Ratgeber zu Gleichgewichtsstörungen
Ein Symptom, viele Ursachen – erfahren Sie hier mehr über Schwindel und Co.
Wenn die Funktion des Gleichgewichtsorgans gestört ist, stellen sich Koordinationsprobleme und Schwindel ein. Gleichgewichtsstörungen sind allerdings für sich betrachtet keine Krankheit, sondern ein Symptom. Hält die Störung länger an, beeinträchtigt sie die Lebensqualität und Sicherheit der Betroffenen. Hat der Arzt die Ursachen ermittelt, lässt sich in vielen Fällen Abhilfe schaffen.
Kurzfassung
- Das Gleichgewichtsorgan befindet sich im Innenohr.
- Gleichgewichtsstörungen werden fallweise durch die Einnahme von Genussmitteln oder Medikamenten hervorgerufen.
- Erkrankungen des Innenohrs verursachen ebenfalls Schwindel und Koordinationsprobleme.
- Andere Erkrankungen können den Gleichgewichtssinn beeinträchtigen.
Was uns im Gleichgewicht hält
Das Gleichgewichtsorgan im Innenohr nimmt über sogenannte Sinneszellen bei jeder unserer Bewegungen Beschleunigungen wahr. Diese Sinneszellen sind verbunden mit Festkörpern (Statolithen). Drehungen „übersetzt“ das Gleichgewichtsorgan durch mit Flüssigkeit gefüllte Röhren. Das auch als Vestibularapparat bezeichnete Gleichgewichtsorgan ist über einen besonderen Nerv, den Nervus vestibulocochlearis, mit Vestibularis-Nervenkernen im Hirnstamm verbunden. In dieser Schaltzentrale des Gleichgewichts gehen außerdem Informationen ein, die Augen, Rückenmark und Kleinhirn liefern.
Dank dieser komplexen Verknüpfung von Gleichgewichtssystem und anderen Sinnesorganen können wir uns im Raum orientieren – auch bei raschen Bewegungsabläufen und Positionsänderungen. Ist nur ein einziger Teil des gesamten Informationsflusses gestört, erhalten die Vestibularis-Nervenkerne Signale, die einander widersprechen. Die Folge sind Schwindel, Schwierigkeiten bei der Koordination und Gleichgewichtsstörungen.
Mögliche Ausprägungen von Beeinträchtigungen des Gleichgewichtssinns
Gleichgewichtsstörungen können sich in verschiedenen Symptomen äußern. Sind Orientierung und Kontrolle stark eingeschränkt, können sie ausgesprochen beängstigend wirken oder die Betroffenen ernsthaft gefährden. Zu den Symptomen gehören:
- Schwindelgefühl
- Beeinträchtigung der Koordination, beispielsweise unbeabsichtigte Bewegungen, Störungen beim Gehen
- Stürze
- Sehstörungen
- Beeinträchtigung des Gehörs
- Tinnitus
- Übelkeit
- Erbrechen
Diese Erkrankungen können zu Gleichgewichtsstörungen führen
Wenn sich Schwindel und eine Beeinträchtigung des Gleichgewichts einstellen, gilt die erste Untersuchung dem Innenohr. Doch es gibt weitere, zum Teil ernstzunehmende Erkrankungen, die Gleichgewichtsstörungen verursachen können. Dementsprechend vielfältig sind die Diagnoseverfahren und die Medikamente, die bei Gleichgewichtsstörungen zum Einsatz kommen. Hier einige Beispiele:
Erkrankung | Erläuterung | Diagnosemethoden | Behandlung |
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Innenohrentzündung und Entzündung der Gleichgewichtsnerven |
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Morbus Menière |
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Gutartiger Lagerungsschwindel |
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Tumore in Innenohr, Gehörgang und Kleinhirn |
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Flüssigkeitsmangel |
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Unterzuckerung |
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Herz-Kreislauf-Erkrankungen |
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Kopfverletzungen |
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Hirnhautentzündung (Meningitis) |
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Durchblutungsstörungen |
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Erkrankungen des Nervensystems |
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Gleichgewichtsstörungen im Alter
Ältere Menschen leiden häufiger unter Gleichgewichtsstörungen und Schwindel als jüngere. Das liegt daran, dass sich viele der Erkrankungen, deren Symptomatik Störungen des Gleichgewichts einschließt, erst mit zunehmendem Alter entwickeln, beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Durchblutungsstörungen oder Diabetes. Kommen nachlassendes Durstgefühl und mangelnde Flüssigkeitsaufnahme hinzu, spielen mehrere Faktoren zusammen. Die Beeinträchtigung kann mit höherem Alter zum Risiko werden, denn sie führt zu Stürzen und gehört nach Angaben des Online-Portals pflege.de zu den wesentlichen Unfallursachen bei Oberschenkelhalsbrüchen im Alter.
