen, Milchprodukten, Eiern, verschiedenen Gemüse- oder Obstsorten, Meeresfrüchten, Fisch.
  • Ein anaphylaktischer Schock ist die Extremreaktion des Körpers auf ein Allergen, ist lebensgefährlich und bedarf umgehend ärztlicher Behandlung.
  • Glutenunverträglichkeit und Zöliakie werden oft synonym verwendet, sind medizinisch gesehen aber nicht dasselbe. Es gibt drei Arten der Glutenunverträglichkeit: Zöliakie, Weizenallergie, Weizensensitivität.
  • Ein Gastroenterologe oder Internist bestimmt die Art der Nahrungsmittel-Unverträglichkeit.
  • Ein wichtiger Teil der Diagnostik ist das persönliche Gespräch. Bei chronischen Beschwerden kann es nützlich sein, ein Ernährungs- und Symptomtagebuch zu führen.
  • In der Therapie geht es primär darum, jene Lebensmittel zu meiden, die körperliche Reaktionen hervorrufen.
  • Ein sinnvoller Umgang mit der Problematik setzt eine sorgfältige Diagnose voraus. Es wird davor gewarnt, nach einer Selbstdiagnose bestimmte Nahrungsmittel unbegründet zu vermeiden. Hinter den Symptomen steckt nicht immer eine Nahrungsmittel-Unverträglichkeit, wodurch Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik unentdeckt bleiben könnten.

Was ist eine Nahrungsmittelunverträglichkeit?

Nahrungsmittelunverträglichkeiten gehören zu den häufigsten Leiden weltweit und sind für Betroffene mit zahlreichen Einschränkungen verbunden. Eine Nahrungsmittelunverträglichkeit ist der Oberbegriff für sämtliche Reaktionen des Körpers auf bestimmte Nahrungsmittel beziehungsweise auf deren Bestandteile.

Bei einer Nahrungsmittel- oder auch Lebensmittelunverträglichkeit reagiert der Körper mit Beschwerden im Magen-Darm-Trakt immer dann, wenn es einen zeitlichen Zusammenhang zur Nahrungsaufnahme gibt. Auch Reaktionen an Haut und Schleimhäuten können auftreten.

Bei einer Nahrungsmittelunverträglichkeit wird unterschieden zwischen

  • Nahrungsmittelintoleranz: Das Immunsystem ist nicht beteiligt, der Darm aufgrund von Enzymmängeln und/ oder -defekten nicht in der Lage, bestimmte Nahrungsbestandteile optimal zu verarbeiten und abzubauen – oder nur unter Bildung übermäßiger Darmgase.
  • Nahrungsmittelallergie: Das Immunsystem bildet gegen bestimmten Eiweißmoleküle in einem Nahrungsmittel vermehrt Immunglobulin E (IgE)-Antikörper. Diese fungieren wie Gedächtniszellen, denn sobald das Nahrungsmittel erneut verzehrt wird, erkennen sie vermeintlich schädliche Proteine und starten einen Abwehrkampf. Das Immunsystem reagiert in Form einer allergischen Reaktion über.

Die Abgrenzung von Nahrungsmittelintoleranz, Nahrungsmittelallergie und Reizdarmsyndrom ist schwierig.

Bei den Nahrungsallergien gibt es die Unterscheidung

  • Primäre Nahrungsmittelallergien: Treten im Säuglings- und Kleinkindalter gegen Proteine in Grundnahrungsmitteln auf. Probleme bereiten dann Kuhmilch, Hühnerei, Weizen, Erd- und Baumnüsse oder Fisch. Die Reaktionen auf die ersten drei Lebensmittel verschwinden häufig nach wenigen Jahren, die Reaktionen auf die letzten drei können lebenslang bestehen bleiben. Für Betroffene bedeutet dies, dass sie ein Leben lang streng darauf verzichten und Notfallmedikamente bei sich tragen.
  • Sekundäre Nahrungsmittelallergien: Entstehen durch ähnliche Proteine in Pollen (z. B. Birkenpollen) und pflanzlichen Nahrungsmitteln wie Kern- und Steinobst, Nüssen, Karotten oder Soja. Es gibt immer mehr Menschen, die aufgrund einer Sensibilisierung gegen Pollen sekundär auf Kreuzallergene in Nahrungsmitteln reagieren.

