
Juckreiz-Ratgeber
Kurzfassung
- Juckreiz ist eine quälende Missempfindung der Haut oder Schleimhaut.
- Es gibt über 100 verschiedene Ursachen für Juckreiz.
- Durch verschiedene Hausmittel und Medikamente kann der Juckreiz gelindert werden.
- Wenn der Juckreiz ungewöhnlich lange anhält, sollte eine Ärztin bzw. ein Arzt konsultiert werden.
- Der erste Ansprechpartner ist neben der Hausärztin/dem Hausarzt der Dermatologe.

Juckreiz, was ist das genau?
Juckreiz (Pruritus) ist eine Missempfindung und quälende Sinneswahrnehmung der Haut, die zum Kratzen verleitet. Dies kann sich auf der Haut manchmal auch auf der Schleimhaut abspielen und ist geprägt vom Verlangen nach Kratzen, Scheuern und Reiben der juckenden Körperpartien. Es gibt über 100 verschiedene Ursachen für Juckreiz.
Man spricht von chronischer Pruritus, wenn der Juckreiz trotz Behandlung über sechs Wochen anhält.
Es werden zwei Hauptformen von Juckreiz unterschieden:
Auf veränderten Hautpartien | Auf “normaler” Haut |
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Was man selber tun kann
- Trockene Haut vermeiden: Verzicht auf trockenes Raumklima, häufiges Duschen, Saunagänge oder alkoholhaltige Pflegeprodukte.
- Hautpflege: Rückfettende und feuchtigkeitsspendende Mittel verwenden, besonders nach dem Duschen oder Baden.
- Vermeiden von Reizfaktoren wie sehr scharfes Essen, Alkohol, Stress.
- Baumwollhandschuhe gegen Kratzattacken im Schlaf tragen (besonders bei Kindern).
- Hautschonendes Baden in lauwarmem Wasser maximal 20 Minuten und anschließendes sanftes Trocknen. Nicht mit dem Handtuch rubbeln, sondern besser ganz sanft trocken tupfen.
- Luftige Kleidung tragen, die nicht am Körper scheuert oder die Haut reizt.
- Kühle und feuchte Umschläge (mit Quark, Schwarztee oder etwas Essig) können zur akuten Linderung eingesetzt werden.
- Entspannungstechniken wie Yoga, autogenes Training oder progressive Muskelentspannung helfen beim Stressabbau.
Juckreiz lindern
Neben Hausmitteln stehen verschiedene Medikamente und wirkstoffhaltige Cremes zur Verfügung, die bei der Linderung von Juckreiz helfen können.
- Cremes und Lotionen mit Methanol, Kampfer, Lidocain oder Polidocanol beruhigen und betäuben kurzfristig.
- Zinkhaltige Pasten helfen bei juckenden Ausschlägen in Hautfalten.
- Antihistaminika helfen vor allem, wenn der Juckreiz allergiebedingt ist. Sie sind besonders sinnvoll, wenn das Jucken im Schlaf anhält, da zu einer ihrer Nebenwirkungen Müdigkeit zählt.
- Im Notfall hilft Cortison. Entweder als cortisonhaltige Creme oder Salbe, in manchen Fällen auch durch innerliche Anwendung.
Ursachen von Juckreiz
Es gibt über 100 verschiedene Ursachen für Juckreiz. Oftmals lässt sich das Missempfinden auf einen simplen Auslöser zurückführen. Juckreiz ist zunächst kein Grund, sich ernsthafte Sorgen zu machen, hält er allerdings ungewöhnlich lange an oder treten begleitende Symptome auf, sollten Sie eine Ärztin bzw. einen Arzt konsultieren.
Im Folgenden werden verschiedene mögliche Ursachen von Juckreiz aufgezählt. Die Reihenfolge der möglichen Auslöser ist dabei willkürlich gewählt.
