Ratgeber zu Intuniv
Das alternative Medikament zur Behandlung von ADHS bei Kindern und Jugendlichen
Das unter der Abkürzung ADHS bekannte Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom ist eine der häufigsten psychischen Störungen von Kindern und Jugendlichen. Nach einer bundesweiten Auswertung von Krankenkassendaten sind inzwischen über sechs Prozent der Kinder zwischen 3 und 17 Jahren betroffen. Mit einem Intuniv-Rezept verschreibt der Arzt ein Medikament zur Linderung der Symptome.
Kurzfassung
- ADHS ist nicht heilbar. Eine Linderung der Auffälligkeiten erfolgt durch die Kombination individueller Therapien.
- Eine medikamentöse Unterstützung kann Kindern und Jugendlichen den Alltag erleichtern.
- Intuniv ist eine Alternative, wenn Kinder und Jugendliche Stimulanzien nicht einnehmen können.
Wann wende ich Intuniv an?
Das Arzneimittel mit dem Wirkstoff Guanfacin dient der Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei 6 bis 17 Jahre alten Kindern und Jugendlichen.
Intuniv ist angezeigt, wenn ein Kind nicht mit Stimulanzien wie Ritalin, Concerta oder Medikinet behandelt werden kann. Auch wenn eine ausreichende Kontrolle der ADHS-Symptome mit Stimulanzien nicht möglich ist, kann der Wirkstoff Guanfacin die richtige Wahl sein.
Die Anwendung von Intuniv soll nur im Rahmen eines umfassenden Therapiekonzeptes erfolgen. Dazu gehören:
- Soziale Therapie
- Psychotherapie
- Pädagogische Therapie
Wie wirkt das Medikament?
Der Wirkstoff Guanfacin reagiert als Botenstoff auf Adrenalin und Noradrenalin. Durch die Besetzung entsprechender Rezeptoren im Gehirn minimiert Intuniv die Bildung von Noradrenalin und verringert so die für ADHS typischen Symptome.
Stimulanzien hingegen regen aktiv eine höhere Dopaminbildung an, stimulieren also die Rezeptoren.
Das Präparat verbessert insbesondere:
- Emotionsverarbeitung
- Verhaltensregulation
- Handlungsabläufe
- Impulskontrolle
Anders als bei Stimulanzien besteht bei diesem Wirkstoff kein Missbrauchspotenzial.
Welche Nebenwirkungen sind bekannt?
Zu den bekannten Nebenwirkungen von Intuniv gehören:
- Benommenheit
- Schläfrigkeit
- Ermüdung
- Schwindel
- Reizbarkeit
- Hautausschlag
- Kopf- und Bauchschmerzen
- Niedriger Blutdruck (Hypotonie)
- Verlangsamter Herzschlag (Bradykardie)
- Sedierung (starke Beruhigung)
- Gewichtszunahme
Wer sollte Intuniv nicht einnehmen?
Wenn eine bekannte Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff Guanfacin oder einen anderen Bestandteil des Medikaments vorliegt, ist die Anwendung von Intuniv nicht angezeigt.
Vorsicht ist außerdem geboten, wenn folgende Krankheitsbilder vorliegen:
- Bluthochdruck
- Niedriger Blutdruck
- Bekannte Herzerkrankungen
- Andere psychiatrische Störungen
Kinder unter sechs Jahren sollen Intuniv nicht einnehmen.
In welchen Formen steht das Präparat zur Verfügung?
Das Medikament ist in Form von Retardtabletten mit verschiedenen Wirkstoffkonzentrationen im Angebot:
- 1 mg Guanfacin
- 2 mg Guanfacin
- 3 mg Guanfacin
- 4 mg Guanfacin
Die Behandlung beginnt mit einer geringen Konzentration und setzt sich mit einer langsamen Steigerung der Dosierung fort. Der ideale Zeitpunkt für die Einnahme ist der Morgen oder Abend unabhängig von einer Mahlzeit.
Über welchen Zeitraum wird das Präparat eingenommen?
Die Einnahme erfolgt in enger Absprache mit dem Arzt und den Therapeuten. Daher richtet sich die Dauer der Anwendung nach dem Verlauf der Erkrankung.
Fragen und Antworten
Warum ist Intuniv rezeptpflichtig?
Die Rezeptpflicht schützt Patienten vor unerwarteten Nebenwirkungen eines Medikaments. Zudem gewährleistet die Verschreibungspflicht die Abstimmung im Rahmen einer Therapie.
Wie sicher ist Intuniv?
Ein Abhängigkeitsrisiko geht von Guanfacin nicht aus. Daher fällt dieser Arzneistoff nicht unter das Betäubungsmittelgesetz.
Quellen
- https://www.aerzteblatt.de/app/print.asp?id=175216
- https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/63603/Altes-Antihypertonikum-wird-neues-Zweitlinien-Medikament-bei-ADHS
- https://www.pharmazeutische-zeitung.de/arzneistoffe/daten/2016/guanfacinintunivr712016/
- https://www.ema.europa.eu/en/documents/overview/intuniv-epar-summary-public_de.pdf
- https://www.ema.europa.eu/en/documents/product-information/intuniv-epar-product-information_de.pdf
- https://www.gelbe-liste.de/nachrichten/intuniv-neueinfuehrung
- https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/kindergesundheit/aufmerksamkeitsdefizitsyndrom.html
- https://www.aerzteblatt.de/archiv/186552/ADHS-in-Deutschland-Trends-in-Diagnose-und-medikamentoeser-Therapie
Nadine Leclair
- Zuletzt aktualisiert: 28. Dezember 2023
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