Fabian Bohn
Stephanie Morcinek
Arzt Julian Serly
Ratgeber zu Burn-Out
Kurzfassung:
- Das Burn-Out-Syndrom bezeichnet den Zustand des Ausgebrannt-Seins.
- Physische und psychische Auswirkungen wie Müdigkeit, Schlafbeschwerden, Engegefühl in der Brust sind nur ein kleiner Teil der Auswirkungen.
- Je nach Veranlagung ist Burn-Out bei manchen Menschen wahrscheinlicher als bei anderen.
- Risikofaktoren sind Perfektionismus oder auch keine ausreichenden Stressbewältigungskonzepte.
- Gezielt Ruhe und Entspannung suchen, hilft Burnout vorzubeugen.
- Therapeutische oder medikamentöse Behandlungen verschaffen Abhilfe.
- Der Gang zum Arzt schafft Gewissheit.
Definition
Das Burn-Out-Syndrom bezeichnet den Zustand des Sich-Ausgebrannt-Fühlens im Sinne emotionaler Erschöpfung und geht mit dem subjektiven Eindruck chronischer Überforderung und Kontrollverlusts einher.
Symptome
Symptome können sich psychisch oder physische bemerkbar machen und unterschiedlichster Natur sein. Von Mensch zu Mensch fallen sie anders aus, auch in ihrer Intensität. Symptome können einzeln oder in Kombination auftreten. Ob man wirklich an Burn-Out-Syndrom leidet, kann nur der Arzt feststellen.
Körperliche Symptome
- Körperliche Erschöpfung
- Antriebslosigkeit
- Müdigkeit
- Schlafbeschwerde
- Engegefühl in der Brust
- Erschwerte Atmung
- Rückenschmerzen
- Übelkeit
- Magen-Darm-Beschwerden
- Tinnitus
- Häufige Infekte
- Blasenschwäche
- Hörsturz
- Schwindel
- Herz-Kreislauf-Störung
Mentale Symptome
- Emotionale Erschöpfung
- Überforderung
- Kontrollverlust
- Konzentrationsschwäche
- Entscheidungsunfähigkeit
- Gleichgültigkeit
- Verzweiflung
- Ruhelosigkeit
- Gefühl mangelnder Anerkennung
- Gefühl des Versagens oder der Sinnlosigkeit
- Lustlosigkeit
- Gereiztheit
- Stimmungsschwankungen
Ursachen
Das Burn-Out-Syndrom entwickelt sich schleichend. Termin-, Erwartungs- oder auch Leistungsdruck und das Gefühl dem nicht gewachsen zu sein, sind ausschlaggebend. Negative Emotionen, wie Fremdbestimmung, Mobbing oder Hetzerei, die nicht verarbeitet werden können, können sich in körperlichen und seelischen Leiden äußern. Ebenso können Ängste, unabhängig davon, ob sie begründet oder unbegründet sind, ein Leiden verursachen.
Nicht alle Menschen sind gleich anfällig für ein Burn-Out-Syndrom. Psychische und physische Faktoren spielen eine Rolle.
Persönliche Eigenschaften, die das Risiko eines Burn-Outs erhöhen:
- Perfektionismus
- Ausgeprägter Ehrgeiz
- Menschen mit „Helfersyndrom“ (Menschen die sich für andere aufopfern, weil ihr Selbstwertgefühl von der Anerkennung anderer abhängt)
- Keine ausreichenden Stressbewältigungsstrategien
- Menschen die nicht „Nein“ sagen können
Burn-Out-Risiko-Faktoren am Arbeitsplatz:
- Unerfüllbare Vorgaben
- Unklare Erfolgskriterien
- Große Verantwortung unter Zeitdruck
- Langweilige Routinen
- Mangelnde Kontroll- und Einflussmöglichkeiten
- Ständige Unterbrechungen des Arbeitsablaufes
- Schlechtes Betriebsklima, Konflikte mit Vorgesetzten und Kollegen
- Angst um den Arbeitsplatz
Doch auch Kinder oder Jugendliche, die zum Beispiel dem schulischen Druck oder elterlichen Erwartungen nicht gerecht werden können, können ein Burn-Out-Syndrom entwickeln; ebenso Mütter, die mit Haushalt, Kind, Arbeit etc. vor einer unbewältigbaren Aufgabe stehen und verzweifelt sind.
Was kann ich selbst tun?
Erster Ansprechpartner bei Verdacht auf Burn-Out-Syndrom ist der Hausarzt. Er kann bei Bedarf zum Spezialisten überweisen, üblicherweise einem Psychiater, Psychotherapeuten oder Psychologen. Ganz wichtig ist es das Betroffene Hilfe suchen und sich trauen offen über ihr Problem zu reden, sei es zunächst mit einer vertrauten Person oder direkt mit medizinischem Fachpersonal. Da es große Überschneidungen zwischen Burn-Out-Syndrom und Depressionen gibt sollten Sie sich bei anhaltenden oder schwerwiegenden Symptomen unbedingt an einen Arzt wenden.