Allergien und Tiergiftkontakt
Allergien und Pseudoallergien
Manche Substanzen reizen die Haut, die dann den hochaktiven Botenstoff Histamin mobilisiert und den Juckreiz vermittelt. Man spricht von einer Allergie, wenn der Körper auf eigentlich harmlose Stoffe sensibel reagiert. Der Körper bildet dann bestimmte Abwehrstoffe. Bei dem nächsten Kontakt zum Allergen (auch Spuren des Allergens können ausreichen), verbinden sich die Abwehrstoffe mit diesem. Es kommt zu einer Freisetzung von Histamin. Auch bestimmte Lebensmittel können diese Reaktion hervorrufen.
Nahrungsmittel
Nicht nur der direkte Kontakt von einem Allergen zur Haut, sondern auch bestimmte Nahrungsmittel können Allergien oder Pseudoallergien auslösen (auch sogenannte Kreuzallergien sind hier möglich).
Häufige Auslöser:
- Reifer Käse
- Fisch
- Nüsse
- Sauerkraut
- Rotwein
- Hefe
- Bananen
- Tomaten
- Schokolade
- Tee
- Kaffee
Bei Nahrungsmittelallergien tritt juckender Hautausschlag oft in Kombination mit Verdauungsbeschwerden (Durchfall, Bauchschmerzen, Erbrechen) und/oder Atembeschwerden auf.
Medikamente
Manche Antibiotika, Antidepressiva, Hormonpräparate und entzündungshemmende Mittel können allergische Reaktionen hervorrufen. Auch pseudoallergische Arzneimittelreaktionen sind möglich, oftmals bei Entzündungshemmern (Acetylsalicylsäure), ACE-Hemmern, Opiaten und Röntgenkontrastmitteln. Die Allergien äußern sich häufig durch juckende Hautauschläge, sog. Arzneimittelexantheme z.B. in Form von roten Flecken, erhabene oder blasige, juckende Rötungen (Quaddeln, Nesselsucht). Die Hautreaktion entsteht innerhalb von ein paar Tagen bis zu acht Wochen nach Beginn der Therapie. Nach einer Einnahmepause verschwinden die Symptome in der Regel und treten bei erneuter Einnahme wieder auf.
Anzeichen einer schweren Arzneimittelreaktion:
- Fieber
- Atembeschwerden
- Schluckbeschwerden
- Kreislaufschwäche
Falls diese Symptome auftreten, sollten Sie umgehend den Notarzt rufen oder sich in ärztliche Behandlung begeben.
Tiergiftkontakt
Verschiedene Insektenstiche oder Bisse (Mücken, Wespen, Bienen, etc.) können starken Juckreiz zur Folge haben.
Bei manchen Tieren reicht jedoch nur der simple Kontakt (z.B. in Form von Tierhaaren) aus, um eine Hautreaktion und Juckreiz zu provozieren.
Bekannt ist, dass der Kontakt zu Fangarmen einer Qualle Nesselgifte freisetzt, die auf der Haut zu starken Verbrennungen und Juckreiz führen können. Je nach Quallenart kann ein solcher Kontakt sehr gefährlich werden und teilweise sogar bis zum Tod führen (z.B. Würfelqualle).
Ähnliche Reaktionen können durch die Haare des Eichenprozessionsspinners ausgelöst werden. Die Raupenhaare können abbrechen und vom Wind weit getragen werden. Auf der menschlichen Haut lösen die Härchen mit ihren Widerhaken einen mechanischen sowie mit Nesselgiften einen chemischen Reiz aus (Raupendermatitis), der zu Ausschlag, Quaddeln, rötlichen Knötchen und Juckreiz führt. Falls die Härchen eingeatmet werden, kann es zu asthmaartiger Atemnot kommen.
Außerdem können sowohl bei Quallen als auch bei den Haaren des Eichenprozessionsspinners Symptome wie Fieber, Müdigkeit und Schwindel als Begleiterscheinung auftreten. In diesem Fall sollte eine Ärztin/ein Arzt konsultiert werden.
Hautauffälligkeiten
Überempfindlichkeit gegen Licht (Lichtdermatosen) entstehen durch Substanzen, die die Haut besonders lichtempfindlich machen.