Wer von einer oder mehreren Nahrungsmittelunverträglichkeiten betroffen ist, befindet sich in einer schwierigen Situation: Je nach Schweregrad ist die emotionale und soziale Belastung hoch – gerade bei erkrankten Kindern und deren Angehörigen. Den niemand ist allein krank. In allen Lebensbereichen finden Einschränkungen statt, vor allem im Bereich der sozialen Beziehungen. Das wird oft unterschätzt und vernachlässigt.

Ursachen

Die Ursachen für unerwünschte Reaktionen auf Nahrungsmittel sind komplex.

Nahrungsmittelintoleranzen

Sind nur selten von Geburt an vorhanden, sondern entwickeln sich im Laufe der Zeit. Mögliche Ursachen für das Entstehen einer Lebensmittelunverträglichkeit sind:

  • Der Darm ist nicht in der Lage, Kohlenhydrate wie Fruktose oder Laktose optimal zu verdauen – oder nur unter Bildung störender Darmgase. Der Fachausdruck lautet Kohlenhydrat-Malabsorption: Kohlenhydratverwertungsstörung
  • Enzymmangel und/ oder -defekt
  • Persönliche Abneigung gegen ein bestimmtes Nahrungsmittel
  • Vorausgegangene Lebensmittelvergiftung, zum Beispiel durch Muscheln, Pilze, verdorbene Lebensmittel im Allgemeinen

Mit 20 bis 25 Prozent liegt der Hauptanteil aller Beschwerden nach einer Nahrungsaufnahme bei den Nahrungsmittelintoleranzen.

Nahrungsmittelallergien

Beruhen auf einem Zusammenspiel von

  • Erbgut und Umweltfaktoren

Daten aus Zwillingsstudien weisen darauf hin, dass das Risiko zu etwa 80 Prozent von erblichen Faktoren bestimmt wird. In einer Studie aus dem Jahr 2017 mit 1.500 Kindern mit Nahrungsmittelallergien wurden insgesamt fünf Genorte gefunden. Vier davon stimmten mit bekannten Genorten für Neurodermitis und Asthma überein, aber auch mit anderen chronisch-entzündlichen beziehungsweise Autoimmunerkrankungen wie Morbus Crohn oder Schuppenflechte.

Ein weiteres Ergebnis der Studie war, dass vier von den fünf identifizierten Genorten mit allen Arten von Nahrungsmittelallergien in Zusammenhang stehen. Lediglich der für die Erdnussallergie spezifische Genort scheint eine Ausnahme zu sein.

Etwa 3 bis 6 Prozent der Bevölkerung in Deutschland – Erwachsene und Kinder – haben eine nachgewiesene Allergie gegen bestimmte Nahrungsmittel oder -inhaltsstoffe.

Symptome

Wer bestimmte Lebensmittel nicht gut verträgt, verwechselt eine Intoleranz gern mit einer Allergie. Kein Wunder, denn manche Symptome ähneln einander. Es gibt jedoch Unterschiede. Der größte Unterschied zwischen einer Lebensmittelintoleranz und einer -allergie liegt in den Folgen.

Eine Allergie, beispielsweise gegen Nüsse, kann tödlich sein. Bereits kleine Mengen können dazu führen, dass das Immunsystem „kollabiert” und mit plötzlicher Atemnot reagiert.

Nahrungsmittelintoleranzen sind dagegen normalerweise nicht lebensbedrohlich, können allerdings auch schwer ausfallen.

Die jeweiligen Beschwerdebilder sind mannigfaltig. Wir stellen sie Ihnen in den folgenden Abschnitten vor.

