Für ein Citalopram-Rezept von der TeleClinic ist ein Vorbefund notwendig.
Citalopram-Ratgeber
Selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer gegen Depressionen und Panikstörungen
Seit 1989 ist mit Citalopram ein weiterer Arzneistoff für die Behandlung depressiver Erkrankungen, Angst- und Panikstörungen zugelassen. Die Wirkkraft – Antriebssteigerung und Stimmungsaufhellung – entfaltet sich zwei bis vier Wochen nach der Ersteinnahme. Citalopram ist verschreibungspflichtig.
Kurzfassung
- Citalopram ist ein antidepressiv wirkender Arzneistoff aus der Klasse der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (Selective Serotonin Reuptake Inhibitors, SSRI).
- Die Bezeichnung SSRI beschreibt den Wirkmechanismus: Die Substanz greift direkt in den Hirnstoffwechsel ein, stellt das Gleichgewicht des Nervenbotenstoffs Serotonin wieder her und wirkt so antriebssteigernd und stimmungsaufhellend.
- Die Wirkkraft entfaltet sich zwei bis vier Wochen nach der Ersteinnahme.
- Die Substanz wird bei mittelschweren und schweren Episoden der unipolaren Depression verordnet, ebenso bei Angst- und Panikstörungen, bei einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) und bei Persönlichkeitsstörungen.
- Citalopram gehört zu den häufigsten verschriebenen Antidepressiva.
Steckbrief Serotonin
Sie kennen Serotonin wahrscheinlich unter der Bezeichnung „Glückshormon”. Tatsächlich ist Serotonin ein Botenstoff – ein sogenannter Neurotransmitter –, der zwischen Nervenzellen im Gehirn unfassbar schnell Signale wie „gute Stimmung” oder „keine Angst” oder „entspannen!” überträgt.
Serotonin wird hauptsächlich im Darm (zu 95 Prozent) und im Gehirn produziert und ist in großen Mengen im
- Magen-Darm-Trakt
- gesamten Nervensystem
- Herz-Kreislauf-System
unterwegs. Es wird über die Blutplättchen (Thrombozyten) im Blut transportiert und in den Endabschnitten von Nervenfasern gespeichert. Um Impulse von einer Nervenzelle auf eine andere – von einer „Ausgangszelle” (Präsynapse) auf eine „Zielzelle” (Postsynapse) – zu übertragen, braucht es eine Art Brücke, denn es gilt, einen schmalen Zwischenraum zu überwinden. Die Verbindungs- beziehungsweise Kontaktstruktur heißt Synapse, der Abgrund dazwischen synaptischer Spalt. In diesen Strukturen und mit Hilfe eines Transportmoleküls überträgt der Botenstoff Serotonin in Nullkommanix seine Signale und kehrt danach weitgehend inaktiv in die Speicher der „Ausgangszelle” zurück.
Serotonin steuert im menschlichen Organismus vor allem
- die Blutgerinnung und die Blutgefäße
- den Augeninnendruck
- das Schmerzempfinden
- die Wahrnehmung
- den Schlaf-Wach-Rhythmus
- die Sensorik
- die Gedächtnisleistung
- das Essverhalten
- die Körpertemperatur
- das Sexualverhalten
- die Hormonsekretion
und nicht zuletzt die allgemeine Stimmungslage. Serotonin gibt uns das Gefühl von Gelassenheit, innerer Ruhe und Zufriedenheit.
Wirkmechanismus Citalopram
Serotonin selbst wird therapeutisch nicht verwendet, sondern es sind Arzneistoffe, die die Freisetzung, Wirkung, Wiederaufnahme und den Abbau von Serotonin beeinflussen. Die Medikation mit modernen nebenwirkungsarmen Antidepressiva ist immer darauf ausgerichtet, im Gehirn das Ungleichgewicht in der Anzahl von Nervenbotenstoffen wie Serotonin zu korrigieren.
Wie alle Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (Selective Serotonin Reuptake Inhibitors, SSRI) entfaltet auch Citalopram seine Wirkung am synaptischen Endabschnitt einer Nervenzelle: Es blockiert die Aktivitäten jenes Moleküls, das Serotonin wieder aus dem synaptischen Spalt in seine Speicher zurücktransportiert. Auf diese Weise wird die Konzentration des Serotonins im synaptischen Spalt erhöht und dessen Verweildauer an der Zielzelle verlängert. In der Folge wird die Weiterleitung und Verarbeitung von Signalen wieder ins Gleichgewicht gebracht, was sich positiv auswirkt.
Anwendungsgebiete
Das Antidepressivum Citalopram wird zur Therapie verschiedener psychischer Krankheiten verschrieben:
- mittelschwere und schwere Episoden der unipolaren Depression (Major Depression), kurz: Depression
- Panikattacken
- Borderline-Persönlichkeitsstörung
- Angststörungen
- posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
Der Einsatz von Antidepressiva wie Citalopram ist allerdings nur sinnvoll, wenn man begleitend schaut, dass positive Umgebungseinflüsse den Heilungsprozess unterstützen. Das kann eine kognitive Verhaltens– und Sporttherapie sein. Studien zeigen, dass Sport und körperliche Aktivität teilweise die gleichen Veränderungen im Hirnstoffwechsel anstoßen wie Antidepressiva.
Eine gute, vertrauensvolle therapeutische Beziehung macht es möglich, positive Erwartungen an den Ausgang der Therapie zu entwickeln und eventuelle Befürchtungen und Ängste zu entkräften. Besonders wichtig sind Hilfen zur Selbsthilfe. Das Gesamtpaket stabilisiert langfristig die seelische Verfassung.