Die Sonnenallergie (polymorphe Lichtdermatose) ist nicht eindeutig allergisch, da die Entstehung unklar ist. Betroffen sind meist Kinder und junge Frauen mit hoher Lichtempfindlichkeit. Am ausgeprägtesten sind die Reaktionen im Gesicht, am Hals, im Dekolleté und an den Gliedmaßen. Die Symptome sind zusätzlich zum Juckreiz: Rötungen, Knötchen, größere erhabene Plaques und Bläschen.
Bei der photoallergischen Dermatitis wird die Haut aufgrund von UV-Strahlung gegen Stoffe sensibilisiert. Dadurch entsteht eine Allergie gegen den entsprechenden Stoff (z.B. Duftstoffe, Sonnenschutzmittel, Desinfektionsmittel, Medikamente, etc.). Bei Kontakt zum entsprechenden Stoff können Knötchen, Rötungen, kleine Bläschen und nässende, schuppende und juckende Hautveränderungen entstehen. Nach Abklingen der Symptome können leichte, hellbraune Hautverfärbungen zurückbleiben.
Ein aktinisches Retikuloid ist eine chronische, allergische Lichtreaktion der Haut (aktinisch = durch Strahlung erzeugt). Dabei entsteht eine Ansammlung von weißen Blutkörperchen (Lymphozyten) in der Licht ausgesetzten Haut, was zu ekzemartigen Rötungen, Schuppen, Knötchen und größeren Erhabenheiten (Plaques) mit starkem Juckreiz führen kann.
Ekzeme
Bei Ekzemen handelt es sich um entzündliche, meist juckende, ursprünglich nicht infizierte Hautausschläge. Sie sind die häufigste Hauterkrankung. Verletzte, meist aufgekratzte Haut ist außerdem durchlässiger für Bakterien, Viren und Pilze, was zu zusätzlichen Infektionen und Hautschäden führen kann, wie zum Beispiel bei der Windeldermatitis.
Ekzeme sind überall auf der Haut möglich.
Es gibt viele verschiedene Auslöser und Formen von Ekzemen:
Das allergische Kontaktekzem (Kontaktdermatitis) beruht auf einer Spättyp-Allergie und kann zum Teil erst Jahre nach dem ersten Kontakt zum Auslöser auftreten. Typische Ursachen sind Medikamente, Kosmetika, Reinigungsmittel, Arbeitsstoffe, physikalische Reize oder Chemikalien in Textilien. Die ersten Symptome sind meist eine akute Rötung und Schwellung nach Kontakt zum Allergen, gefolgt von nässenden Bläschen und starkem Juckreiz und später trockene, schuppende Haut mit Knötchen. Leicht reizbare, allergiebereite Haut verträgt häufig verschiedene Fasern nicht.
Das toxische Kontaktekzem entsteht durch eine unmittelbare hautschädigende Wirkung des verantwortlichen Stoffes (z.B. Chemikalien wie Säuren, Laugen, Seifen oder durch physikalische Reize wie Sonnenlicht oder starke Temperaturschwankungen). Ein Juckreiz entsteht dabei eher selten, es sei denn, es entwickelt sich eine Allergie.
Allergische und toxische Ekzeme sind oft schwer voneinander zu unterscheiden.
Ein nummuläres Ekzem ist eine münzförmige, gruppierte Hautveränderungen, die meist an den Unterarmen und Unterschenkeln oder im Gesicht auftritt. Es steht oft im Zusammenhang mit einem bakteriellen Infektionsherd im Körper.
Es gibt verschiedene Ursachen für ein dyshidrotisches Ekzem, zum Beispiel allergische oder toxische Kontaktdermatitis oder Neurodermitis. Oft sind junge Menschen betroffen, Frauen häufiger als Männer. In der Akutphase entstehen dicht beieinander liegende, stark juckende Bläschen an den Innenflächen der Hände, zwischen den Fingern oder an den Fußsohlen, die eine helle Flüssigkeit enthalten. Bei einer chronischen Entwicklung kommt es zu einer Schuppenbildung, zu Rissen und einer verstärkter Verhornung.