Nahrungsmittelintoleranz: Arten, Ursachen, Symptome

AuslöserBeispiele Beschwerden
FruktoseintoleranzEtwa zehn Prozent der Bevölkerung leiden unter einem Mangel des Proteins GLUT-5 in den Dünndarmzellen, es ist für den Transport des Fruchtzuckers verantwortlich. Dieses Kohlenhydrat wird vom Darm nicht vollständig aufgenommen.Obst, Obstsäfte, Trockenfrüchte, Wein, Agavendicksaft, Fertigprodukte einschließlich Softdrinks. Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit können die Fruktoseintoleranz verschlimmern.Blähungen, Völlegefühl, Bauchschmerzen, Krämpfe, Durchfall.
LaktoseintoleranzDie Aktivität des Enzyms Laktase in der Dünndarm-Schleimhaut ist eingeschränkt, der in Milch enthaltene Zucker kann nicht vollständig gespalten werden.Milch und Milchprodukte, Milcheis, Schokolade und andere Süßigkeiten, Fruchtsäfte auf Molkebasis.Blähungen, Völlegefühl, Durchfall, Magenkrämpfe.
HistaminintoleranzDas Molekül Histamin wird vermutlich nur langsam oder unvollständig abgebaut. Schuld daran soll das Enzym Diaminoxidase (DAO) sein. Bestimmte Medikamente können es beeinflussenHartkäse, Rotwein, Alkohol, Sauerkraut, Wurst, Innereien, Essig, Kakao, Fisch, schwarzer Tee, Weizenkeime, generell in industriell verarbeiteten Nahrungsmitteln.Blähungen, Kopfschmerzen, Schwindel, Durchfall, Erbrechen, Herzrasen, an der Haut Auschläge, Juckreiz, Nesselsucht, an den Atemwegen Fließschnupfen, Asthma.
SaccharoseintoleranzAutosomal-rezessiv vererbte StoffwechselkrankheitHaushaltszuckerBauchschmerzen, Krämpfe, Durchfall, Erbrechen.
SorbitintoleranzDie Aufnahme des Zuckeralkohols bzw. Zuckeraustauschstoffs Sorbit in den Dünndarm ist ganz oder teilweise gestört. Die Verstoffwechselung findet im Dickdarm statt.Als Lebensmittelzusatzstoff E420 in fast allen Fertig- und Halbfertigprodukten enthalten, ebenso in fast allen Kaugummis und Lutschpastillen, in Light-, Diabetiker- und zuckerfreien Produkten, abgepackten Backwaren, Mayonnaise, Ketchup, Toast, Müsli, Schokoaufstrichen. Sorbitreiche Obstsorgen sind u. a. Äpfel, Marillen, Pfirsiche, Birnen, Kirschen, Trauben. Nicht zuletzt kann Sorbit in Medikamenten enthalten sein.Bauchschmerzen, Erbrechen, Durchfall,
Übelkeit, Völlegefühl, Müdigkeit.

Nahrungsmittelallergien: Auslöser und Symptome

Primäre Nahrungsmittelallergien

Betroffene Kinder reagieren meist auf Eiweiße in Grundnahrungsmitteln wie

  • Kuhmilch
  • Hühnerei
  • Weizen
  • Erdnüsse
  • Baumnüsse, z. B. Hasel-, Wal-, Pecan-, Paranuss, Cashewkerne, Mandeln
  • Fisch

Die Reaktionen auf die ersten drei Lebensmittel verschwinden häufig nach wenigen Jahren, die Reaktionen auf die letzten drei können lebenslang bestehen bleiben.

Sekundäre Nahrungsmittelallergien

Betroffene reagieren in Form einer Kreuzreaktion auf ähnliche Proteine in Pollen – z. B. von Birke, Hasel, Erle – und pflanzlichen Nahrungsmittel wie

  • Nüsse
  • Kern- und Steinobst, z. B. Pfirsich, Aprikose, Apfel, Kirsche, Kiwi
  • Gemüse, z. B. Möhren, Sellerie, Paprika, Gurke
  • Gewürze
  • Shrimps und andere Krustentiere
  • Soja als Drink, Joghurt, Formula zum Abnehmen
  • Lupinen
  • Senf

