Clenbuterol-Ratgeber
Schnellwirksame Substanz gegen akute Beschwerden bei chronischen Atemwegserkrankungen
Arzneimittel, Dopingmittel, Kälbermastmittel: Über Clenbuterol ist zum Thema Missbrauch wohl mehr geschrieben worden als zum legalen Gebrauch bei chronischen Erkrankungen der Atmungsorgane – bei Asthma und chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD). Der Wirkstoff entspannt nicht nur die Muskulatur der Bronchien und erleichtert so das Atmen, im Profisport und Bodybuilding war es viele Jahre die Nummer eins zur Leistungssteigerung. Außerdem baut es Muskeln auf und Fett ab. Clenbuterol ist in jeder Form rezeptpflichtig.
Kurzfassung
- Clenbuterol ist eine schnell wirksame Substanz aus der Gruppe der Beta-2-Sympathomimetika zur Behandlung verschiedener Erkrankungen der Atemwege, vor allem bei Asthma bronchiale und chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD).
- Die Substanz entspannt die glatte Muskulatur der Bronchien, dadurch wird die Atmung erleichtert.
- Clenbuterol wird ebenfalls in der Tiermedizin eingesetzt.
- In hohen Dosierungen besitzt Clenbuterol leistungssteigernde Effekte und baut Muskeln auf und Fett ab. Hohe Dosierungen können allerdings lebensbedrohlich sein.
- Durch illegalen Einsatz in der Kälbermast sowie im Hochleistungssport ist Clenbuterol als „Skandalsubstanz” in Verruf geraten.
- Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hat Clenbuterol im Profisport verboten, in mehreren europäischen Ländern ist die Substanz generell verboten, in der Schweiz nur für die Tiermedizin zugelassen. In Deutschland wird Clenbuterol weiterhin im Breitensport und Bodybuilding zum Muskelauf- und Fettabbau missbraucht – häufig unter Missachtung der Risiken und Nebenwirkungen.
- Das Medikament ist als Tablette oder als Kombi-Präparat in Saft-, Tropfenform oder Lösung zum Inhalieren im Handel.
- Clenbuterol ist in jeder Form verschreibungspflichtig und sollte nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden.
Steckbrief Clenbuterol
Clenbuterol ist 1967 entwickelt worden und seit 1977 auf dem Markt. Die Substanz gehört zur Wirkstoffgruppe der Beta-2-Sympathomimetika; diese imitiert die wichtigen Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin, indem sie an spezielle Rezeptoren (Beta-2) unter anderem in den Zellen der glatten Muskulatur der Bronchien, der Gebärmutter und des Blutgefäßsystems andocken – und dort ihre Wirkung an den Wänden entfaltet: Die Muskeln entspannen, erschlaffen, erweitern und die zugehörigen Organstrukturen gleich mit.
Ähnliche Rezeptoren gibt es in den Zellen der Herz- und Skelettmuskulatur. Diese gehört zur quergestreiften Muskulatur, die für alle aktiven Bewegungen des Körpers zuständig ist. Es scheint, als würde Clenbuterol auch darauf wirken.
In der Tiermedizin macht man es sich zunutze, dass die Substanz beim Geburtsvorgang zuverlässig die Wehen hemmt.
Wie Anabolika und Amphetamine
In der Humanmedizin besitzt Clenbuterol in hohen Dosierungen leistungssteigernde Effekte und baut Muskeln auf und Fett ab – aber nur bei intensivem Training und angepasster Ernährung. Die fettabbauende Wirkung basiert darauf, dass Clenbuterol die Körpertemperatur um 0,3 bis 0,8 Grad erhöht, sodass der Stoffwechsel auch im Ruhezustand aktiv ist.
Damit lässt sich der Arzneistoff in seinen Wirkmechanismen mit denen von Anabolika und Amphetaminen vergleichen.
Entsprechend ist er ab Ende der 1980er-Jahre zunächst durch illegalen Einsatz in der Kälbermast, dann im Hochleistungssport – u. a. Laufen, Radrennen – skandalträchtig in Verruf geraten. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hat Clenbuterol im Profisport verboten, in mehreren europäischen Ländern ist die Substanz als Humanarzneimittel generell verboten, in der Schweiz nur in der Tiermedizin zugelassen.
In Deutschland wird Clenbuterol weiterhin im Breitensport und Bodybuilding zum Muskelauf- und Fettabbau missbraucht, nicht selten ungeachtet der potenziell schweren Risiken und Nebenwirkungen.
Clenbuterol lindert Symptome, es bekämpft nicht die Ursachen einer Erkrankung.