Neurodermitis (atopische Dermatitis) tritt häufig schon im ersten Lebensjahr auf. Es handelt sich um eine teils genetisch bedingte Erkrankung, bei der die Barrierefunktion der Haut gestört ist und somit die Empfindlichkeit der Haut erhöht. Die genaue Ursache ist jedoch nicht vollständig geklärt. Neurodermitis zählt wie Heuschnupfen und allergisches Asthma zu atopischen Erkrankungen. Die geröteten, entzündeten und juckenden Hautstellen (Ekzeme) bei Neurodermitis treten bei Kindern und Jugendlichen typischerweise in den Beugen der Gliedmaßen, an den Handgelenken, Händen, am Hals und Nacken auf. Es sind verschiedene Verlaufsformen möglich, viele Kinder werden mit der Zeit beschwerdefrei.
Knötchenflechte (Lichen ruber planus) gehört zu den Autoimmunerkrankungen. Bei einer ekzem-ähnlichen Knötchenflechte werden die Zellen der obersten Hautschicht angegriffen. Es bilden sich rötliche bis bräunliche, matt-glänzende, flache, stark juckende Knötchen (Papeln) mit herdförmiger Anordnung auf weißlicher oder netzförmiger Streifung der Haut oder Schleimhaut. Wenn die Haut durch Kratzen beschädigt wird, können stärker verfärbte Hautflecken zurückbleiben. Bei einem schweren Verlauf können Nagelschäden, Veränderungen der Kopfhaut und an den Schleimhäuten auftreten. Auch Haarausfall ist eine mögliche Folge.
Akne (Acne vulgaris):
Akne entsteht vor allem im Gesicht, am Dekolleté, Nacken, den Oberarmen und Schultern. Die Talgdrüsen sind bei Akne vermehrt aktiv. Das verhornende Material verstopft die Drüsenausgänge, wodurch Mitesser entstehen. Diese können sich entzünden und aufplatzen, wodurch sich Knötchen und Pusteln bilden. Die Entzündung kann das gesamte Gebilde aus Haarbalg und Talgdrüse erfassen. Es entstehen tiefgehende, entzündliche Knoten und Gänge, die sich mit eigenen Poren nach außen öffnen (Fisteln), Abszesse und schließlich Narben. Die schwere Form der Akne betrifft Männer häufiger als Frauen.
Schuppenflechte (Psoriasis):
Schuppenflechte ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung. Das vorherrschende Symptom sind glänzende, silberfarbene bis weißliche Schuppen auf geröteter Haut, oftmals an den Streckseiten der Arme, an den Händen und Beinen, am Ellbogen und an den Knien. Aber auch die Kopfhaut, Brust, Achselhöhlen, Rücken, Gesäßfalte und Genitalbereich können betroffen sein. Psoriasis ist nicht zwingend mit Juckreiz verbunden, er kann jedoch als Begleiterscheinung vorkommen.
Blasenbildende Hautauffälligkeiten
Blasenbildende Hautauffälligkeiten gehören zu den Autoimmunkrankheiten der Haut und verlaufen chronisch und teils in Schüben.
Dermatitis herpetiformis Duhring (DHD) betrifft häufiger Männer als Frauen und allgemein eher jüngere Altersgruppen (20-50 Jahre). Bei dieser Erkrankung bildet das Immunsystem Antikörper gegen bestimmte Hautstrukturen und Gluten (häufig mit Zöliakie verbunden). Dadurch entstehen Bläschen oder Blasen in Gruppen auf geröteter, entzündeter Haut an Ellbogen und Knien, der Schulter und der Steißbeingegend. Die Stellen schmerzen und es entwickelt sich ein brennender Juckreiz. Durch Kratzen entstehen Wunden, Krusten und Narben. In manchen Fällen tritt der Juckreiz auch vor der Hautveränderung auf.
