Ratgeber zu Estradiol
Beschwerden während der Wechseljahre werden wesentlich von der Umstellung des Hormonhaushalts in Richtung Östrogenmangel bestimmt. Unter den Östrogenen ist Estradiol das wichtigste der natürlichen Sexualhormone. Die Hormonersatztherapie (HET) bleibt die wirksamste Möglichkeit, die vielfältigen Probleme auszugleichen, unter denen rund ein Drittel aller Frauen ziemlich leidet. Nutzen und Risiken einer HET werden vom Gynäkologen oder Endokrinologen sorgfältig abgewogen, nach dem Motto: So wenig wie möglich, so lange wie nötig. Wenn Ihr Arzt den therapeutischen Einsatz von Estradiol und damit die synthetische Form des natürlichen weiblichen Sexualhormons empfiehlt, erhalten Sie bei der TeleClinic Ihr Rezept bequem online.
Kurzfassung
- Die Hormonersatztherapie (HET; englisch: Hormone Replacement Therapy, HRT) ersetzt nach der Menopause das Estradiol, das wichtigste natürliche weibliche Geschlechtshormon aus der Gruppe der Östrogene.
- Bei dem Wirkstoff handelt es sich um eine Form des natürlichen Estradiols, das bei Frauen mit vorhandener Gebärmutter kombiniert wird mit (humanidentischem) Progesteron, einem weiteren natürlich im Körper vorkommenden Sexualhormon. Nur in dieser Kombination darf eine HRT als bioidentisch bezeichnet werden.
- Estradiol lindert Beschwerden im Rahmen der Wechseljahre, deren typisches Merkmal die absinkenden Östrogen-Konzentrationen ist.
- Unter den Folgen eines Östrogenmangels leidet nicht jede Frau.
- Estradiol steht als Mittel der 2. Wahl auch für die Osteoporose-Prophylaxe zur Verfügung und kommt als therapeutische Maßnahme bei einer Unterfunktion oder nach Entfernung der Eierstöcke (primäre Ovarialinsuffizienz) infrage.
- Die HRT gilt als wirksamste Methode zur Behandlung von Beschwerden in den Wechseljahren.
Anwendung
Wechseljahrbeschwerden werden wesentlich von der Umstellung des Hormonhaushalts in Richtung Östrogenmangel bestimmt, weil die Körpersysteme einfach nicht mehr rund laufen. Unter den Östrogenen Estradiol, Estriol und Estron (beziehungsweise Östradiol, Östriol, Östron), die hauptsächlich in den Eierstöcken gebildet werden, ist Estradiol das wichtigste natürliche Sexualhormon.
Das Stichwort heißt Menopause, gemeint ist der Zeitraum der letzten Menstruation vor zwölf Monaten. Diese Phase ist das Ende der Fruchtbarkeit, findet üblicherweise im Alter um die Fünfzig statt und wird unterteilt in die Prä-, Peri- und Postmenopause.
Die Jahre davor und danach sind die Wechseljahre (auch: Klimakterium) und können mit vielerlei Beschwerden einhergehen. Das muss aber nicht sein: In den 1990-er Jahren wurde auf Basis einer niederländischen Studie eine Art Fautformel entwickelt, danach durchlebt ein Drittel aller Frauen den Wechsel ohne Beschwerden, ein weiteres Drittel mit unterschiedlich intensiven Beschwerden und ein letztes Drittel fühlt sich massiv beeinträchtigt.
Übrigens: Männer kommen nicht in die Wechseljahre. Die männlichen Sexualhormone (Androgene) und deren Funktionen unterscheiden sich essentiell von den weiblichen. Die abnehmende Testosteronproduktion heißt Andropause oder partielles Androgendefizit des alternden Mannes (PADAM), ist aber nicht vergleichbar mit dem Klimakterium der Frau. Denn im Prinzip sind Männer bis ins hohe Alter zeugungsfähig. In den internationalen Leitlinien wird eine Testosterontherapie nur unter eng definierten Bedingungen empfohlen.