Prävention beugt einem Burn-Out-Syndrom vor:
- Setzen Sie sich realistische Ziele
- Entschleunigen Sie Ihren Alltag und nehmen Sie sich bewusst Zeit für sich
- Betreiben Sie Sport, um auf andere Gedanken zu kommen
- Lassen Sie die Stressfaktoren in bestimmten Zeiten nicht in ihren Gedanken vorkommen und schieben Sie sie beiseite, falls sie aufkommen
- Entspannungsübungen mit Yoga oder Pilates schaffen eine solide Basis
- Tauschen Sie sich mit Menschen in ihrem Umfeld aus, denen es ähnlich geht
- Konflikte in der Arbeit sollten angesprochen und gelöst werden
- Lernen Sie mit Stress umzugehen und legen Sie sich Strategien zurecht
- Tun Sie das, was Ihnen gut tut
- Pausen nach dem Arbeitstag, während des Tages oder am Wochenende helfen bei der Entspannung
- Der Rückhalt durch enge Freunde und Familie kann ebenfalls beruhigend sein
Cortisol-Tests
Cortisol ist ein typischer Stressmarker. Eine erhöhte Cortisolausschüttung ist eine Folge von dauerhaftem Stress. Sie kann außerdem als Nebenwirkung von Medikamenten auftreten. Grundsätzlich übernimmt das Stresshormon wichtige Körperfunktionen. Eine erhöhte Cortisol-Produktion in der Nebennierenrinde kann sich jedoch gesundheitsschädlich auswirken. Ein regelmäßig durchgeführter Cortisol-Test kann auf frühe Anzeichen für Burnout hindeuten.
Weitere Funktionen des Hormons sind:
- Verringerung von Entzündungsreaktionen
- Förderung des Knochenabbaus
- Blutdrucksteigerung
- Regulierung des Tag-Nacht-Rhythmus
- Beeinflussung des Blutzuckerspiegels
- Verzögerung der Wasserausscheidung
- Veränderung des Fettstoffwechsels
Das in der Hirnanhangdrüse erzeugte adrenocorticotrope Hormon (ACTH) regt die Cortisol-Bildung in der Nebennierenrinde an und beschleunigt die Ausschüttung. Die Ermittlung des Cortisolspiegels ist in Blut, Urin und Speichel möglich. Im Laufe des Tages schwanken die Werte. In den frühen Morgenstunden sind sie sehr hoch und nehmen im Laufe des Tages ab.
Welche Cortisol-Werte sind normal?
Der Cortisolspiegel schwankt im Laufe des Tages. Er sollte sich zu den verschiedenen Tageszeiten im folgenden Rahmen bewegen:
- 8 Uhr morgens 0,15 bis 1,00 Mikrogramm pro Deziliter Speichel
- 22 Uhr abends 0,07 bis 0,22 Mikrogramm pro Deziliter Speichel
Andere Werte ergeben sich bei einem Cortisol Test im Blut oder Urin.
Therapie
Als allgemeines Ziel wird eine Balance zwischen individuellen Möglichkeiten, Erwartungen und äußeren Rahmenbedingungen angestrebt. Die klassischen Maßnahmen bei Behandlungen sind:
- Erlernen von Entspannungstechniken
- Gesunde Lebensführung
- Entlastung
- Selbstreflexion
- Neuausrichtung persönlicher Erwartungen und Ansprüche
- Work-Life-Balance finden
Diese gilt es angemessen für die jeweilige Situation des Patienten abzustimmen und anzuwenden.
Liegt eine psychische Störung vor (Depression, Angststörung), ist diese psychotherapeutisch und/ oder mit medikamentösen Mitteln zu behandeln. Therapieprogramme, wie Einzel- oder Gruppengespräche finden hier ihre Anwendung.
So kann TeleClinic helfen
Psychische Erkrankungen sind eine Behandlungsdomäne der sprechenden Medizin und lasen sich sehr gut über Telemedizin therapieren. Im Rahmen der psychosomatischen Grundversorgung können Ärzte zuverlässig bei akuten Belastungsreaktionen und Zuständen der totalen Erschöpfung (wie beispielsweise „Burn-Out“) helfen. Auch die unterstützende Behandlung mit spezifischen Medikamenten ist möglich. Der Sie behandelnde Arzt wird individuell entscheiden, welche Therapie für Sie die richtige ist. Sollten spezifische Untersuchungen und Therapien außerhalb der Telemedizin notwendig sein kann Ihnen der Arzt diese ebenso aufzeigen und anstoßen.
Quellen
- Burisch M. (2010): Das Burnout-Syndrom. Theorie der inneren Erschöpfung. Heidelberg: Springer; 4 Aufl.
- https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/92312/Jeder-Zweite-fuehlt-sich-von-Burnout-bedroht
- https://www.aerzteblatt.de/archiv/113220/Modediagnose-Burn-out
- Zuletzt aktualisiert: 11. März 2024
Dieser TeleClinic-Ratgeber wurde nach höchstem wissenschaftlichen Standard von unseren Medizinredakteuren verfasst. Die Artikel sollen Ihnen lediglich Erstinformation zu diversen Themen bieten und können keine ärztliche Diagnose ersetzen. Gerne beraten Sie erfahrene Ärzte weiterführend in einem Online-Arztgespräch.