Bullöses Pemphigoid: Diese Autoimmunerkrankung tritt meistens bei Leuten über 60 Jahren auf. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Als Auslöser kommen Medikamente und UV-Strahlen infrage. Bei dieser Erkrankung bilden sich unterschiedlich große, prall gefüllte, feste Blasen auf normaler oder geröteter Haut, die manchmal erst nach längerer Krankheitsdauer entstehen. Weitere Symptome sind Schmerzen, starkes Jucken und manchmal auch Knötchen an den betroffenen Stellen. Beim Öffnen der Blasen entstehen flache Wunden und Krusten, meist jedoch keine Narben. Betroffene Körperstellen sind die Beugeseite der Arme, die Innenseite der Oberschenkel, der Bauch, die Achseln, die Mundschleimhaut und die Augenbindehaut.
Nesselsucht (Urtikaria) tritt in verschieden starken Ausprägungen auf. Charakteristisch für Nesselsucht sind stark juckende Quaddeln an unterschiedlichen Körperstellen. Es bilden sich Wasseransammlungen in den oberflächlichen Anteilen der Haut, die im Zusammenhang mit physikalischen Reizen wie Kälte, Wärme, Druck oder Wasser entstehen. Nesselsucht kann spontan, akut oder chronisch auftreten.
Mastozytose:
Mastozytose ist der Oberbegriff für einige seltene Krankheiten, bei denen sich Mastzellen, die Reiz- und Botenstoffe wie Histamin ausschütten, vermehrt ansammeln. Diese spielen bei Allergien und Entzündungen eine Rolle.
Hautmastozytose ist eine spontane Störung der Mastzellen. Die häufigste Form heißt Urticaria pigmentosa, bei der ganze Bereiche der Haut und Schleimhäute mit kleinen, rötlich-braunen Flecken oder Knötchen besetzt sind. Bei Kindern können sich größere Hautveränderungen entwickeln. Typisch für Hautmastozytose ist eine spontane Schwellung, Rötung und Juckreiz aufgrund von mechanischer Reizung. Die Krankheit ist entweder von Geburt an vorhanden oder entsteht im Laufe der Kindheit oder Jugend und verschwindet meistens im Erwachsenenalter wieder.
Systemische Mastozytose ist eine Mastzellanhäufung in anderen Organen als der Haut, überwiegend im Knochenmark. Die Krankheit entsteht durch eine spontane Genveränderung und verläuft schleichend-chronisch. Die tumorähnlichen Veränderungen, die meist das Knochenmark betreffen, können gut- und bösartiger Art sein.
Trigger (auslösende Reize), die zu einer Freisetzung der Entzündungsstoffe führen können oder darauf Einfluss nehmen:
- Nahrungs- und Genussmittel
- Medikamente
- Giftstoffe
- Physikalische Phänomene wie starke Temperaturänderungen, Druck oder Reiben der Haut
- Sportliche Aktivität
- Schlafmangel
- Hormonwirkungen
- Psychische Faktoren wie Stress und Aufregung
Die Symptome sind abhängig davon wo und wie viele Mastzellen sich ansammeln. Bei Hautbeteiligung ist das Hauptsymptom Juckreiz. Wie stark die Beschwerden der Patientinnen und Patienten mit systemischer Mastozytose sind, ist sehr unterschiedlich. Bei starken Reaktionen sind folgende Symptome möglich:
- Krankheitsgefühl
- Gewichtsverlust
- Bauchschmerzen
- Übelkeit
- Durchfall
- Kopfschmerzen
- Fieber
- Hitzewallungen
- Absinken des Blutdrucks
Erkrankungen und weitere Ursachen
Erkrankungen der Leber und Gallenwege
Verschiedene Entzündungen können die Gallenbildung in der Leber oder den Übertritt der Galle in die Gallenwege beeinträchtigen. Dies passiert zum Beispiel bei einer primär-biliären Zirrhose, von der meist Frauen betroffen sind oder bei einer primär sklerosierenden Cholangitis. Die Gallengänge innerhalb und außerhalb der Leber entzünden sich. Bei beiden Erkrankungen ist Juckreiz eines der Frühsymptome.