Diagnose von Gleichgewichtsstörungen durch den Arzt
Die erste Anlaufstelle bei Gleichgewichtsstörungen ist in der Regel der Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Der Arzt untersucht die Gehörgänge zunächst optisch (Otoskopie) und führt gegebenenfalls Hör- und Gleichgewichtstests durch. Auch die Beobachtung der Pupillen mithilfe einer Spezialbrille ist möglich und erleichtert die Diagnose von Lagerungsschwindel. Außerdem werden bildgebende Verfahren wie Röntgen und Magnetresonanztomographie (MRT), Blut- und Urinuntersuchungen und Messungen des Blutdrucks herangezogen, wenn sich die Ursachen für Gleichgewichtsstörungen nicht unmittelbar abklären lassen.
Fragen & Antworten
Woher können Gleichgewichtsstörungen kommen?
Wenn Schwindel und eine Beeinträchtigung des Gleichgewichts auftreten, gilt die erste Untersuchung dem Innenohr. Neben Erkrankungen des Innenohrs können eine Vielzahl weiterer Erkrankungen Gleichgewichtsstörungen verursachen. Dementsprechend vielfältig sind die Diagnoseverfahren und die Medikamente, die bei Gleichgewichtsstörungen zum Einsatz kommen.
Wann muss ich bei Gleichgewichtsstörungen zum Arzt?
Sollten die Beschwerden länger anhalten, wiederkehren und/oder sehr heftig ausfallen, sollten Sie auf jeden Fall einen Arzt konsultieren, um sich nicht unnötig zu gefährden, Lebensqualität zu gewinnen und ernsthafte Erkrankungen ausschließen zu können. Unter Umständen ist eine Krankschreibung möglich.
Wie kann ich Gleichgewichtsstörungen vorbeugen?
Garantien gibt es nicht, aber eine aktive Lebensweise bei ausgewogener Ernährung und reichlicher Flüssigkeitszufuhr sorgt für ein allgemein besseres Befinden und kommt auch dem Gleichgewicht zugute. Sollten Sie bereits an Schwindelattacken oder Koordinationsstörungen leiden, möglicherweise infolge einer Erkrankung, kann Ihnen der Arzt zu vorbeugenden Maßnahmen raten.
Hilft Sport gegen Gleichgewichtsstörungen?
Garantien gibt es nicht, aber eine aktive Lebensweise bei ausgewogener Ernährung und reichlicher Flüssigkeitszufuhr sorgt für ein allgemein besseres Befinden und kommt auch dem Gleichgewicht zugute. Sollten Sie bereits an Schwindelattacken oder Koordinationsstörungen leiden, möglicherweise infolge einer Erkrankung, kann Ihnen der Arzt zu vorbeugenden Maßnahmen raten.
Quellen
- https://www.aerzteblatt.de/archiv/143233/Periphere-und-zentrale-vestibulaere-Schwindelformen
- https://www.aerzteblatt.de/archiv/170767/Schwindel-und-Gangunsicherheit-im-Alter
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2004/daz-36-2004/uid-12568
- https://www.pflege.de/krankheiten/oberschenkelhalsbruch/
Nadine Leclair
- Zuletzt aktualisiert: 27. Dezember 2023
Dieser TeleClinic-Ratgeber wurde nach höchstem wissenschaftlichen Standard von unseren Medizinredakteuren verfasst. Die Artikel sollen Ihnen lediglich Erstinformation zu diversen Themen bieten und können keine ärztliche Diagnose ersetzen. Gerne beraten Sie erfahrene Ärzte weiterführend in einem Online-Arztgespräch.