Eine Sehnenscheidenentzündung ist ein Entzündungs- und Reizzustand des Sehnengleitgewebes. In der Regel wird sie durch mechanische Überbeanspruchung ausgelöst. Darüber hinaus können Infektionen oder eine rheumatoide Arthritis verantwortlich für eine Sehnenscheidenentzündung sein. Erfahren Sie hier mehr über die Erkrankung der Sehnen.
Sehnenscheidenentzündung
Kurzfassung
- Die Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis) ist eine schmerzhafte Entzündung der Sehnenscheiden, die meist am Handgelenk auftritt.
- Hauptursache ist eine Überbeanspruchung des Gelenks. Gefährlich, allerdings selten, ist eine infektiöse Sehnenscheidenentzündung.
- Sind Sie durch die Schmerzen stark in Ihrer Arbeit eingeschränkt oder ist Ihre Arbeitsweise die Ursache der Erkrankung, so erhalten Sie vom Arzt wegen der Sehnenscheidenentzündung eine Krankschreibung.
Definition
Die Sehnenscheidenentzündung oder Tendovaginitis ist eine schmerzhafte Entzündung der Sehnenscheiden. Sie tritt meist im Handgelenk auf, aber auch alle anderen Gelenke, die mit Sehnenscheiden ausgestattet sind, können von einer Sehnenscheidenentzündung betroffen sein. Dies sind:
- Achillessehne
- Sprunggelenk
- Knie
- Finger
- Ellenbogen
Spezielle Formen der Sehnenscheidenentzündung
Außerdem kennt man folgende Sonderformen der Sehnenscheidenentzündung:
- Die Tendovaginitis stenosans de Quervain. Das ist eine chronische Entzündung derjenigen Sehnen, die an der Streckung und Abspreizung des Daumens beteiligt sind. In der Folge werden diese Bewegungen des Daumens schmerzhaft und fallen immer schwerer.
- Die Tendovaginitis stenosans, umgangssprachlich Schnappfinger oder schnellender Finger genannt.
- Das Karpaltunnelsyndrom. Dieses wird durch Enge im Handgelenk hervorgerufen. Das Karpaltunnelsyndrom macht sich durch Kribbeln und Schmerzen in der Hand vom Daumen bis zum Mittelfinger bemerkbar.
Ursachen und Risikofaktoren
Sehnen sind die Verbindung zwischen Knochen und Muskeln. Bei den Sehnenscheiden handelt es sich um Bindegewebshüllen rund um die Sehne. Innerhalb dieser Hülle befindet sich die Synovia, eine Art Gelenkschmiere, die die Sehne schützt und für ein reibungsfreies Gleiten sorgt.
Häufigste Ursache für eine Sehnenscheidenentzündung ist eine mechanische Überbeanspruchung, die durch sich ständig wiederholende Bewegungsabläufe entsteht. Besonders davon betroffen sind:
- Menschen, die regelmäßig am PC arbeiten
- Musiker (der Instrumente Geige, Gitarre oder Klavier)
- Handwerker
- Sportler (der Sportarten Klettern, Turnen, Rudern oder Hanteltraining)
- Frauen häufiger als Männer
Zudem kann eine Sehnenscheidenentzündung aufgrund einer rheumatoiden Arthritis oder einer Arthrose entstehen.
Selten, aber gefährlich ist eine bakterielle Sehnenscheidenentzündung.
Symptome
Je nachdem, ob eine mechanische oder eine infektiöse Sehnenscheidenentzündung vorliegt, sind die Symptome unterschiedlich ausgeprägt:
Nicht-infektiöse Sehnenscheidenentzündung | Infektiöse Sehnenscheidenentzündung | |
Lokalisation |
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Verlauf |
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Schmerzen |
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Weitere Symptome |
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Wann und zu welchem Arzt?
Eine Sehnenscheidenentzündung gehört immer die Hände eines Arztes. Suchen Sie einen Hausarzt oder einen Arzt für Orthopädie auf.
Während eine nicht-infektiöse Sehnenscheidenentzündung lediglich schmerzhaft, lästig und unter Umständen langwierig ist, ist eine infektiöse Sehnenscheidenentzündung eine medizinische Notfallsituation. Zeigen sich bei Ihnen also zusätzlich zu Schmerzen und Schwellungen Symptome wie Fieber oder Schüttelfrost, sollten Sie unverzüglich einen Arzt oder ein Krankenhaus aufsuchen.
Aber auch eine nicht-infektiöse Sehnenscheidenentzündung sollten Sie schnellstmöglich behandeln lassen.
- Wird die Behandlung zu lange hinausgezögert, droht ein chronischer Krankheitsverlauf.
- Durch die permanente Entzündung und Reizung kommt es zu einer Verdickung der Sehnenscheiden.
- Diese kann zu einer eingeschränkten Beweglichkeit des Gelenks führen und eine Operation, bei der das verdickte oder einengende Gewebe entfernt wird, erforderlich machen.