Ein Gallenstau kann auch durch einen Gallengangsverschluss durch Steine, einen Tumor (der Gallenwege oder der Bauchspeicheldrüse) oder einen Darmparasit entstehen.
Verschiedene Medikamente wie Erythromycin, Hormonpräparate wie die Pille oder Phenothiazin können ebenfalls das Leber-Galle-System angreifen.
Juckreiz kann außerdem ein frühes Symptom von Leberzirrhose, Gelbsucht oder Hepatitis C sein.
Blutkrankheiten
Ein Eisenmangel im Blut kann sich mit Blutarmut, trockener Haut und Juckreiz manifestieren.
Polycythaemia vera ist eine Erkrankung, bei der die Anzahl der Blutzellen, vor allem rote Blutkörperchen, erhöht ist, verursacht durch eine genetisch bedingte Stammzellenstörung im blutbildenden Knochenmark.
Nährstoffmangel und Stoffwechselkrankheiten
Zinkmangel und Mangel an bestimmten Vitaminen sowie Vitamin-Überdosierungen können die Ursache für Juckreiz sein.
Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, Gicht und Funktionsstörungen der Schilddrüse können ebenfalls Juckreiz auslösen.
Infektionskrankheiten
Krankheiten wie Windpocken, Herpes-Infektionen, Masern, Röteln oder Scharlach sind mögliche Auslöser von Juckreiz. Auch eine HIV-Infektion kann Juckreiz auslösen.
Krebserkrankungen
Morbus Hodgkin, eine Form des Lymphdrüsenkrebs, löst einen Juckreiz am gesamten Körper oder nur im Bereich der Lymphknoten aus. Diese Symptome können schon Jahre vor Entstehen des bösartigen Tumors auftreten.
Mycosis fungoides ist ein mäßig bösartiger Lymphdrüsenkrebs, der sich größtenteils über die Haut durch Juckreiz und schuppende, rötliche Ausschläge bemerkbar macht.
Krebserkrankungen wie Bronchial- oder Magenkarzinome, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Darm-, Brust-, Gebärmutter- oder Prostatakrebs können in seltenen Fällen ebenfalls Juckreiz als Symptom haben, da sich die Immunreaktionen bei solchen Erkrankungen verändern.
Neurologische Ursachen
Einige Erkrankungen des Zentralnervensystems können zusätzlich zu neurologischen Symptomen auch Juckreiz in einzelnen Hautarealen hervorrufen, z.B. Multiple Sklerose, Hirntumore, Schlaganfälle oder Morbus Parkinson.
Schwangerschaft
Ab dem Zeitpunkt, an dem der Bauch beginnt zu wachsen, kann die sonst ungewohnte Dehnung der Haut zu Juckreiz führen. Außerdem verändert sich der Hormonhaushalt in der Schwangerschaft, was ebenfalls Symptome wie Jucken hervorrufen kann.
Falls sich ein starker Juckreiz entwickelt, sollten Frauen dies mit ihrer Gynäkologin bzw. ihrem Gynäkologen besprechen, um mögliche krankheitsbedingte Ursachen auszuschließen.
Psychische Ursachen
Psychische Belastung (z.B. Stress oder Nervosität) kann sich auf die Haut auswirken. Hautauffälligkeiten wie Neurodermitis können sich verschlechtern, wenn die betroffene Person unter Stress steht.
Psychische Erkrankungen wie z.B. Depressionen oder Magersucht können ebenfalls mit ausgeprägtem Juckreiz am gesamten Körper einhergehen.
Hautparasiten
Flöhe
Relevant sind hauptsächlich auf den Menschen überspringende Hunde- und Katzenflöhe. Die Stiche der Flöhe sind meist in Reihen und Gruppen angeordnet, da der Floh eine “Probebohrung” durchführt, bis er auf ein geeignetes Blutgefäß trifft. Von den dabei entstandenen Wunden geht ein starker Juckreiz aus.