Wer auf Latex allergisch reagiert, kann Probleme bekommen mit

  • Nüssen
  • Banane
  • Avocado
  • Mango
  • Honig- und Wassermelone
  • Dattel
  • Tomate
  • Sellerie
  • Paprika

Die Symptome einer Nahrungsmittelallergie sind vielfältig:

  • Schwellungen an Händen, Gesicht oder Beinen (Angioödeme)
  • Juckende Ausschläge auf der Haut in Form von Pusteln, Quaddeln, Rötungen, Ekzemen und an Schleimhäuten (Lippen, Gaumen, Zunge, Augenbindehaut)
  • Niesanfälle, Schnupfen, Husten, asthmatische Beschwerden bis zur Atemnot
  • Magen-Darmbeschwerden wie Übelkeit, Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen

Die Reaktionen treten zwischen wenigen Minuten und zwei Stunden nach Kontakt mit dem Allergen auf, sechs bis 24 Stunden später kann eine zweite Welle mit Hautreaktionen folgen.

Verschiedene Einflussfaktoren begünstigen oder verstärken die Reaktionen:

  • Seelischer Stress
  • Alkohol
  • Infekte
  • Arzneimittel, z. B. ASS
  • Körperliche Anstrengung
  • Kälte und Hitze

Ein anaphylaktischer Schock ist die extremste und auch gefährlichste Reaktion des Körpers. Er ist lebensbedrohlich und bedarf umgehend ärztlicher Behandlung.

Sonderfall Gluten

In einem besonderen Fokus stehen seit einigen Jahren Unverträglichkeiten von Getreideprodukten. Hier dreht sich nahezu alles um das Klebereiweiß Gluten, enthalten in einer Vielzahl von Getreidesorten – zum Beispiel Weizen, Roggen, Gerste, Dinkel, Einkorn, Emmer, Kamut. Ausgenommen sind Soja, Hirse, Mais, Amaranth, Quinoa, Reis, Buchweizen. Gluten kommt aber auch in vielen industriell verarbeiteten Lebensmitteln vor, zum Beispiel in Tomatenketchup und -mark, fertigen Salatdressings, Fleisch- und Gemüsekonserven, Fertigsoßen und -suppen, Wurst, Streichkäse.

Es gibt drei Arten der Glutenunverträglichkeit:

  • Zöliakie
  • Weizenallergie, eine klassische IgE-Antikörper-vermittelte Getreideallergie (siehe Nahrungsmittelallergie)
  • Weizensensitivität, die laut S2k-Leitlinie zur Zöliakie, Weizenallergie und Weizensensitivität aus dem Jahr 2014 als Nicht-Zöliakie Glutensensitivität (Non-Celiac Gluten Sensitivity, NCGS) oder Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität (Non-Celiac Wheat Sensitivity, NCWS) bezeichnet wird. Manche Fachleute nennen sie schlicht Gluten-/Weizensensitivität (GS/WS)

Zöliakie

Bei der Extremform der Glutenunverträglichkeit handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung mit genetischer Veranlagung. Das Klebereiweiß Gluten wird vom Immunsystem als Fremdstoff eingestuft, worauf es zu einer Immunreaktion im Dünndarm kommt. Diese verursacht eine chronische Entzündung der Dünndarmschleimhaut, schließlich verkümmern die Dünndarmzotten (Ausstülpungen der Schleimhaut).

Bei gesunden Menschen ist die Dünndarmoberfläche durch die Darmzotten stark vergrößert, wodurch Nährstoffe komplett vom Körper aufgenommen werden. Bei Patienten mit Zöliakie bilden sich die Darmzotten zurück und lebenswichtige Nährstoffe werden nicht mehr ausreichend aufgenommen. Aus dem Grund nehmen viele Erkrankte stark ab und weisen Mangelerscheinungen an lebenswichtigen Mineralstoffen, Vitaminen und Co. auf.

