Ivermectin-Ratgeber
Der Wirkstoff zur oralen Behandlung von Parasitenbefall
Ivermectin ist seit 2016 der erste Wirkstoff zur oralen Behandlung der Krätze. In den Medikamenten Scabioral und Driponin steht der Wirkstoff in Tablettenform zur Verfügung. Er kommt insbesondere bei Wurmbefall und Krätze (Skabies) zum Einsatz. Hier erfahren Sie Details zum Medikament und ob Sie für Ivermectin ein Rezept benötigen.
Kurzfassung
- Ivermectin wirkt gegen Krätze und Wurmbefall.
- Eine einmalige Einnahme des Medikaments reicht zur Behandlung aus.
- Der Wirkstoff soll bei Krätze erst verabreicht werden, wenn lokale Behandlungen nicht anschlagen.
- Erste Laborversuche zeigen einen sinnvollen Einsatz gegen COVID-19.
Wann stellt der Arzt ein Ivermectin-Rezept aus?
Ärzte verschreiben die Medikamente Scabioral oder Driponin zur Behandlung von Parasitenbefall. Der Wirkstoff eignet sich zur Bekämpfung der folgenden Infektionen:
- Darminfektion durch den Fadenwurm Strongyloides stercoralis
- Infektion des Lymphsystems durch den Wurm Wuchereria bancrofti
- Hautinfektion durch Skabies (Krätze)
Darminfektion durch den Fadenwurm Strongyloides stercoralis
Fadenwürmer der Gattung Strongyloides stecoralis sind in Mitteleuropa selten. Ihr Hauptverbreitungsgebiet befindet sich in den tropischen und subtropischen Regionen. Die Infektion verursacht das Krankheitsbild der Anguillulosis mit folgenden Symptomen:
- Bauchschmerzen
- Diarrhoe
- Veränderung des Blutbildes
- Hautausschlag
- Husten
- Atemprobleme
Infektion des Lymphsystems durch den Wurm Wuchereria bancrofti
Wuchereria bancrofti ist ein Fadenwurm, der das Lymphsystem befällt und die lymphatische Filariose verursacht. Die Übertragung des Fadenwurms geschieht in tropischen Regionen durch Mückenstiche. Folgende Symptome treten oft erst Wochen oder Monate nach der Infektion auf:
- Schwellung der Lymphknoten
- Fieber
- Veränderung des Blutbildes
Hautinfektion durch Skabies (Krätze)
Verantwortlich für die Hautauffälligkeit Skabies sind Milben, die sich durch Hautkontakt zwischen Menschen übertragen. Bei einem Befall entstehen folgende Symptome:
- Juckreiz
- Brennender Schmerz
- Hautausschlag
- Schädigungen der Haut
Wie wirkt Ivermectin?
Der rezeptpflichtige Wirkstoff lähmt die Muskel- und Nervenzellen der Parasiten und tötet sie auf diese Weise ab. Weitere Wirkungen der Ivermectin-Medikamente zeigen sich gegen verschiedene Viren. Erste Labor-Tests belegen antivirale Effekte gegen das SARS-CoV-2-Virus (Coronavirus).
Welche Nebenwirkungen hat Ivermectin?
Der Wirkstoff reichert sich in der Leber an und kann Schädigungen verursachen. Aus diesem Grund ist eine Kontrolle der Laborwerte nach der Behandlung sinnvoll. Folgende weitere Nebenwirkungen können vereinzelt und abhängig von der Art der bekämpften Parasiten auftreten:
- Allergische Reaktionen der Haut
- Erschwerung der Atmung
- Plötzlich einsetzendes Fieber
- Blut im Urin
- Müdigkeit
- Schwäche
- Schwindel
- Tremor (Zittern)
- Appetitmangel
- Verstopfung
- Übelkeit und Erbrechen
- Durchfall
Bei Behandlung der Krätze verschlimmert sich häufig anfangs der Juckreiz nach der Einnahme des Medikaments.
Wer sollte Ivermectin-Medikamente nicht einnehmen?
Der Wirkstoff geht in die Muttermilch über. Während der Schwangerschaft oder Stillzeit soll die Einnahme nur unter ärztlicher Kontrolle erfolgen.
Für Kinder und Jugendliche stellt der Arzt ein Ivermectin-Rezept erst ab einem Körpergewicht von 15 Kilogramm aus.
Betrifft ein schwerer Befall durch den Fadenwurm Wuchereria bancrofti bereits den Liquor (Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit), sind Hirnschädigungen möglich. Bei einem gleichzeitigen Befall mit anderen Wurmarten eignet sich die Behandlung mit Ivermectin nicht.
Fragen und Antworten
Wie nehme ich ein Ivermectin-Medikament ein?
Eine einmalige Einnahme reicht zur Bekämpfung des Parasitenbefalls in der Regel aus. Sie erfolgt mit leerem Magen mit einem Schluck Wasser. Zwei Stunden vor und nach der Einnahme soll keine Nahrung aufgenommen werden. Nahrungsmittel im Magen und Darm können die Wirkung des Medikaments beeinträchtigen.
Warum benötige ich für Ivermectin ein Rezept?
Bei nicht kontrollierter Einnahme kann der Wirkstoff Ivermectin schwere Schädigungen der Leber verursachen. Die Verschreibungspflicht gewährleistet die Medikation unter ärztlicher Aufsicht.
Quellen
- https://www.gelbe-liste.de/nachrichten/beschleunigte-zulassung-fuer-orales-ivermectin-gegen-skabies
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2019/01/14/driponin-neues-ivermectin-generikum-vom-originalhersteller
- https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Skabies.html
- https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Ivermectin_52963
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2020/04/09/ivermectin-als-neuer-hoffnungstraeger
- https://www.pharmazeutische-zeitung.de/noch-ein-wirkstoff-kandidat-gegen-covid-19-116798/
- https://www.g-ba.de/bewertungsverfahren/nutzenbewertung/172/
- https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/102251/Massenbehandlung-mit-Ivermectin-beseitigt-Skabies-auf-Suedseeinsel
- https://www.aerzteblatt.de/archiv/12852/Ivermectin-als-orale-Einmalbehandlung-der-Skabies-Das-Ende-der-Lokaltherapie
Fabian Bohn
- Zuletzt aktualisiert: 28. Dezember 2023
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