Anwendungsgebiete und Wirkungen
Alle Asthma- und COPD-Patienten mit und ohne Lungenemyphsem bekommen Beta-2-Sympathomimetika als Basistherapie verschrieben.
Clenbuterol ist ein schnellwirksames Beta-2-Sympathomimetikum, die Wirkung setzt wenige Minuten nach Einnahme ein und hält drei bis sechs Stunden. In der Humanmedizin werden mit der Substanz akute Beschwerden gelindert:
- Verkrampfungen der Atemwegsmuskulatur (Bronchospasmen): Die Atemwege entspannen und erweitern sich
- Husten mit Schleimbildung der Bronchien und Sekretstau: Der Selbstreinigungsmechanismus der Bronchien wird verbessert
- Atemnot: Es werden weniger bronchienverengende Botenstoffe aus Entzündungszellen freigesetzt
Darüber hinaus erweitern sich die Blutgefäße und die Herzfrequenz wird erhöht. Nicht zuletzt beeinflusst Clenbuterol auch Stoffwechselvorgänge, zum Beispiel die Insulin- und Blutzuckerkonzentration.
Darreichungen und Einnahmedauer
Beta-2-Sympathomimetika werden am häufigsten als Dosieraerosol, Spray oder per Inhalator zum Inhalieren verordnet. Clenbuterol ist in Deutschland im Handel als
- Monopräparat in Tablettenform unter dem Namen Spiropent®
- Kombinationspräparat mit dem husten- beziehungsweise schleimlösenden Arzneistoff Ambroxol in Form von Saft, Tropfen oder als Lösung zum Inhalieren
Einnahme, Dosis und Einnahmedauer hängen von der Erkrankung ab und werden vom Arzt festgelegt.
Als schnell wirksames Beta-2-Sympathomimetikum ist Clenbuterol nicht für die Dauertherapie von fortgeschrittenen Erkrankungen beziehungsweise zum Vorbeugen von Anfällen geeignet. Zu dem Zweck werden langwirksame Substanzen aus der Wirkstoffgruppe eingesetzt, deren Wirkung 12 bis 24 Stunden anhält.
Online-Rezept
Ohne Rezept ist Clenbuterol legal in Deutschland nicht zu haben, die Substanz ist in jeder Form verschreibungspflichtig. Nach ausführlicher Beratung durch Ihren Arzt kann bei Bedarf ein Online-Rezept ausgestellt werden.
Clenbuterol ist in jeder Form verschreibungspflichtig und sollte nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden – idealerweise unter der eines Pneumologen.
Nebenwirkungen
Die meisten unerwünschten Wirkungen entstehen abhängig von der Dosis und Art der Einnahme und verschwinden meist nach ein bis zwei Wochen:
Häufig |
|
Gelegentlich |
|
Selten |
|
Wenn Nebenwirkungen anhalten, setzen Sie sich bitte mit Ihrem behandelnden Arzt in Verbindung.
Unter- oder Überdosierung
Eine vergessene Dosis holen Sie entweder am selben Tag nach oder setzen die Einnahme einmal aus.
Bei Überdosierung kann es zu oben beschriebenen Beschwerden kommen. Setzen Sie sich bitte umgehend mit Ihrem behandelnden Arzt in Verbindung.
Wird die verordnete Dosierung nicht eingehalten, können langfristig lebenswichtige Organe wie Herz und Lunge geschädigt werden.
Gegenanzeigen
Nicht einnehmen dürfen Sie Clenbuterol bei:
- Überreaktion auf einen der Inhaltsstoffe
- Überfunktion der Schilddrüse
- Bluthochdruck
- Herzerkrankungen
- Nebennieren-Tumor
- Grüner Star
- Diabetes mellitus
Schwangerschaft und Stillzeit
Das Mittel darf nicht in den ersten Monaten einer Schwangerschaft, vor dem Geburtstermin und während der Stillzeit genommen werden.
Quellen
- https://www.aerzteblatt.de/archiv/209468/Randnotiz-Doping-nur-zum-Abnehmen
- https://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=clenbuterol
- https://flexikon.doccheck.com/de/Clenbuterol
- https://www.allergieinformationsdienst.de/therapie/medikamente/beta-2-sympathomimetika.html
Fabian Bohn
- Zuletzt aktualisiert: 28. Dezember 2023
Dieser TeleClinic-Ratgeber wurde nach höchstem wissenschaftlichen Standard von unseren Medizinredakteuren verfasst. Die Artikel sollen Ihnen lediglich Erstinformation zu diversen Themen bieten und können keine ärztliche Diagnose ersetzen. Gerne beraten Sie erfahrene Ärzte weiterführend in einem Online-Arztgespräch.