Diagnose
Der Arzt stellt die Diagnose anhand der auftretenden Symptome. Er untersucht gründlich das betroffene Gelenk, bewegt es und tastet es ab. Typische Bewegungen der entzündeten Sehnen rufen Schmerzen hervor. Als bildgebende Verfahren eignen sich Ultraschall und MRT (Magnetresonanztomografie).
Bei einer rheumatischen Erkrankung oder einer infektiösen Sehnenscheidenentzündung kann eine Blutuntersuchung Klarheit verschaffen.
Behandlung: mechanische Überbeanspruchung
Zur Behandlung einer Sehnenscheidenentzündung, die durch Überbelastung ausgelöst wird, kommen folgende Therapien in Betracht:
- Schonung des Gelenks. Unter Umständen kann eine Ruhigstellung mit Gips oder Manschette sinnvoll sein.
- Entzündungshemmende Schmerzmittel, vor allem nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR)
- Bleiben die eingeleiteten Maßnahmen ohne Erfolg, werden kortisonhaltige Medikamente injiziert.
- Als weitere Therapien können Akupunktur, Elektro- oder Ultraschalltherapie angewandt werden.
- Physio- und Ergotherapie sind ebenfalls empfehlenswert.
Infektiöse Sehnenscheidenentzündung und die Behandlungsmöglichkeiten
Bei einer infektiösen Sehnenscheidenentzündung wird der Arzt zusätzlich ein Antibiotikum verschreiben.
- Ist die Entzündung schon sehr weit fortgeschritten oder erweist sie sich als therapieresistent, wird eine Operation nötig. Bei dieser wird die Sehnenscheide gespalten und der Eiter herausgespült.
- Je früher die Operation erfolgt, desto komplikationsloser ist der Eingriff.
- Bei zu langem Zögern kann sich die Infektion über den gesamten Unterarm ausbreiten.
Prävention
Sie können einiges tun, um einer Sehnenscheidenentzündung vorzubeugen. Mit diesen Tipps vermeiden Sie eine Überbeanspruchung Ihrer Sehnenscheiden:
- Generell: Achten Sie auf Pausen. Das gilt sowohl für die Arbeit am Computer als auch für den Sport oder das Musizieren. Machen Sie in Ihren Pausen gezielt Lockerungsübungen.
- Am Arbeitsplatz: Achten Sie auf einen ergonomischen Arbeitsplatz und vermeiden Sie Fehlhaltung. Für Ihren Computerarbeitsplatz empfiehlt sich eine Handballenauflage oder eine speziell geformte Computermaus. Wenn Sie bereits eine Sehnenscheidenentzündung hatten, sollten Sie bei der Arbeit Bandagen tragen. Als Handwerker können Sie ergonomisch geformtes Werkzeug verwenden.
- Beim Sport: Wärmen Sie Ihre Gelenke vor dem Sport gründlich auf. Bei Sportarten wie Tennis ist es ratsam, entsprechende Bandagen zu tragen.
Fragen und Antworten
Wann werde ich wegen einer Sehnenscheidenentzündung krankgeschrieben?
Sie werden wegen einer Sehnenscheidenentzündung krankgeschrieben, wenn die Erkrankung mit der Belastung an Ihrem Arbeitsplatz zusammenhängt. Wenn Ihr Gelenk mit einem Gips oder einer Schiene ruhiggestellt wird und Sie deswegen nicht arbeiten können, wird der Arzt Ihnen eine Krankschreibung ausstellen.
Wird eine chronische Sehnenscheidenentzündung als Berufskrankheit anerkannt?
Ja, das ist möglich. Bundesdeutsche Gerichte haben in der Vergangenheit entsprechende Urteile gefällt, vor allem hinsichtlich der Computerarbeit.
Wie lange dauert eine Sehnenscheidenentzündung?
Das lässt sich pauschal nicht beantworten. Wird eine akute Sehnenscheidenentzündung schnell behandelt, klingt sie nach einigen Tagen ab. Chronische Sehnenscheidenentzündungen sind langwierig.
Welche Hausmittel helfen bei einer Sehnenscheidenentzündung?
Bei einer Sehnenscheidenentzündung hilft Kühlung. Verwenden Sie dazu beispielsweise:
- Quarkwickel
- Coolpads
- Kühlende Salben
Quellen
- https://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=17&typ=1&nid=45469&s=Sehnenscheidenentz%FCndung
- https://www.ordensklinikum.at/de/aktuelles/sehnenscheidenentzuendung-schmerzhaft-bis-bedrohlich-347/
- https://www.amboss.com/de/wissen/Tendovaginitis
- https://www.css.ch/de/home/gesundheit/ratgeber/medicine20/gesundheitslexikon/s/sehnenscheidenentzuendung_tendovaginitis.html
- http://www.baur-fromberg.de/sehnenscheidenentzuendung.php
Nadine Leclair
- Zuletzt aktualisiert: 27. Dezember 2023
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