Symptome sind:

  • Wachstumsstörungen bei Kindern
  • Bauchschmerzen
  • Übelkeit
  • Chronische Durchfälle
  • Verstopfung
  • Blähungen
  • Erbrechen
  • Fettiger Stuhl
  • Kopfschmerzen

Außerhalb des Gastrointestinaltrakts können sich als Folge von Nährstoffmängeln u. a. entwickeln:

  • Blutarmut
  • Osteoporose
  • Gelenk-, Muskel- und Kopfschmerzen
  • Hautbeschwerden
  • Muskelabbau
  • Funktionsstörungen der Schilddrüse

Nur etwa ein Prozent der Bevölkerung leidet unter der chronischen Dünndarmerkrankung.

Weizensensitivität

Eine Weizen- beziehungsweise Glutensensitivität ist keine Krankheit und die körperlichen Auswirkungen sind weitaus milder als bei einer Zöliakie. Der Körper reagiert wahrscheinlich nicht auf das Gluten selbst, sondern auf Eiweiße, die vor allem in modernen Weizensorten vorkommen – Alpha-Amylase-Trypsin-Inhibitoren, kurz ATIs. Für das Beschwerdebild und den Umgang damit spielt das jedoch keine Rolle, denn beide stecken im Getreidekorn und somit auch in Mehlen und anderen Getreideprodukten.

Es kann aber auch sein, dass für die Beschwerden bestimmte Kohlenhydrate und Zuckeraustauschstoffe verantwortlich sind. Zu diesen sogenannten FODMAP (Fermentierbare Oligosaccharide, Disaccharide Monosaccharide und [And] Polyole) gehören unter anderem Fruktose, Laktose und Zuckeralkohole wie Sorbit, Xylit, Maltit. Fermentierbar heißt, dass FODMAP von Darmbakterien abgebaut und zur Energiegewinnung verwendet werden können. FODMAP sind schwer verdaulich oder unverdaulich und genuin in vielen Lebensmitteln enthalten, auch in Getreiden.

Normalerweise spielen FODMAP für die Darmflora eine positive Rolle. Ob Leute, die nach dem Verzehr von Getreide und Getreideprodukten Magen-Darmbeschwerden entwickeln, vielleicht eher auf FODMAP reagieren, wird noch diskutiert. Nichts Genaues weiß man nicht, da die Krankheitsmechanismen bei NCGS noch weitgehend unbekannt sind.

Sicher ist: Weizensensitivität ist keine allergische/autoimmun bedingte Reaktion, wenngleich die Symptome denen der Zöliakie ähneln. Noch einfacher zu verwechseln sind sie mit denen des Reizdarmsyndroms. Im Vordergrund stehen:

  • Bauchschmerzen
  • Blähungen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Durchfall oder Verstopfung
  • Völlegefühl

Symptome außerhalb des Magen-Darmtrakts können sein:

  • Muskel- und Gelenkschmerzen
  • Müdigkeit
  • Benommenheit
  • Hautveränderungen
  • Taubheitsgefühle oder andere neurologische Symptome
  • depressive Verstimmungen

Die Beschwerden beginnen relativ schnell nach der Aufnahme von glutenhaltigem Getreide und verschwinden ebenso schnell innerhalb von Tagen bei glutenfreier Ernährung.

Diagnostik

In aller Regel überweist der Hausarzt bei Verdacht auf eine Nahrungsmittelunverträglichkeit an einen Spezialisten aus der Inneren Medizin oder Gastroenterologie. Es erfordert ein differenziertes Vorgehen, die Art der Unverträglichkeit zu diagnostizieren.

Anamnese

Ein wichtiger Teil ist das ausführliche Gespräch, das üblicherweise jede Menge Fragen beinhaltet: nach den Symptomen, allergischen Erkrankungen in der Familie, psychischen und körperlichen Belastungen, Medikamenten, Alkohol. Deshalb ist es bei chronischen Beschwerden sinnvoll, ein Ernährungs- und Symptomtagebuch zu führen.

Tests

Beim Verdacht auf eine Allergie folgen Hauttests (Pricktest) und/oder Bluttests.

Zur Bestimmung einer Zöliakie werden Bluttests und eine Dünndarmspiegelung durchgeführt.