Läuse
Läuse nisten an den Haaren auf dem Kopf oder im Intimbereich (Filzläuse) und pflanzen sich dort fort. Ihre Bisse hinterlassen rote, juckende Stellen, die sich aufgekratzt entzünden können.
Bettwanzen
Bettwanzen konzentrieren sich meistens auf die nicht bekleidete Haut an Armen und Beinen. An den Bissstellen entstehen grüppchenweise Quaddeln. Bei empfindlichen Personen können auch Einblutungen und flache Blasen entstehen. Während allergische Reaktionen wie Asthma möglich sind, reagieren manche Menschen gar nicht oder nur sehr schwach auf die Bisse der Wanzen.
Krätzmilben
Nachts auftretender Juckreiz zwischen den Fingern und Zehen, unter den Achseln, am Nabel oder im Genitalbereich kann von den Bissen der Krätzmilben (Krätze) kommen. Die Milbe gräbt sich in die oberste Hautschicht ein und legt dort ihre Eier sowie Ausscheidungen ab. Die stäbchenförmigen Tunnel der Milbe sind mit dem bloßen Auge nicht sichtbar. Durch engen Körperkontakt ist eine Übertragung der Milben auf andere Personen, z.B. den Partner möglich. Durch Kratzen gereizte Haut ist anfälliger für Bakterien und Infektionen, die Entzündungen und eitrige Ausschläge zur Folge haben können.
Juckreiz an verschiedenen Körperstellen
Kopf und Gesicht
Ein typischer Auslöser von Juckreiz am Kopf, abgesehen von Kopfläusen, ist Kontaktdermatitis, die durch Haarpflegemittel oder Cremes ausgelöst werden kann.
Eine weitere Ursache kann ein seborrhoisches Ekzem sein, das auf Veränderungen der Hautflora und Hautfette beruht.
Bart
Juckreiz bei einem neu wachsendem Bart ist normal und kann mit richtiger Pflege gut behandelt werden. Zur normalen Bartpflege gehört regelmäßiges Duschen und Waschen mit milden Shampoos sowie die Pflege mit einer Spülung, um das Gesichtshaar weicher zu machen. Außerdem lässt sich der Bart gut in Wuchsrichtung kämmen, wenn er noch feucht ist. Abstehende Haarspitzen, querliegende Haare und sonstiger Wildwuchs kann getrimmt werden. Bei regelmäßiger Rasur können juckende Rasierpickel und eingewachsene Haare entstehen. Dies kann mit für den jeweiligen Hauttyp geeignetem Gesichtswasser und After-Shave-Produkten, der richtiger Rasiertechnik und rückfettenden Produkten verhindert werden. Akne kann durch Rasieren zunehmen.
Augen
Eine häufige Ursache von juckenden Augen sind allergische Bindehautentzündungen, bei denen das Auge Schleim abgibt. Die Bindehaut ist meist gerötet oder glasig geschwollen. Ausgelöst wird sie meist durch Heuschnupfen.
Auch trockene Augen können eine Ursache von juckenden und brennenden Augen sein.
Ohren
Große Mengen Ohrenschmalz können Juckreiz im Ohr auslösen.
Bei einer Entzündung vom äußeren Anteil des Ohrs (Otitis externa) kann es auch zu einem Juckreiz kommen. Ursachen können Entzündungen kleiner Verletzungen oder allergische Reaktionen sein.
Intimbereich bei Frauen
Entzündungen im Intimbereich der Frau (Vulvitis) kommen relativ häufig vor und können verschiedene Ursachen haben.
Zu enge, scheuernde Kleidung sowie synthetische, wenig atmungsaktive Fasern können zu Juckreiz führen (z.B. Polyesther).
Auch Chlamydien oder Pilzinfektionen können Juckreiz auslösen.
