Ratgeber zu Antihistaminika
Wirkungsweise, Anwendung und Nebenwirkungen der Histamin-Rezeptorblocker
Antihistaminika blockieren die Wirkung des körpereigenen Botenstoffs Histamin. Für diesen gibt es im Körper vier unterschiedliche Rezeptoren: H1, H2, H3 und H4. Am bekanntesten sind die H1-Antihistaminika, die fast alle ohne Rezept erhältlich sind. Sie sind das Mittel der Wahl in der Allergiebehandlung. Andere Antihistaminika kommen zur Blockade der Magensäurefreisetzung oder gegen Narkolepsie zum Einsatz.
Kurzfassung
- Antihistaminika blockieren die Histamin-Rezeptoren. Sie haben abhängig vom blockierten Rezeptortyp unterschiedliche Wirkungen.
- Medikamente mit H1-Antihistaminika nennt man auch Antiallergika.
- Viele H1-Antihistaminika sind rezeptfrei erhältlich.
- Für die anderen Antihistaminika ist ein Rezept erforderlich.
Welche Histamin-Rezeptoren und damit Wirkstoffgruppen gibt es?
Histamin ist ein körpereigener Botenstoff, der an vielen unterschiedlichen Signalwegen beteiligt ist. Er dockt an sogenannte Histamin-Rezeptoren an. Es gibt vier Arten von Rezeptoren und deshalb auch vier Varianten der Antihistaminika.
- H1-Antihistaminika: H1-Rezeptoren sind Teil der Signalkette bei Allergien sowie zahlreicher Vorgänge im Zentralen Nervensystem (ZNS). H1-Antihistaminika haben eine große Bandbreite von Wirkungen.
- H2-Antihistaminika: H2-Rezeptoren finden sich zahlreich in der Magenschleimhaut. Ihre Blockade bewirkt eine Reduktion der Magensäurefreisetzung.
- H3-Antihistaminika: H3-Rezeptoren sind überwiegend im Zentralen Nervensystem (ZNS) vertreten. Wirkstoffe, die diese Rezeptoren blockieren, finden in der Behandlung von Schwindelanfällen und Narkolepsie Anwendung.
- H4-Antihistaminika: H4-Rezeptoren wurden erst zu Beginn dieses Jahrhunderts entdeckt. Sie spielen eine wichtige Rolle für Immun- und Entzündungszellen.
Therapeutisch spielen derzeit nur die H1-Antihistaminika eine wichtige Rolle.
Welche Bedeutung haben H1-Antihistaminika?
Die Blockade der H1-Rezeptoren hat Folgen für zahlreiche Vorgänge im Körper, weil diese Rezeptoren so weit verbreitet sind. Die ersten Wirkstoffe dieser Antihistaminika wirkten recht unspezifisch, insbesondere deshalb, weil sie auch ins Zentrale Nervensystem gelangen. Man nennt sie auch die 1. Generation der H1-Antihistaminika.
Die 2. Generation wurde gezielt so entwickelt, dass sie nicht ins Gehirn gelangen kann und spezifischer wirkt. Die ZNS-verlinkte Wirkungen ist ausgeschaltet und die antiallergische Wirksamkeit steht im Vordergrund. Gleiches gilt für die 3. Generation.
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die H1-Antihistaminika:
1. Generation | 2./3. Generation | |
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Wirkung |
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Wirksamkeit |
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Anwendung heute | äußerlich angewendete Antiallergika, Antiemetika und Schlafmittel | orale Antiallergika |
Wirkstoffbeispiele | Diphenhydramin, Dimetinden, Promethazin | Cetirizin, Loratadin, Terfenadin, Azelastin (nur äußerlich) |
Welche Nebenwirkungen können Antiallergika hervorrufen?
Müdigkeit ist die häufigste Nebenwirkung bei Antiallergika. Sie tritt aber nur bei oraler Anwendung auf. Die Anwendung von Augen- und Nasentropfen sowie antiallergischen Salben gilt als sehr gut verträglich.
Fragen und Antworten
Darf ich Antihistaminika-Medikamente gegen meine Allergie über eine lange Zeit einnehmen?
Patienten mit schweren Allergien müssen oft dauerhaft oder zumindest über einen langen Zeitraum Antiallergika einnehmen. Auch wenn H1-Antihistaminika ohne Rezept erhältlich sind, sollte dies unbedingt ärztlich abgeklärt werden.
Haben die neuen Antiallergika der 3. Generation Vorteile?
Bei diesen neuen Antihistaminika handelt es sich um speziell aufgearbeitete Formen der bereits bekannten Wirkstoffe der 2. Generation. Sie weisen zum Teil eine erhöhte therapeutische Sicherheit auf und gelten insgesamt als besser verträglich. Patienten, die H1-Antihistaminika der 2. Generation nicht vertragen, könnten hier ein passendes Medikament finden.
Wann sollte ich meine Allergietablette am besten einnehmen?
Moderne Antihistaminika haben eine lange Wirkdauer von bis zu 24 Stunden. Eine einmalige Einnahme am Tag ist deshalb ausreichend. Ob man die Allergietablette morgens oder abends nimmt, hängt vor allem davon ab, wenn die schlimmsten Beschwerden auftreten. Patienten, die auf Antihistaminika mit Müdigkeit reagieren, sollten sie immer abends einnehmen, um tagsüber fit zu sein.
Quellen
- https://www.allergieratgeber.de/antihistaminika/antihistaminika
- https://www.aerzteblatt.de/archiv/9781/Fexofenadin-Antihistaminikum-ohne-kardiale-Effekte
- https://www.aerzteblatt.de/archiv/11654/Allergien-Antihistaminika-gehoeren-in-die-Hand-des-Arztes
Nadine Leclair
- Zuletzt aktualisiert: 28. Dezember 2023
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