Bei Hinweisen auf eine Intoleranz gibt es kein Standardverfahren. Zur Prüfung einer Laktose- Sorbit- oder Fruktoseintoleranz kommt beispielsweise ein Atemtest zum Einsatz. Für die Weizen-vermittelten Nahrungsmittelintoleranzen wird im ersten Schritt eine Zöliakie und Weizenallergie mit Provokations-, Haut- und gegebenfalls einem IgE-Bluttest ausgeschlossen. Die diagnostische Abgrenzung zum Reizdarmsyndrom ist noch schwierig. Dann kann eine Eliminationsdiät für Gluten- oder Weizenprodukte gemacht werden. Verschwinden die Beschwerden danach eindeutig und dauerhaft, deutet dies auf eine NCGS hin. Untermauert werden kann die Annahme, wenn unter erneuter Gluten-/Weizenzufuhr die Symptome wiederkehren.

Bei seltenen Unverträglichkeiten ist der Nachweis oftmals kompliziert. Hier kann es hilfreich sein, Provokationstests mit dem Lebensmittel selbst zu starten, unter Anleitung die Ernährung umzustellen und ein Ernährungstagebuch zu führen.

Anschließend wird ein Konzept erstellt, das den Patienten im Alltag unterstützt.

Therapien

Die vorrangige Maßnahme bei jeder Nahrungsmittelunverträglichkeit ist zunächst eine Herausforderung: Ab sofort werden die Auslöser weggelassen, die körperliche Reaktionen hervorrufen. Beispiele:

Fruktoseintoleranz: Betroffene können im Zuge ihrer Ernährungsumstellung geringere Fruktosemengen zu sich nehmen und beispielsweise ein paar wenige Aprikosen, Weintrauben oder Heidelbeeren in ihren Naturjoghurt geben. Das Obst ist dann bekömmlicher und die im Joghurt enthaltenen Bakterien tun der Darmflora gut. Zusätzlich kann das Enzym Xylose-Isomerase in Form von Tabletten eingenommen werden. Generell reicht es, auf die Menge an Obst achten, die man zu sich nimmt.

Laktoseintoleranz: Meist werden fermentierte Milchprodukte wie Kefir oder Dickmilch vertragen, am besten in Bioqualität, aber auch andere säuerlich schmeckende Naturjoghurts ohne Zusätze, da die Laktose darin zum größten Teil durch die Bakterien abgebaut wurde. Ergänzend kann das Enzym Laktase in Tablettenform die Beschwerden geringer ausfallen lassen.

Histaminintoleranz: Da die Toleranzschwelle individuell ist, sollten Betroffene ein Ernährungs-Symptom-Tagebuch führen und unter fachlicher Anleitung eine Ernährungsumstellung durchführen. Generell wird empfohlen, frische Lebensmittel zu verwenden und Essen nicht erneut zu erwärmen.

Sorbitintoleranz: Im Rahmen der angeleiteten Ernährungsumstellung werden alle Produkte gemieden, die Sorbit als Zuckeraustauschstoff enthalten und nach frühestens einem Monat schrittweise wieder zugeführt. Die Reaktionen Ihres Darms sind das Maß der Dinge: Sie lernen, was und in welchen Mengen Ihr Körper verträgt. Sorbit muss auf allen Fertigsachen mit der Bezeichnung E 420 deklariert sein.

Zöliakie: Die Erkrankten müssen sich lebenslang strikt glutenfrei ernähren. Sie können auf Alternativen wie Kichererbsennudeln oder Produkte auf Basis von glutenfreien Getreiden zurückgreifen. Generell wird empfohlen, frische Lebensmittel zu verwenden und selbst zu kochen.

Weizenallergie: Bedeutet den kompletten Verzicht auf Weizen und verwandte Formen wie Dinkel, Grünkern, Kamut und Produkte daraus. Viele Fertigprodukte enthalten Weizen. Sie können, wie Zöliakie-Patienten auch, auf Alternativen wie Kichererbsennudeln oder Produkte auf Basis von glutenfreien Getreiden zurückgreifen. Es wird ebenfalls generell empfohlen, frische Lebensmittel zu verwenden und selbst zu kochen.

