Ratgeber zu Baclofen
Baclofen als wirksames Muskelrelaxans zur Behandlung von multipler Sklerose und anderen Erkrankungen
Spastiken treten bei verschiedenen Krankheiten wie multipler Sklerose und anderen Hirnerkrankungen auf und beeinträchtigen die Lebensqualität erheblich. Baclofen ist ein in der Regel gut verträgliches Medikament, das durch eine Verringerung der Muskelspannung antispastisch wirkt. Baclofen ist ein rezeptpflichtiges Präparat.
Kurzfassung
- Baclofen wirkt gegen Spastiken, die durch eine Erkrankung des zentralen Nervensystems verursacht sind.
- Müdigkeit und Benommenheit treten häufig als Nebenwirkungen auf.
- Der Wirkstoff wird gelegentlich auch im Rahmen einer Behandlung von Alkoholsucht eingesetzt.
Wann kommt das Medikament zum Einsatz?
Baclofen erweist sich als wirksam bei der Behandlung von Spastiken, die bei multipler Sklerose oder Verletzungen des Rückenmarks auftreten. Darüber hinaus verordnen Ärzte den Wirkstoff auch zur Therapie von Kinderlähmung.
Wirkungsweise
Gamma-Aminobuttersäuren (GABA) sind Neurotransmitter (Botenstoffe im Nervensystem) und entspannen die Muskulatur. Bei verschiedenen Krankheiten ist die Wirksamkeit dieser Gamma-Aminobuttersäure eingeschränkt. Dies hat bei vielen Patienten Spastiken in Form von lang anhaltender Anspannung der Skelettmuskulatur zur Folge.
Bei Baclofen handelt es sich um ein Derivat der Y-Aminobuttersäure. Es reduziert den Muskeltonus (Muskelspannung) und wirkt auf diese Weise als Antispastikum. Dabei entfaltet es seine Wirkung direkt im Rückenmark beziehungsweise im Gehirn. Dort hemmt beziehungsweise reduziert es die unkontrollierte Erregung der Nervenzellen.
Mögliche Nebenwirkungen
Bei der Einnahme von Baclofen kann es zu diesen unerwünschten Wirkungen kommen:
Häufig | |
Selten |
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Sehr selten |
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Baclofen kann zu einer Beeinträchtigung der Fähigkeit führen, am Straßenverkehr teilzunehmen.
Kontraindikationen, die eine Anwendung von Baclofen ausschließen
Sie dürfen diesen Wirkstoff grundsätzlich nicht einnehmen, wenn eine dieser gesundheitlichen Beeinträchtigungen vorliegt:
- Epilepsie oder ein anderes Anfallsleiden
- Dauerhafte Einschränkung der Nierenfunktion
- Allergie gegen Baclofen
Darüber hinaus ist der Arzt vor der Verordnung von Baclofen über diese Krankheiten zu informieren:
- Leberfunktionsstörungen
- Geschwüre im Magen-Darm-Bereich
- Störungen der Blasenfunktion
- Psychische Erkrankungen
- Zerebrovaskuläre (die Hirndurchblutung betreffende) Störungen
- Chronische Atem- und Schluckbeschwerden
Fragen und Antworten
Wirkt Baclofen auch gegen Alkoholismus?
In Deutschland ist dieses Medikament nicht für die Behandlung von Alkoholsucht zugelassen. Ärzte haben die Möglichkeit, Baclofen im Off-Label-Use im Rahmen ihrer Behandlungsfreiheit einzusetzen. Off-Label-Use bezeichnet eine ärztliche Verordnung außerhalb der von der Aufsichtsbehörde genehmigten Indikationen.
Baclofen kann das Verlangen nach Alkohol (Craving) unterdrücken und auf diese Weise eine Abstinenztherapie unterstützen.
Für welche weiteren Off-Label-Einsätze eignet sich das Medikament?
Ärzte stellen ein Baclofen-Rezept gelegentlich auch bei diesen Erkrankungen aus:
- Gastroösophageale Refluxkrankheit (Magensaftrückfluss)
- Nystagmus (Augenzittern)
- Trigeminusneuralgie (Gesichtsschmerz)
In welcher Form erfolgt die Einnahme von Baclofen?
Ärzte verordnen diesen Wirkstoff regelmäßig als Tabletten. Beim Auftreten von schweren Spastiken ist oft eine intrathekal (in den Rückenmarkskanal) Verabreichung erforderlich. Für diesen Zweck kann dem Patienten eine Pumpe unter die Bauchhaut eingesetzt werden.
Quellen
- https://www.novartis.at/system/files/product-info/GI_Lioresal_10mg_0.pdf
- https://neuro-centrum.net/praxis/therapie/74-arzneimittelpumpen.html
- https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/57966/Frankreich-Baclofen-zur-Foerderung-der-Alkoholabstinenz-vorlaeufig-zugelassen
- http://www.apotheken-umschau.de/Medikamente/Beipackzettel/BACLOFEN-AL-25-mg-Tabletten-4208513.html
- https://aok-bv.de/lexikon/o/index_00486.html
- https://www.ratiopharm.de/produkte/details/praeparate/praeparatedaten/detail/pzn-3753384.html
- https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/107334/Baclofen-Niereninsuffizienz-steigert-Risiko-auf-Enzephalopathie
Nadine Leclair
- Zuletzt aktualisiert: 28. Februar 2024
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