Ratgeber zu Beruhigungsmitteln
Angst und Spannungszustände besser bewältigen
In einer von großen Sorgen geprägten Lebensphase oder bei starker Unruhe kann ein Beruhigungsmittel-Rezept für wirkungsstarke Präparate zeitweilig eine wichtige Hilfe sein. Diese wirken tagsüber entspannend und tragen nachts zu einem erholsamen Schlaf bei.
Kurzfassung
- Leichte pflanzliche Beruhigungsmittel sind rezeptfrei erhältlich.
- Für synthetisch hergestellte Tranquilizer ist ein Rezept erforderlich.
- Bei Medikamenten wie Benzodiazepinen besteht Suchtgefahr.
Wann ist ein Beruhigungsmittel-Rezept sinnvoll?
Leichte pflanzliche Mittel wie Kräutertees mit Baldrian und Johanniskrautdragees machen nicht abhängig und führen nur in seltenen Fällen zu leichten Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden. Allerdings ist ihre Wirkung auf die Psyche relativ schwach.
Wenn Sie zum Beispiel während einer nervlich aufreibenden Phase Ihres Privat- oder Berufslebens extrem aufgewühlt sind, sollten Sie sich nicht scheuen, den Arzt um ein Rezept für stärkere Beruhigungsmittel zu bitten. Diese werden aufgrund ihrer sedierenden schlaffördernden Wirkung auch Tranquilizer genannt. Zu den bekanntesten Mitteln gehört das unter dem Handelsnamen Valium vertriebene Diazepam aus der Gruppe der Benzodiazepine.
Wie wirken synthetische Beruhigungsmittel im Körper?
Benzodiazepine verstärken die Wirkung der Gamma-Aminobuttersäure, kurz GABA, dem wichtigsten hemmenden Botenstoff im zentralen Nervensystem des Gehirns. So dämpfen sie Erregungszustände und mindern Ängste. Je nach Beschwerden unterscheidet der Mediziner zwischen drei Wirkungsformen:
WirkungsformAnwendungsgebietWirkstoff / Präparat
kurz |
Einschlafprobleme |
Triazolam oder Brotizolam |
mittellang |
Durchschlafprobleme |
z. B. Lorazepam (Tavor) |
lang |
Unruhe tagsüber |
z. B. Diazepam (Valium) |
Welche Nebenwirkungen können auftreten?
Da Beruhigungsmittel direkt auf das zentrale Nervensystem einwirken, können sie zahlreiche Nebenwirkungen mit sich bringen. Die häufigsten sind:
- Müdigkeit
- Benommenheit
- Konzentrationsstörungen
- Schwindel
- Muskelschwäche
- Übelkeit
- Mundtrockenheit
- Durchfall
- Sehstörungen
- Sprachbeeinträchtigungen
Da die Reaktionsfähigkeit gemindert ist, dürfen Sie nach der Einnahme dieser Medikamente kein Fahrzeug führen oder schwere Maschinen bedienen.
Wann sollte ich keine Tranquilizer einnehmen?
Nehmen Sie synthetische Beruhigungsmittel nicht gleichzeitig mit anderen sedierenden Wirkstoffen wie Barbituraten, Opiaten, Antidepressiva oder auch Alkohol ein. Diese können die Wirkung potenzieren und möglicherweise einen Herzstillstand oder Atemstillstand auslösen.
Auf keinen Fall dürfen Sie Benzodiazepine während der Schwangerschaft einnehmen. Die Wirkstoffe überwinden die Plazentaschranke und können beim neugeborenen Kind zu Muskelschwäche, Atembeschwerden und gestörtem Saugreflex führen (Floppy Infant Syndrome).
Warum benötige ich für starke Beruhigungsmittel ein Rezept?
Ein Arzt wird beurteilen, ob Tranquilizer überhaupt für Sie infrage kommen, und ein Medikament mit der für Sie geeigneten Wirkungsdauer auswählen. Da von Benzodiazepinen eine hohe Suchtgefahr ausgeht, ist außerdem eine ärztliche Kontrolle der Einnahmedauer sinnvoll.
Fragen und Antworten
Wie lange darf ich sedierende Medikamente einnehmen?
Um eine Abhängigkeit zu vermeiden, sollten Sie sie nicht häufiger einnehmen als unbedingt nötig, zum Beispiel bei einer Panikattacke oder wenn Sie aufgrund Ihrer Sorgen keine Ruhe finden.
Was ist beim Absetzen zu beachten?
Haben Sie über längere Zeit immer wieder ein Beruhigungsmittel-Rezept für Benzodiazepine erhalten, dürfen Sie das Mittel nicht abrupt absetzen. Dies kann zu Entzugserscheinungen wie Schlafstörungen, Unruhe und Stimmungsschwankungen führen. Schleichen Sie es unter ärztlicher Aufsicht über einen längeren Zeitraum aus.
Quellen
- https://www.psychiatrie.de/psychopharmaka/beruhigungs-schlafmittel.html
- https://www.dhs.de/suchtstoffe-verhalten/medikamente/benzodiazepine.html
- https://www.drugcom.de/drogenlexikon/buchstabe-b/benzodiazepine/
- https://www.aerzteblatt.de/archiv/167131/Schlaf-und-Beruhigungsmittel-Bis-zu-1-6-Millionen-Benzodiazepin-Abhaengige