Pilze gehören zum normalen Ökosystem der Vagina. Das natürliche Milieu kann z.B. durch eine Veränderung des Hormonspiegels z.B. nach den Wechseljahren, bei einer Hormonbehandlung (Pille), in der Schwangerschaft oder bei der Einnahme von Antibiotika aus dem Gleichgewicht geraten. Pilze können Überhand nehmen und eine Entzündung auslösen (Scheidenpilz). Risikofaktoren die eine Entwicklung von Scheidenpilz begünstigen, sind Diabetes mellitus und mangelhafte oder falsche Hygiene. Weitere Symptome sind Rötung, krümeliger, weißer Ausfluss, Brennen beim Wasserlassen und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.
Weitere Auslöser von Juckreiz im Intimbereich der Frau sind allergische Reaktionen auf z.B. Intimpflegemittel oder Scheidenentzündungen (Vaginitis, Kolpitis), die häufig zu Ausfluss und Juckreiz führen.
Intimbereich der Männer
Bei einer geschwächten Abwehr können sich Erreger im Penis-Bereich ausbreiten, was zu einer sogenannten Candida-Balanitis führen kann, einem Penis-Pilz.
Auch bei Männern können Pilzinfektionen auftreten, die von Diabetes und der Einnahme von Antibiotika begünstigt werden. Es besteht Ansteckungsgefahr beim Geschlechtsverkehr. Neben dem Juckreiz können folgende Symptome auftreten: Rötung der Eichel, Brennen, Schmerzen und teilweise Ausfluss. Die Entzündung kann teilweise auch auf die Harnröhre übergehen.
After
Meist sind äußere Faktoren wie einengende Kleidung, synthetische, wenig atmungsaktive Fasern, unsachgemäße Hygiene oder der Gebrauch von z.B. Feuchttüchern die Auslöser von Juckreiz am After. Weitere Ursachen können Hefepilze sein, die sich im feucht-warmen Milieu gut verbreiten können.
Stauungszustände im unteren Darmbereich im Zusammenhang mit Hämorrhoiden oder Enddarm- und Analentzündungen (Proktitis) können ebenfalls für einen Juckreiz verantwortlich sein.
Wann zur Ärztin/zum Arzt?
- Bei wiederkehrendem oder lang anhaltendem Juckreiz ohne erkennbaren Grund.
- Bei Juckreiz, der länger als sechs Wochen lang anhält.
- Wenn Begleitsymptome wie Fieber, Abgeschlagenheit, Hautausschlag, etc. auftreten.
- Wenn die Haut neben dem Juckreiz andere Veränderungen aufweist.
Was macht die Ärztin/der Arzt?
Die Ursache von Juckreiz zu finden ist nicht immer einfach. Als erster Ansprechpartner gilt die Hautärztin/der Hautarzt (Dermatologe). Dieser erkennt Hautveränderungen und Hauterkrankungen. Falls die Ursache nicht äußerlicher Herkunft ist, kann eine Internistin/ein Internist oder auch eine Psychiaterin/ein Psychiater hinzugezogen werden.
Bei dem Arztbesuch fragen Ärztinnen und Ärzte im Patientengespräch nach den Symptomen, wann genau und wie oft diese vorkommen, wie stark sie sind und ob sie sich lindern lassen. Außerdem ist es für die Ärztin/den Arzt wichtig zu wissen, ob die Patient*innen Medikamente einnehmen, kürzlich Urlaub im Ausland gemacht haben oder im engeren Freundes- bzw. Familienkreis Parasiten aufgetaucht sind.
Danach erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der die Haut genauestens betrachtet wird und Organe wie Leber, Milz, Lymphknoten und Nieren abgetastet werden.
Falls keine Ursache für den Juckreiz gefunden werden kann, werden Blutuntersuchungen vorgenommen, um die Entzündungswerte zu betrachten. Auch Abstriche der Haut und den Schleimhäuten können hilfreich sein, um diese unter dem Mikroskop auf Parasiten, Pilze oder Bakterien zu untersuchen.
Quellen
- https://www.apotheken-umschau.de/haut/juckreiz
- https://www.netdoktor.de/symptome/juckreiz/
- https://www.optiderm.de/juckende-haut/

Fabian Bohn
- Zuletzt aktualisiert: 6. März 2025
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