Weizensensitivität: Der Verzehr von Gluten ist weitgehend tabu, nicht grundsätzlich. Eines der Kernthemen ist sicherlich Brot: Wer umstellt auf handwerklich hergestelltes Brot aus hochwertigen Rohstoffen (Biomehle, Wasser, etwas Salz; Sauerteig), ohne jegliche überflüssige Zutaten, mit viel Zeit – mindestens 45 Stunden Teigruhe – und schließlich im Stein-, Holz- oder Dampfbackofen gebacken, kann sicher sein, dass sich das Gluten quasi aufgelöst hat.

Zudem kann eine Low-FODMAP-Diät versucht werden: Zwei bis sechs Wochen werden alle FODMAP-reichen Lebensmittel vom Speiseplan gestrichen, anschließend schrittweise wieder zugeführt. So wird deutlich, welche FODMAP-haltigen Lebensmittel in welchen Mengen vertragen werden. Das ist anstrengend und nur mit fachlicher Begleitung machbar. Wichtig ist es, keine Mangelerscheinungen zu entwickeln und mit möglichst wenigen Nahrungseinschränkungen die Probleme in den Griff zu bekommen.

Ein sinnvoller Umgang mit der jeweiligen Problematik setzt eine sorgfältige Diagnose voraus. Eine Selbstdiagnose reicht meist nicht. Experten warnen sogar davor, bestimmte Nahrungsmittel unbegründet zu meiden: Hinter den Symptomen steckt nicht immer eine Nahrungsmittelunverträglichkeit, wodurch Erkrankungen mit ähnlichen Beschwerden unentdeckt bleiben könnten. Das betrifft vor allem das Reizdarmsyndrom.

Bleibt noch das Problem, dass viele Menschen ohne echte Stoffwechselstörung bestimmte Nahrungsmittel irgendwie nicht vertragen. Wenn Sie das Gefühl und unspezifische Beschwerden haben, reduzieren Sie am besten, was nicht gut tut, lassen es im Sinne einer ausgewogenen vielfältigen Ernährung aber nicht komplett weg. Mit diesem Kompromiss können Sie gefahrlos ausprobieren, was Ihnen nicht bekommt.

Quellen

  • https://www.aerzteblatt.de/archiv/64730/Differenzialdiagnose-von-Nahrungsmittelunvertraeglichkeiten
  • https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/95562/Viele-Deutsche-von-Nahrungsmittelunvertraeglichkeiten-betroffen
  • https://www.aerzteblatt.de/archiv/47571/Nahrungsmittelallergie-und-unvertraeglichkeit-Bewaehrte-statt-nicht-evaluierte-Diagnostik
  • https://www.bzfe.de/service/news/aktuelle-meldungen/news-archiv/meldungen-2017/april/alles-zu-allergien/
  • https://www.allergieinformationsdienst.de/aktuelles/news/article/neue-erkenntnisse-zu-genetischen-ursachen-von-nahrungsmittelallergien.html
  • https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/021-021.html
  • https://www.akdae.de/Arzneimitteltherapie/AVP/Artikel/201802/078h/index.php
  • https://www.uni-luebeck.de/forschung/aktuelles-zur-forschung/aktuelles-zur-forschung/artikel/verbund-gegen-nahrungsmittelunvertraeglichkeiten.html
  • https://dasgastroenterologieportal.de/Sorbitintoleranz.html
  • https://www.handelsblatt.com/arts_und_style/lifestyle/backkultur-in-corona-zeiten-kein-firlefanz-sondern-ehrlichkeit-die-kunst-des-perfekten-brots/25787474.html
Von Medizinredakteur/in:
Fabian Bohn

Dieser TeleClinic-Ratgeber wurde nach höchstem wissenschaftlichen Standard von unseren Medizinredakteuren verfasst. Die Artikel sollen Ihnen lediglich Erstinformation zu diversen Themen bieten und können keine ärztliche Diagnose ersetzen. Gerne beraten Sie erfahrene Ärzte weiterführend in einem Online-Arztgespräch.

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