Typische Beschwerden in den Wechseljahren
- Hitzewallungen und nächtliche Schwitzattacken (vasomotorische Beschwerden), damit verbunden sind Schlafstörungen
- Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmungen, Ängstlichkeit, Reizbarkeit
- Leistungsminderung, Konzentrationsschwächen
- Haut- und Schleimhautveränderungen im Allgemeinen und Besonderen: urogenitale Beschwerden wie Scheidentrockenheit, Juckreiz, Schmerzen beim Sex, Lustverlust und
- wiederkehrende Harnwegsinfekte, Harninkontinenz, Beckenbodenschwäche
- Muskel- und Gelenkschmerzen
- Haarausfall
- Gewichtszunahme
Langfristige Risiken
- Trockene Augen: Der gesunkene Androgenspiegel lässt die sogenannten Meibomdrüsen – Talgdrüsen im Lidrand, die den fettigen Anteil des Tränenfilms produzieren – weniger aktiv werden
- Verlust an Knochendichte, erhöhtes Knochenbruchrisiko, Osteoporose
- Herz-Kreislauferkrankungen, Herzinfarkt, Schlaganfall
- Gedächtnisstörungen, Demenz
Auch jüngere Frauen vor der Menopause leiden bei einem Hormonungleichgewicht an unreiner Haut, Gewichtszunahme und Haarausfall. Und sie können mit urogenitalen Probleme kämpfen, die sich zu behandlungsbedürftigen Erkrankungen entwickeln. Östrogenmangel vor den Wechseljahren kann durch Medikamente, Operationen, einer Chemo- und Strahlentherapie ausgelöst werden.
Tabletten, Gel, Creme & Co.
Estradiol steht in verschiedenen Anwendungen zur Verfügung:
- oral in Form von Tabletten
- zum Auftragen auf die Haut (transdermal) als Gele, Pflaster, Sprays
- zur vaginalen Anwendung als Cremes, Zäpfchen
- als Depotspritzen, Implantate
Die Entscheidung für eine HRT und die passende Darreichungsform ist nach intensiver Aufklärung stets eine gemeinsame Sache zwischen Gynäkologen/Endokrinologen und Patientin, bei der alle Vorteile und potenzielle Risiken berücksichtigt werden.
Das Therapieschema – wie die HRT als Kombinationstherapie zeitlich verabreicht wird – ist Bestandteil des Verordnung. Auch die Therapiedauer ist individuell, es gilt die Devise: So wenig wie möglich, so lange wie nötig.
Letztlich richtet sich alles nach den Wünschen der Patientin, sie sollte bei Therapiebeginn nur nicht älter sein als Sechzig.
Wirkung
Eine HRT hat zum Ziel, die östrogenmangel-bedingten Symptome zu lindern. Keine stark leidende Frau muss da durch wie durch ein Gewitter – zumal Frauen heute nach der Postmenopause noch plusminus 30 Jahre leben.
Bei Frauen mit vorhandener Gebärmutter wird Estradiol mit Progesteron kombiniert, einem weiteren natürlichen Sexualhormon aus der Gruppe der Gestagene, das auch Gelbkörperhormon heißt und in der reproduktiven Lebensphase in der zweiten Zyklushälfte gebildet wird. Es verhindert, das die Gebärmutterschleimhaut zu wuchern beginnt (Endometriumhyperplasie) und gegebenfalls zu einem Endometriumkarzinom entartet. Nur in der Östrogen-Gestagen-Kombination darf eine HRT als bioidentisch bezeichnet werden, weil jene Hormone zugeführt werden, die der Eierstock in der reproduktiven Zeit absondert.
Die alleinige Gabe von Estradiol ohne Zusatz des Gelbkörperhormons darf ausschließlich bei Frauen erfolgen, deren Gebärmutter entfernt wurde.