Schwangerschaft und Stillzeit
Für Schwangere mit therapiebedürftiger Depression gehört Citalopram im ersten Trimenon zu den Antidepressiva der Wahl – jedoch nur nach strenger Indikationsstellung. Der behandelnde Arzt – der sich mit dem Themenkomplex Depression, Antidepressiva und Schwangerschaft bestens auskennen sollte – wägt Nutzen und Risiken sorgfältig gegeneinander ab. Einer gut eingestellten Patientin wird empfohlen, die Einnahme über die gesamte Schwangerschaft fortzusetzen, um keine Krisen zu provozieren. Ein Absetzen des Medikaments kann gegebenenfalls schädlich sein. Der Wirkstoff geht geringfügig in die Muttermilch über.
Die antriebssteigernde Wirkung setzt schneller ein als die stimmungsaufhellende, daher werden Patienten zu Therapiebeginn idealerweise engmaschig begleitet.
Darreichungsformen, Dosis, Dauer
Citalopram ist in Form von Tabletten, Tropfen und als Infusionskonzentrat im Handel.
SSRI zählen zu den verschreibungspflichtigen Medikamenten, denen eine spezifische Diagnose des behandelnden Arztes für Psychiatrie vorausgeht. Die Behandlung erfolgt mit Dosierungen gemäß Verordnung.
Wurde Ihnen Citalopram bereits verschrieben, können Sie bei der TeleClinic ein elektronisches Rezept für Filmtabletten mit einer Dosis von 10, 20 oder 40 Milligramm ausstellen lassen und das Medikament in einer Apotheke bestellen.
Die Substanz wird einmal täglich mit einem großen Glas Wasser eingenommen, die Einnahme kann unabhängig von einer Mahlzeit erfolgen.
Bei einer Depression tritt die stimmungsaufhellende, aktivierende Wirkung nach zwei bis vier Wochen ein, das Wirkmaximum soll nach etwa 12 Wochen erreicht sein. Die Behandlungsdauer beträgt mindestens sechs Monate. Der behandelnde Arzt überprüft regelmäßig die weitere Notwendigkeit.
Keinesfalls sollte Citalopram plötzlich abgesetzt werden, da verschiedene Absetzsymptome möglich sind, zum Beispiel Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwitzen, Schlafbeschwerden, Angst, Herzklopfen, Nervosität. Das Mittel wird über mindestens zwei Wochen schrittweise reduziert.
Risiken und Nebenwirkungen
Citalopram kann insbesondere in den ersten zwei Einnahmewochen zu vermehrtem Schwitzen, Schlafbeschwerden, Unruhe, Mundtrockenheit, Schwindel, übermäßiges Gähnen, Verstopfung oder Durchfall führen. Weitere mögliche Nebenwirkungen sind:
Nebenwirkung | Häufigkeit |
---|---|
Kraftlosigkeit | Sehr häufig |
Kopfschmerzen | Sehr häufig |
Verschwommenes Sehen | Sehr häufig |
Herzklopfen | Sehr häufig |
Übelkeit und Erbrechen | Sehr häufig |
Müdigkeit oder Schlaflosigkeit | Sehr häufig |
Appetitlosigkeit | Häufig |
Zittrigkeit | Häufig |
Stimmungsschwankungen | Häufig |
Sexuelle Funktionsstörungen | Häufig |
Serotonin-Syndrom mit hohem Fieber, Zittern, Verwirrung, Muskelzucken | Selten und ggf. lebensbedrohlich |
Bei Müdigkeit als Nebenwirkung sollte das Medikament abends statt im Tagesverlauf eingenommen werden.
Wechselwirkungen und Gegenanzeigen
Citalopram soll nicht eingenommen werden mit/bei
- Antidepressiva aus der Gruppe der MAO(Monoaminoxidase)-Hemmer
- Suizidgedanken
- Neuroleptika/Antipsychotika
- verschiedenen Schmerzmitteln, z. B. Ibuprofen, Acetylsalicylsäure, Diclofenac, Opioide
- Grapefruit in jeder Form und (rezeptfreien) Johanniskrautpräparaten: Die Wirkung von Citalopram wird deutlich verstärkt
- Herzerkrankungen
- Diabetes
- Alter unter 18 und über 65 Jahre
- Manie bzw. Bipolare Störung
Alkohol verstärkt die Wirkung von Citalopram auf das Zentralnervensystem. Während der gesamten Therapie gehört Alkohol verbannt.
Quellen
- https://www.pharmazeutische-zeitung.de/steckbrief-citalopram-125283/
- https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Citalopram_25633
- https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/pharmazie/citalopram-wehe-wenn-du-absetzen-willst-antidepressiva/
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2016/10/07/absetzen-kann-mutter-und-kind-gefaehrden
- https://www.embryotox.de/arzneimittel/details/ansicht/medikament/citalopram/
- https://flexikon.doccheck.com/de/Citalopram
Fabian Bohn
- Zuletzt aktualisiert: 28. Dezember 2023
Dieser TeleClinic-Ratgeber wurde nach höchstem wissenschaftlichen Standard von unseren Medizinredakteuren verfasst. Die Artikel sollen Ihnen lediglich Erstinformation zu diversen Themen bieten und können keine ärztliche Diagnose ersetzen. Gerne beraten Sie erfahrene Ärzte weiterführend in einem Online-Arztgespräch.