Ratgeber zur Minipille
Empfängnisverhütung ohne Östrogene
Die Minipille schützt mit nur einem Wirkstoff vor einer unerwünschten Schwangerschaft: Gestagen. Aufgrund des fehlenden Östrogens gilt sie als nebenwirkungsarm. Erfahren Sie jetzt mehr darüber, in welchen Fällen ein Minipillen-Rezept ausgestellt wird und wie die Gestagen-Pille wirkt.
Kurzfassung
- In der Minipille steckt üblicherweise das Gestagen Desogestrel.
- Die Einnahme erfolgt durchgehend ohne Pause.
- Die Sicherheit ist vergleichbar mit Kombinationspräparaten wie der Mikropille.
Wann wird die Minipille verschrieben?
Frauen, die Östrogene aus verschiedenen Gründen nicht vertragen, erhalten mit der Minipille eine Alternative für die Empfängnisverhütung. Die gesundheitlichen Risiken wie Thrombosen sind bei der Einnahme geringer als bei Kombinationspillen. Da das enthaltene Gestagen weder die Zusammensetzung der Muttermilch verändert noch dessen Menge verringert, lässt sich die Minipille auch in der Stillzeit einnehmen. Risikofaktoren für die Mikropille und damit Indikationen für die Minipille sind des Weiteren Rauchen und ein höheres Alter.
Wie wirkt die östrogenfreie Pille?
Das in der Minipille enthaltene Gestagen verdickt den Gebärmutterhalsschleim, sodass keine Spermien hindurchdringen können. Darüber hinaus hemmt es den Aufbau der Schleimhaut, wodurch sich im unwahrscheinlichen Fall einer Befruchtung keine Eizelle einnisten kann.
Zu den Minipillen zählen unter anderem diese Präparate:
Was sollte ich bei der Einnahme beachten?
Ältere Minipillen enthalten das synthetische Gestagen Levonorgestrel. Dieses macht eine sehr penible Einnahme notwendig, idealerweise täglich zur selben Zeit. Bereits eine um drei Stunden verzögerte Einnahme kann die Schutzwirkung aufheben.
Moderne Minipillen wie die Cerazette enthalten Desogestrel, ein künstliches Gestagen der dritten Generation. Der Wirkstoff lässt ein größeres Einnahme-Zeitfenster zu: Anwender können die Minipille bis zu zwölf Stunden verzögert einnehmen. Desogestrel unterdrückt darüber hinaus den Eisprung – anders als Levonorgestrel, dessen Wirkung ausschließlich auf den Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut beruht.
Während der Einnahmezeit kann die Regelblutung unregelmäßig werden oder ganz ausbleiben.
In welchen Fällen sollte ich auf ein anderes Verhütungsmittel zurückgreifen?
Nicht einnehmen sollten Frauen die Minipille, wenn folgende gesundheitliche Beschwerdebilder vorliegen:
- Lebererkrankungen
- Thrombosen
- Geschlechtshormonabhängige Tumore
- Unklare vaginale Blutungen
Bestimmte Arzneimittel können die Wirkung der Minipille beeinträchtigen beziehungsweise den Empfängnisschutz aufheben. Kontraindiziert ist die Minipille bei Einnahme von
- Antibiotika
- Bestimmten Antiepileptika
- HIV-Medikamenten
- Antimykotika (pilzhemmenden Mitteln)
Der pflanzliche Stimmungsaufheller Johanniskraut kann den Empfängnisschutz ebenfalls beeinflussen.
Welche Nebenwirkungen hat die Minipille?
Obwohl vergleichsweise wenige unerwünschte Begleiterscheinungen zu erwarten sind, können doch folgende Nebenwirkungen bei Einnahme der Minipille auftreten:
- Stimmungsschwankungen
- Depressive Verstimmung
- Kopfschmerzen
- Libidoverlust
- Übelkeit
- Gewichtszunahme
- Akne
Die genannten Symptome wurden an mindestens einer von 1.000 Frauen beobachtet und treten damit relativ häufig auf.
Die Minipille ohne Rezept – ist das möglich?
Vor Verschreibung der Gestagen-Pille erfolgt eine eingehende Untersuchung durch den Gynäkologen. Ohne Rezept gibt es die Minipille daher nicht. Nach der Erstverschreibung können Sie allerdings ein Minipillen-Rezept als Folgeausstellung online bei TeleClinic erhalten.
Wie sicher ist die Minipille?
Der Pearl-Index der Minipille beträgt bei korrekter Anwendung 0,5 und ist damit auf dem Niveau der Mikropille. Da insbesondere bei Minipillen mit Levonorgestrel Einnahmefehler zu vermindertem Schutz führen, reicht der Pearl-Index bis zu einem Wert von 3.
Der Pearl-Index stellt das Beurteilungsmaß von Verhütungsmitteln dar. Je geringer der Wert, desto sicherer ist das Mittel. Ein Pearl-Index von 0,5 besagt, dass innerhalb eines Jahres 5 von 1.000 Frauen trotz Einnahme schwanger wurden.
Quellen
- https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Levonorgestrel_2834
- https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Desogestrel_18930
- https://www.familienplanung.de/verhuetung/verhuetungsmethoden/pille-und-minipille/minipille/
- https://www.aerzteblatt.de/archiv/97959/Hormonale-Kontrazeption-was-wann-fuer-wen
- https://www.frauenaerzte-im-netz.de/familienplanung-verhuetung/pille-anti-baby-pille/minipille-und-gestagenpille/
- https://www.profamilia.de/themen/verhuetung/pearl-index.html