Entsprechende Präparate werden verordnet, wenn:
- klimakterische Symptome die Lebensqualität deutlich beeinträchtigen
- Gewebeschwund (Atrophie) im Genitalbereich und damit verbundene urogenitale Beschwerden die Lebensqualität beeinträchtigen
- Wechseljahre als Folge einer Operation, Strahlen- oder Chemotherapie zu früh eintreten (Klimakterium praecox, primäre Ovarialinsuffizienz)
- bei familiär vorbelasteten Frauen für hohes Knochenbruchrisiko und Osteoporose eine Unverträglichkeit oder Gegenanzeigen für andere Arzneimittel vorliegen, die zur Prävention der Osteoporose zugelassen sind. Bei jüngeren menopausalen Frauen kann die HRT helfen, die Knochenfestigkeit zu erhalten
2020 haben die Deutsche, Österreichische und Schweizer Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe ein neues Leitlinienprogramm zur Diagnose und Behandlung von Wechseljahrbeschwerden herausgegeben. Als wirksamste Methode gilt die Hormonersatztherapie.
Nebenwirkungen
Östrogen-Gestagen-Präparate sind nachgewiesenermaßen gut wirksam. Dennoch können individuell unterschiedlich ausgeprägte Nebenwirkungen auftreten, zum Beispiel:
- Blutungen, die einer Menstruation ähneln
- Spannungsgefühle in den Brüsten oder Brustschmerzen
- Gewichtszunahme
- Hautreizungen und -ausschläge bei Überempfindlichkeit gegenüber den Wirkstoffen oder einem Hilfsstoff
- Unruhe, Nervosität, Stimmungsschwankungen
- Steigerung oder Abnahme der sexuellen Lust
- Ödeme und Verschlimmerung von Krampfadern bei bestehender venöser Erkrankung
Bestehende Kopfschmerzen, Migräne und Schwindel, Erkrankungen der Gallenblase und Leber sowie bestehendes Asthma können sich verstärken.
Nebenwirkungen ergeben sich in aller Regel durch die Wirkung von Estradiol. Der Gynäkologe/Endokrinologe setzt daher stets die Risiken mit der Wirksamkeit einer HRT ins Verhältnis, entscheidet über die Präparatewahl und die Darreichungsform abhängig von vorliegenden Befunden und überwacht die Patientin engmaschig.
Gegenanzeigen
Für eine HRT liegen verschiedene Kontraindikationen vor:
- Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe oder gegen einen Hilfsstoff
- Früherer Gebärmutterschleimhautkrebs (Endometriumkarzinom)
- Brustkrebs
- Eingeschränkte Funktion und Erkrankungen der Leber
- Blutgerinnungsstörungen und thromboembolische Erkrankungen
- Herz-Kreislauferkrankungen
- Angeborene Stoffwechselerkrankungen
- Nicht abgeklärte genitale Blutungen
Frauen, die wegen Endometriumkarzinom behandelt wurden, sollten mit ihrem Arzt den Nutzen und Schaden einer HRT abwägen, denn Wechseljahrbeschwerden können ihre Lebensqualität stark beeinträchtigen.
Fragen und Antworten
Warum ist Estradiol nicht ohne Rezept erhältlich?
Vor dem Beginn einer Hormonersatzbehandlung ist es wichtig, dass Ihr Gynäkologe oder Endokrinologe Sie umfassend untersucht, individuelle Vorteile und Risiken abwägt und Sie zu den verschiedenen Präparaten berät. Geklärt wird außerdem gemeinsam mit Ihnen, wie lange die Therapie erfolgen soll. Estradiol ist unabhängig von der Dosierung rezeptpflichtig.
Wie kann ich Estradiol online bestellen?
Wenn Ihr Arzt den therapeutischen Einsatz von Hormonen empfiehlt, erhalten Sie bei der TeleClinic Ihr Estradiol- beziehungsweise Ihr Estradiol-Progesteron-Rezept bequem online, das heißt: direkt auf Ihre App. Mit dem Rezept bestellen Sie das Medikament/die Medikamente entweder über die App online oder Sie gehen zu einer Apotheke vor Ort.
Quellen
- https://www.hormonspezialisten.de/indikationen/wechseljahresbeschwerden/hormonersatztherapie/
- https://www.frauenaerzte-im-netz.de/koerper-sexualitaet/wechseljahre-klimakterium/hormonersatztherapie-hrt/
- https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/015-062.html
- https://www.cochrane.org/de/CD008830/GYNAECA_hormonersatztherapie-het-fur-frauen-die-bereits-wegen-eines-endometriumkarzinoms-behandelt-wurden